Al-Kaida zielt auf Europa - Anschläge auf Städte vereitelt

Vorbild Bombay: Ermittler vereiteln gleichzeitige Anschläge auf mehrere Städte – auch Deutschland steht auf der Terrorliste. Islamistische Attentäter sollen blutige Terroranschläge geplant haben.
LONDON/BERLIN Das Szenario klingt verheerend: Islamistische Attentäter sollen blutige Terroranschläge auf deutsche und andere europäische Städte geplant haben. Als Vorbild diente der von Al-Kaida gesteuerten Gruppe offenbar der Anschlag auf Bombay im November 2008: Damals hatten elf Islamisten mehrere Ziele in der indischen Metropole überfallen, zum Teil tagelang besetzt gehalten und 166 Menschen getötet.
Westliche Geheimdienste verhinderten die geplanten gleichzeitigen Angriffe auf mehrere europäische Metropolen. Ob auch München darunter sein sollte, wurde gestern nicht bekannt. Sicher ist nur, dass London mit auf der Terrorliste stand. Auch Frankreich reagierte alarmiert. Dort wurde in den letzten zwei Wochen bereits zweimal der Eiffelturm wegen Terroralarms geräumt.
Darauf, dass auch deutsche Ziele eine größere Rolle bei den Plänen der Terroristen spielten, könnte die Quelle hindeuten: Es war ein Mann aus Hamburg, der in Verhören mit dem Terrorprojekt herausrückte. Der Deutsch-Afghane Ahmad S. gehörte zu einer Gruppe von Islamisten aus der Hansestadt, die dieselbe Moschee besuchten wie die Attentäter vom 11. September. Die Masjid-Taiba-Moschee wurde erst vor einigen Wochen geschlossen.
Im März 2009 setzte sich die Gruppe ins Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan ab, um sich dort in Terrorcamps „ausbilden“ zu lassen. Die Zone gilt als Rückzugs- und Ausbildungslager von Al-Kaida. Auf dem Rückweg nach Europa wurde der 36-Jährige in diesem Sommer abgefangen. Er wird auf dem amerikanischen Stützpunkt Bagram in Afghanistan „eingehend“ verhört, wie es heißt.
Aus Geheimdienstkreisen war zu hören, die Terroristen hätten es besonders auf „weiche Ziele“ abgesehen gehabt – also Menschenansammlungen, Bahnhöfe, Züge. Laut ZDF sollten den jeweiligen Terrorkommandos Deutsche, Araber und Tschetschenen angehören. Ahmad S. werde als glaubwürdig eingeschätzt, weil er die Namen von Hintermännern angeben konnte. Er sagte auch, Al-Kaida-Chef Osama bin Laden habe den Attentatsplan befürwortet. Das Innenministerium nimmt die Warnungen „ernst“, es gebe aber „keine konkreten Hinweise auf unmittelbar bevorstehende Anschläge in Deutschland“, sagte ein Sprecher.
Bei den Verhören von Ahmad S. soll sich auch herausgestellt haben, dass die in letzter Zeit deutlich heftigeren US-Angriffe in dem Grenzgebiet mit unbemannten Drohnen große Wirkung haben. Die Kampfmoral der Islamisten habe „nachhaltig“ gelitten, berichtete ein CIA-Mann. Viele Terrorkämpfer, auch deutsche, seien getötet worden. mue