Aldi nimmt Moschee-Seife aus dem Sortiment

Muslime beschweren sich über eine Seife mit Moschee auf dem Etikett. Aldi verbannt das Produkt aus dem Sortiment.
AZ |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Die Seife des Anstoßes.
privat Die Seife des Anstoßes.

So heftig ist wohl noch nie im Netz über Seife diskutiert worden. Das Streitthema: Aldi hat eine Flüssigseife aus dem Sortiment genommen, weil sich Muslime dadurch gekränkt fühlten.

Denn auf der „1001-Nacht-Cremeseife“ ist eine Moschee abgebildet. Zahlreiche Internetnutzer sind nun entsetzt, nicht etwa weil das Produkt ihre Lieblingsseife war, sondern weil sie die Reaktion von Aldi überhaupt nicht verstehen können.

Was hat das Seifen-Problem ausgelöst? Muslime hatten sich auf Facebook über das Etikett beschwert.

Ali Girdapoglu aus Buxtehude schrieb etwa:

„Als ich Ihr Produkt Creme-Seife der Marke Ombia in Ihrem Sortiment sah, war ich etwas schockiert, da eine Moschee darauf abgebildet war. Die Moschee mit ihrer Kuppel und den Minaretten ist für muslimische Menschen ein Anblick, der für sie Würde und Hochachtung bedeutet. Und gerade aus diesem Grund finde ich es nicht angebracht, diese bedeutungsvolle Abbildung auf irgendeinem Gebrauchsprodukt darzustellen. Deshalb bitte ich Sie als ein Aldi-Kunde mit islamischem Glauben dieses Produkt aus ihrem Sortiment zu entfernen. Vielen Dank für ihr Verständnis!“.

Andere Muslime stimmten mit ein: Ein Bild einer Moschee habe ihrer Meinung nach nichts in der Nähe einer Toilette zu suchen. Es geht um Respekt für ihren Glauben, schreibt Alex Davorsa: „Es hat viele Muslime verletzt, dass die grade sowas verkaufen. Es ist einfach respektlos, sowas zu machen.“

Mit Respekt hat das für andere Aldi-Kunden nichts zu tun: Von „Kapitulieren“, „Einknicken“ und „Feigheit“ ist die Rede auf der Facebook-Seite. Zahlreiche User kündigen dem Konzern im sozialen Netzwerk die Treue.

Der Konzern, immerhin weltgrößter Discounter, teilte mit: „Die bildliche Gestaltung des Produkts sollte die orientalische Duftrichtung unterstreichen und keinesfalls die religiösen Gefühle in irgendeiner Art verletzen.“

Manche User erkennen in dem abgebildeten Bauwerk die Hagia Sophia in Istanbul. Die wurde im 6. Jahrhundert als christliche Kirche gebaut, später – 1453 bis 1931 – als Moschee genutzt und ist heute ein Museum. Konservative Muslime fordern die Rückumwandlung in ein islamisches Gotteshaus.

Ein Pro & Kontra der AZ-Redaktion

Gefühle akzeptieren

Seit gefährliche Anti-Islam-Bündnisse in Deutschland aus dem Boden schießen, muss eines oberste Priorität haben: Respekt und Offenheit gegenüber der Religion, die sehr wohl zu Deutschland gehört. Dazu hat Aldi mit seiner Seifen-Entscheidung ein für gerade jetzt wichtiges Zeichen gesetzt.

Der Discounter macht damit deutlich, dass er auf Muslime zugeht, dass es den Islam nicht als die andere Religion abstempelt und alle ihre Kunden ernstnimmt – egal woran sie glauben. In der vielleicht unsinnig klingenden Seifen-Debatte geht es vor allem darum, die Gefühle einer anderen Religion zu akzeptieren.

Ob Andersgläubige das Moschee-Motiv harmlos finden oder nicht – das ist unwichtig. Für viele Muslime ist die Moschee heilig – und das muss wichtiger sein als eine „1001-Nacht-Seife“ im Regal. Rosemarie Vielreicher

Nicht ganz sauber

2013 nahm Lego den Palast von „Jabba“ (eine froschartige Figur aus der Weltraumsaga „Star Wars“) vom Markt. Die türkische Kulturgemeinde hatte protestiert: Das Spielzeug könne mit einer Moschee verwechselt werden und dies sei beleidigend. Jetzt gibt es einen neuen Anlass, um vor Wut zu schäumen: Seife – mit einer Moschee auf der Verpackung (in Wahrheit wohl die Hagia Sophia).

Bei allem Respekt: Wer sich durch so etwas beschmutzt fühlt, ist nicht ganz sauber.

Dass Aldi - aus Angst vor Umsatzeinbußen - brav über das Stöckchen springt, das ihm von Hardlinern hingehalten wird, ist ärgerlich. Auch, weil es Wasser auf die Mühlen jener leitet, die eine „Islamisierung“ wittern. Was stört als Nächstes? Kurze Röcke, schwule Paare, Jägermeister (mit Kreuz auf der Flasche), westliche Musik im Supermarkt?

Bitte die Kirche im Dorf lassen. Und die Moschee auch. Timo Lokoschat

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.