Amanda Knox kann Kasse machen
ROM/SEATTLE - Die Erleichterung war ihr anzusehen: Nach dem spektakulären Freispruch ist Amanda Knox nach vier Jahren Gefängnis in Italien wieder in ihrer Heimatstadt Seattle angekommen. Mit ihrer hollywoodreifen Geschichte rund um Mord, Sex und Intrigen könnte sie dort eine Menge Geld machen.
Amanda Knox’ Freunde bereiteten der 24-Jährigen am Flughafen einen stürmischen Empfang. Das US-Fernsehen hatte Kameras aufgebaut, Fans hielten Transparente mit selbst gemalten Herzen hoch.
Nach ihrem Flug in der Business Class – es gab Krabbensalat, geräucherten Lachs und Champagner – trat Knox am Dienstagabend (Ortszeit) zusammen mit ihren Eltern vor die Presse. Sie sei „wirklich überwältigt”, sagte sie mit zitternder Stimme. Sie wolle sich bei allen bedanken, „die an mich glaubten, mich verteidigten und meine Familie unterstützten.” Jetzt wolle sie vor allem Zeit mit ihrer Familie verbringen. Knox’ Vater erklärte, seine Tochter werde vermutlich an die Universität von Washington zurückkehren und ihren Abschluss machen.
Zwar hat das italienische Geschworenengericht die US-Amerikanerin und ihren Ex-Freund Raffaele Sollecito in zweiter Instanz überraschend freigesprochen. Ihre vorangegangene Verurteilung zu 26 Jahren Haft für die Ermordung der britischen Studentin Meredith Kercher im Jahr 2007 gibt trotzdem genügend Stoff her, um Knox Millionen zu sichern. Aus dem Drama um einen spektakulären Mord, junge und attraktive Protagonisten, die mittelalterliche Kulisse des Tatorts Perugia und eine unerwartete Wende von der Verurteilung zum Freispruch ließe sich eine Menge Geld schlagen.
Versuche gab es schon: Der erste Film, in dem Hayden Panettiere, Ex-Freundin von Wladimir Klitschko, Amanda Knox spielte, wurde in einer gekürzten Version im TV gezeigt und bekommt jetzt ein Update. Wie der „Guardian” berichtet, plant auch der britische Regisseur Michael Winterbottom einen Film. Dabei soll auch Oscar-Gewinner Colin Firth („The King's Speech”) mitspielen – und als Journalist über das Verfahren berichten. Außerdem habe ein amerikanischer TV-Sender Knox einen Privatjet angeboten und Millionen für ein Interview in Aussicht gestellt. Ihre Familie habe angekündigt, dass Knox ein Buch schreiben wolle – das sei ihre Art, mit der Sache fertig zu werden. Knox selbst äußerte sich noch nicht zu ihren Plänen. Nur Werbung wolle sie nicht machen, sagte einer ihrer Vertrauten.
Wie schnell die Vermarktungsmaschine nach einem spektakulären Verbrechen anspringen kann, zeigen andere Fälle. Natascha Kampusch verdiente nach ihrer Gefangenschaft horrende Summen mit Interviews. Allein der österreichische Rundfunk ORF verkaufte eine Minute für 2000 Euro – Kampusch verdiente mit. Jörg Kachelmanns Ex-Geliebte ließ sich für ihr Exklusiv-Interview von der „Bunten” 50000 Euro bezahlen.
Auch Amanda Knox könnte fünf bis zehn Millionen Dollar mit ihrer Geschichte verdienen, so PR-Experten. Das Geld könnte sie gebrauchen: Ihre Familie hat Spitzenanwälte, einen PR-Spezialisten und Flüge bezahlt. Knox selbst muss wegen Verleumdung 22000 Euro bezahlen, weil sie den Barbesitzer Diya Lumumba des Mordes beschuldigt hatte.
Wendungen kann es dennoch geben: Die Staatsanwälte wollen Berufung einlegen. Und wenn Knox und ihr Ex-Freund unschuldig sind, wer sind die Mittäter des Verurteilten Rudy Guede? Alles ist offen – ganz wie mitten in einem Hollywood-Streifen.
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