Air France-Drama: Acht Münchner und ein Nürnberger an Bord?
SAO PAULO / PARIS - In der verschwundenen Air France-Maschine von Rio nach Paris wollten laut Landeskriminalamt acht Menschen nach München weiterfliegen - und einer nach Nürnberg. Am Münchner Flughafen warteten Angehörige vergeblich.
An Bord des über dem Atlantik vermissten Air-France-Flugzeuges waren nach Medienberichten auch Deutsche. Nach Angaben des für Verkehr zuständigen französischen Umweltministers Jean-Louis Borloo seien 26 Deutsche auf dem Flug AF 447 gebucht gewesen. Angeblich stammen elf von ihnen aus Stuttgart, neun sollten in München landen.
Laut Landeskriminalamt sollten von Paris acht Menschen nach München weiterfliegen, einer nach Nürnberg. Laut Air France gab es weitere Anschlussflüge nach Deutschland, sonst aber keiner mehr nach Bayern. Das LKA versucht derzeit, mit Hilfe des Auswärtigen Amtes die neun Passagiere mit Ziel Bayern zu identifizieren. Es müssten nicht unbedingt deutsche Staatsangehörige sein, sagte LKA-Sprecher Ludwig Waldinger der AZ.
Die Behörden hätten nur Name, Vorname und Geschlecht - mehr nicht, sagte Waldinger. "Stellen Sie sich jetzt vor, da ist jemand namens Franz Huber dabei". Das verdeutliche die schwierige Suche nach möglichen Opfern.
Der Airbus der Fluggesellschaft Air France mit 228 Menschen an Bord war am Pfingstmontag unmittelbar nach der Durchquerung einer Gewitterzone über dem Atlantik verschwunden. Es gebe kaum noch Hoffnung, sagte der französische Verkehrsminister Jean-Louis Borloo am Montag. Man müsse „das Schlimmste befürchten“, sagte er dem Radiosender Europe-1. Die Maschine war auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris.
In Stuttgart und München warten die Angehörigen - bislang vergeblich
Der Airbus durchquerte gegen 04.00 Uhr MESZ eine „Gewitterzone mit schweren Turbulenzen“, wie Air France weiter erklärte. Knapp eine Viertelstunde später wurde von der Maschine eine automatische Fehlermeldung versandt, die eine Panne im elektrischen Kreislauf meldete. Danach gab es keinen Funkkontakt mehr. An Bord waren 216 Passagiere und zwölf Besatzungsmitglieder.
Um 11.10 Uhr – fünf Minuten vor der geplanten Ankunft der Maschine – wurden Angehörige in Paris in einen separaten Raum im Flughafen gebeten, einige brachen zusammmen. In München wurden die Wartenden der acht Passagiere gegen 14. 30 Uhr per Lautsprecher aufgefordert, sich zu melden. Dann hörten sie die schreckliche Nachricht vom Absturz.
Auch in Stuttgart wurden Hinterbliebene von Psychologen und Pfarrern betreut. „Man muss ihnen das Gefühl geben, dass sie in dieser Situation nicht allein sind“, sagte Rolf Wieder vom Deutschen Roten Kreuz. Sein Team betreute in Stuttgart zwei Brüder, die ihre Schwester in Empfang nehmen wollten und ein Ehepaar, das auf seine Tochter und den Schwiegersohn wartete – vergeblich.
Einzige glückliche Geschichte: Ein Paar aus Frankreich hatte vergeblich versucht, ein Ticket für den Flug zu ergattern. „Es ist ein Wunder“, sagte der Mediziner Claude Jaffiol nach der Katastrophe. „Wir hatten unglaubliches Glück.“
"Die Black Box wird auf dem Meeresgrund liegen."
Der brasilianischen Luftwaffe zufolge verschwand der Airbus A330 in der Nacht zum Montag (Ortszeit) rund 300 Kilometer nordöstlich der Küstenstadt Natal, also etwa 1.500 Kilometer nordöstlich von Rio de Janeiro.
Die Behörden hätten nahe der Inselgruppe Fernando de Noronha eine Suche gestartet, erklärte ein Luftwaffensprecher. Ein Vertreter der brasilianischen Luftfahrtvereinigung sagte, die Suche werde sicher sehr lange dauern. „Es könnte eine lange, traurige Geschichte werden. Die Black Box wird auf dem Meeresgrund liegen“, sagte Douglas Ferreira Machado.
Die Maschine ist mit Sicherheit nicht mehr in der Luft.
Nach Angaben der Pariser Flughäfen (ADP) waren mindestens 60 Franzosen an Bord der Maschine. Das Auswärtige Amt in Berlin konnte zunächst keine Angaben machen, ob unter den Passagieren eventuell auch Deutsche Staatsbürger waren. Air France richtete für die Familien der Insassen am Pariser Flughafen Charles de Gaulle ein Informationszentrum ein. Minister Borloo kündigte für den Nachmittag eine Presskonferenz auf dem Flughafen an.
Luftfahrtexperten zufolge konnte das Flugzeug angesichts des mitgeführten Spritvorrats am Montagnachmittag (MESZ) nicht mehr in der Luft sein. Es sei seit mindestens drei Stunden überfällig, sagte der Analyst Chris Yates von Jane's Aviation. „Es wurde kein Notruf empfangen. Das führt zu dem Schluss, dass es etwas Katastrophales passiert ist, das zum Absturz führte“, sagte Yates der Nachrichtenagentur AP. Da es keinen Notruf gegeben habe, müsse alles sehr schnell gegangen sein. Damit sei von mechanischen Versagen bis zu einem Terroranschlag alles möglich.