Amanda Knox: Jahrelanger Rechtsstreit
Der Prozess gegen die US-Studentin Amanda Knox zieht sich jetzt schon seit mehr als vier Jahren. Am Donnerstag droht ihr eine neue Verurteilung.
Florenz - Die US-Studentin Amanda Knox erwartet am Donnerstag in Abwesenheit ein weiteres Urteil im langjährigen Rechtsstreit um den Mord an der britischen Austauschstudentin Meredith Kercher im italienischen Perugia. Sie wird verdächtigt, Kercher im Jahr 2007 gemeinam mit ihrem damaligen italienischen Freund Raffaele Sollecito ermordet zu haben. Auf einen Schuldspruch folgte ein Freispruch und schließlich ein neues Verfahren. Ein Überblick:
2007
2. November: In einer Wohngemeinschaft im norditalienischen Perugia wird Kercher tot aufgefunden – halbnackt, mit durchschnittener Kehle und weiteren Stichwunden. Die Wohnung teilte sich Kercher mit Knox.
6. November: Die Polizei nimmt Knox, Sollecito und den Barbesitzer Patrice Lumumba fest, nachdem Knox ausgesagt hatte, sie sei während des Mordes im Haus gewesen. Knox beschuldigt Lumumba der Tat, zieht die Aussage aber später zurück.
20. November: In Deutschland wird der Ivorer Rudy Guede festgenommen. Er war aus Perugia geflohen, nachdem DNA-Tests ihn mit dem Mord in Verbrindung gebracht hatten. Guede wird nach Italien ausgeliefert, Lumumba kommt auf freien Fuß.
2008
28. Oktober: Guede wird wegen Mordes und sexueller Misshandlung Kerchers zu 30 Jahren Haft verurteilt. Im Berufungsverfahren wird das Strafmaß im Dezember 2009 auf 16 Jahre gesenkt. Guede hatte zuvor Kerchers Familie um Verzeihung gebeten.
2009
16. Januar: Der Prozess gegen Knox und Sollecito beginnt in Perugia.
5. Dezember: Die Angeklagten werden schuldig gesprochen. Knox wird zu 26 Jahren Haft, Sollecito zu 25 Jahren verurteilt.
2010
22. März: Im Urteil des Berufungsverfahrens gegen Guede heißt es, dieser habe zwar Kercher vergewaltigt, sie aber nicht getötet. Die Britin sei während der sexuellen Misshandlung gestorben, an der neben Guede auch Sollecito und Knox beteiligt gewesen seien.
24. November: Der Berufungsprozess gegen Knox und Sollecito beginnt in Perugia.
18. Dezember: Das Gericht ordnet eine Überprüfung des forensischen Beweismaterials an. Die DNA-Spuren an der mutmaßlichen Mordwaffe – einem Küchenmesser – und an Kerchers BH sollen neu untersucht werden.
2011
25. Juli: Unabhängige Experten äußern vor Gericht Zweifel an der Stichhaltigkeit der DNA-Proben. Die DNA sei vermutlich wegen schlampiger Arbeit der Polizei verunreinigt gewesen. So seien schmutzige Handschuhe verwendet worden, außerdem seien noch Monate nach der Tat Beweise gesammelt worden.
3. Oktober: Knox und Sollecito werden nach knapp vier Jahren Haft freigesprochen. Die US-Studentin kehrt umgehend in ihre Heimat zurück.
2012
14. Februar: Italienische Staatsanwälte legen Berufung gegen den Freispruch ein. Sie sehen im Berufungsverfahren Widersprüche und Unstimmigkeiten.
2013
26. März: Das oberste italienische Berufungsgericht in Rom kassiert den Freispruch und ordnet ein neues Verfahren in Florenz an. Der Berufungsrichter habe eine "seltene Mischung aus Gesetzesverstößen und Unlogik" an den Tag gelegt und sei "vom Weg abgekommen".
20. September: Der neue Prozess beginnt in Florenz. Knox bleibt in den USA.
26. November: Die Staatsanwaltschaft sagt, die Berufungsinstanz habe Beweiselemente "isoliert" betrachtet, anstatt auf das gesamte Bild zu schauen. Die Anklage fordert 30 Jahre Haft für Knox und 26 Jahre für Sollecito.
2014
30. Januar: Das Gericht in Florenz will das Urteil verkünden.