Alkohol, Flirten, Gehaltsforderungen - was ist ok?
München - Alle Jahre wieder. Während sich die einen auf die Weihnachtsfeier der Firma freuen, haben andere panische Angst davor: Denn irgendwer blamiert sich so gut wie immer. Sei es durch zu viel Schuss im Glühwein, Aussetzern gegenüber dem Chef oder Flirt-Versuchen mit der neuen hübschen Kollegin. Und dann kann man sich die nächsten zwölf Monate im Büro anhören: „Weißt du noch, wie du auf der Weihnachtsfeier ....“. Ja, natürlich weiß man es noch.
Damit das in diesem Jahr (hoffentlich) nicht passiert, erklärt die Münchner Knigge-Expertin Janine Katharina Pötsch in der AZ die zwölf schlimmsten Fettnäpfchen rund um die Weihnachtsfeier und wie man sie ganz einfach umgeht.
Fauxpas 1: Heute wird gebechert – bis zum Umfallen
Einen Glühwein nach dem anderen kippen. Dazwischen auch noch ein Bierchen und ein Glas Sekt zum Anstoßen. Schließlich hat man das Jahr fast geschafft, Grund zum exzessiven Feiern. Das ist auf der Weihnachtsfeier allerdings gar keine gute Idee. Das kann sowohl peinlich werden, als auch beim Chef signalisieren: Man will sich auf Firmenkosten besinnunglos betrinken.
Weihnachtsfeier: Jeder Dritte hatte schon Sex
Experten-Tipp: „Man sollte sich nicht komplett gehen lassen – nicht dass die Kollegen plötzlich eine ganz andere Seite von einem kennenlernen“, so die Expertin. Die Münchnerin rät zu ein bis zwei Gläsern mit alkoholischen Getränken. Um einen Rausch zu vermeiden, einfach genau so viel Wasser trinken wie Alkohol. Sprich: Für jedes Glas Bier oder Wein, ein Glas Wasser hinterher. Das hilft übrigens auch dann noch, wenn man schon einen Schwips hat.
Wer keinen Alkohol trinken möchte, sollte sich auch nicht überreden lassen. Das kann nämlich wiederum peinlich werden – wenn man sonst nie einen Schluck anrührt.
Glitzer-Outfit auf der Weihnachtsfeier – Finger weg
Fauxpas 2: Man glitzert wie ein Weihnachtsbaum auf zwei Beinen
O du Fröhliche, was trägt denn die Kollegin aus der Buchhaltung? Sie glitzert von oben bis unten – schlimmer als der Weihnachtbaum. Das ist nicht nur zu viel des Guten – Glitzer, Paletten und mehr lassen einen dicker erscheinen als man ist, sagt Pötsch.
Experten-Tipp: Glitzer geht wenn dann beim Accessoire. Beim richtigen Feier-Outift kommt es auf die Branche des Betriebs und die Art der Weihnachtsfeier an – also ob sie in einer Bar oder im Fünf-Sterne-Restaurant steigt.
Generell gilt aber: Man sollte sich schöner kleiden als im Büro – in etwa so, als ginge man auf einen runden Geburtstag. Für die Frauen empfiehlt Pötsch ein Kleid oder eine schöne Hose mit Bluse und Blazer. Die Herren können durchaus einen Anzug tragen, aber auf die Krawatte sollten sie verzichten – das ist zu förmlich. Wer gleich vom Büro aus zur Feier geht, sollte sich in jedem Fall ein Oberteil zum Wechseln einpacken, so Pötsch.
Job-Probleme sollten unter vier Augen besprochen werden
Fauxpas 3: „In meiner Beziehung läuft grad gar nichts rund“
Sonst sieht man sich jeden Tag nur im Büro – und dann trifft man plötzlich privat aufeinander. Da können schon mal die Gesprächsthemen ausgehen – oder man sucht sich gar die ganz falschen aus.
Tabu sind laut Pötsch folgende Dinge: Private Angelegenheiten sowie Themen rund um Religion und Politik. Das ist vor allem angesichts der aktuellen Flüchtlingskrise besonders wichtig. Denn das sind Themen, bei denen es sehr unterschiedliche Standpunkte gibt, und die auch bei der Weihnachtsfeier unter Kollegen schnell zum Streitpunkt werden können, erklärt die Knigge-Beraterin.
Experten-Tipp: Sie empfiehlt folgende Weihnachts-Small-Talk-Themen: Was machst du in den Weihnachtsferien? Gehst du Skifahren? Warst du schon mal in diesem Lokal hier? Seid ihr schon auf dem Weihnachtsmarkt gewesen? Welchen kannst du empfehlen? Wie schmeckt dir der Wein/das Essen?
Fauxpas 4: „Kann ich mehr Gehalt haben – bitte?“
Wenn man schon mal mit dem Chef in so lockerer Atmosphäre zusammensitzt, kann man doch auch mal direkt um mehr Lohn fragen, oder? Gar keine gute Idee.
Füssen: Streit um Weihnachtsfeiern endet in Prügelei
Experten-Tipp: Fragen nach Geld sind auf der Weihnachtsfeier grundsätzlich nicht angebracht. „Das wirkt aufdringlich.“ Das gilt übrigens auch bei den Kollegen. Also auf keinen Fall nachhaken wie: „Wie viel Weihnachtsgeld hast du eigentlich bekommen?“
Fauxpas 5: „Du, Chef!“
Die Stimmung ist rauschig, alle verstehen sich gut. Ist da nicht endlich das „Du“ angebracht? Nein, ist es nicht.
Experten-Tipp: Auch wenn die Atmosphäre gut ist, sollte man als Mitarbeiter nicht etwa dem Chef oder älteren Kollegen plötzlich mit „Du“ ansprechen. Hier muss man warten, bis der Vorgesetzte die persönlichere Ebene einschlägt. Bis dahin bleibt es auch bei der Feier mit Glühwein, Platzerl und Co. beim förmlichen „Sie“.
Expertin: Flirten mit Kollegen ist ok, Fummeln nicht
Fauxpas 6: „Das hast du letztens ordentlich verbockt“
Immer wieder macht der Kollege den gleichen Fehler oder vielleicht musste man gar wegen ihm schon Überstunden schieben. Das muss jetzt einfach einmal angesprochen werden.
Experten-Tipp: Aber nicht auf der Weihnachtsfeier. Hierhin gehören Probleme im Job oder Auseinandersetzungen mit dem Chef und Kollegen auf keinen Fall. Gibt es ein Problem, sollte das laut Pötsch unter vier Augen, etwa bei einem Kaffee, gelöst werden – und nicht vor versammelter Mannschaft. Erlaubt ist dagegen Positives anzusprechen. Etwa: „Super, dass wir das Projekt letztens so gut geschafft haben“ oder: „Darauf sollten wir anstoßen.“
Fauxpas 7: Die Läster-Runde
Wenn vier, fünf Kollegen beieinander sitzen, wird gerne über andere schlecht geredet – natürlich über die, die gerade nicht dabei sind. Wenn man sich trifft, um Weihnachten gemeinsam zu feiern, sollte man allerdings auf fiese Lästereien verzichten.
Experten-Tipp: Keine Witze, keine Lästereien wie „Die kriegt ja nie was auf die Reihe“ – das ist unschön und wie so oft, ist es auch auf Weihnachtsfeiern so: Das schlechte Gerede verbreitet sich am nächsten Tag ganz schnell in der ganzen Firma.
Fauxpas 8: Bussi, Bussi
Küsse, Streicheleinheiten und mehr unter Kollegen ist laut Pötsch ein auf der Weihnachtsfeier verboten. „Das ist einfach peinlich“, sagt die Expertin. Zudem kann es sein, dass die entsprechenden Firmen keine Beziehungen unter Kollegen wollen. Wer auf der Weihnachtsfeier offensichtlich exzessiv turtelt und fummelt, macht sich am nächsten Tag im Büro erst recht angreifbar.
Experten-Tipp: Ein bisserl Flirten ist in Ordnung, mehr aber nicht. Deswegen etwa auch beim Tanzen aufpassen, dass man sich nicht zu aufreizend um einen Kollegen oder eine Kollegin bemüht. „Man sollte kein Gogo-Tänzchen aufführen“, überspitzt es Pötsch.
Fauxpas 9: Das große Fressen
Alles ist umsonst und das Büfett ist riesig. Also den Teller bis obenhin vollstapeln oder gleich mehrere Gerichte auf einmal holen? Nicht, dass die Kollegen alles wegessen.
Experten-Tipp: Auch hier gehört sich ein gewisses Maß. Bevor man sich einen neuen Teller holt, sollte man erst einmal abräumen lassen und nicht Teller vor sich stapeln. Genauso muss die Reihenfolge eingehalten werden: Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise – auch wenn man schon vorher ein Platzerl naschen möchte.
Fauxpas 10: Gar nicht auftauchen
In kleinen Betrieben fällt es deutlich auf, wenn einer nicht da ist. Bei größeren Firmen vielleicht nicht ganz so arg. Trotzdem ist gar nicht erscheinen ein Fauxpas.
Experten-Tipp: Wer der Weihnachtsfeier fernbleibt, sollte dafür einen driftigen Grund haben. Ansonsten: antanzen. Die Feierlichkeit dient der Teambildungs-Maßnahme. Wer da ist, kann andere Kollegen kennenlernen – das wirkt sich positiv auf den Büroalltag aus.
Fauxpas 11: Eigentlich müsste ich nach dem fatalen Abend kündigen
Hat man sich auf der Weihnachtsfeier unmöglich benommen, kommt es am nächsten Tag noch dicker: Man muss wieder ins Büro und den Kollegen unter die Augen treten. Am besten einfach kündigen?
Experten-Tipp: So zu tun, als sei nichts gewesen, ist der falsche Weg. Man sollte durchaus offen damit umgehen, wenn man sich peinlich benommen hat. Gegebenenfalls ist auch eine Entschuldigung notwendig, etwa wenn man einem Kollegen etwas über die Hose gekippt hat. „Man sollte das mit Humor nehmen und dann zum nächsten Thema übergehen.“
Fauxpas 12: Ist ja alles ganz selbstverständlich
Hat man den Abend gut überstanden, kann man immer noch einen gewaltigen Fehler machen: sich nicht beim Chef für die Einladung bedanken.
Experten-Tipp: Sich persönlich bedanken, ist ein Muss. Pötsch empfiehlt eine Karte zu schreiben – denn das machen in der Regel nicht viele und dadurch fällt man positiv beim Chef auf.
Tipps für Singles auf der Weihnachtsfeier
Für viele ist es ein Pflichttermin im Dezember: die betriebliche Weihnachtsfeier.
Die Stimmung ist locker, da wird schon mal unter den Kollegen geflirtet. Und, ist das schlimm?
Nein. Das hat eine Umfrage unter 2500 Singles (18 bis 69 Jahre) im Auftrag der Partnerbörse Parship ergeben.
Die große Mehrheit (76 Prozent) ist einem Flirt mit Kollegen abseits vom Büro nicht gänzlich abgeneigt (von „vollkommen in Ordnung“ bis „teils, teils“). Das geht auf keinen Fall, sagen nur fünf Prozent der Single-Frauen und -männer.
Allerdings muss das Ganze durchaus in Grenzen bleiben: Fummeln, Schmusen oder ein One-Night-Stand auf der Weihnachtsfeier geht über der Hälfte der Befragten dann doch zu weit. Mit einem Kuss hätten dagegen nur 21 Prozent ein Problem. Eng umschlungenes Tanzen, Blickkontakt oder anzügliche Gespräche sind ebenfalls für viele in Ordnung.
Was auffällt: Single-Männer sehen den One-Night-Stand auf der Betriebsfeier deutlich weniger problematisch als Frauen. 46 Prozent der Männer hätten ein Problem damit, bei den Damen sind es 68 Prozent.
Aber es geht nicht nur um die Kollegen, auch der Chef ist auf der vorweihnachtlichen Feier. Mit ihm zu turteln – das findet jeder fünfte der Befragten unangemessen. rom
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