Aids: Die Gefahr aus dem Osten

WIEN - Etwa alle fünf Minuten infiziert sich ein Mensch mit dem HI-Virus. Vor allem in der Ukraine und in Mittelasien verbreitet sich das Virus rasant. Vorbildlich: 86 Prozent in Deutschland benutzen Kondome.
Es war vor zehn Jahren ein großes Ziel: Bis zum Jahr 2010 sollten alle Bedürftigen mit Aids-Medikamenten versorgt sein. Doch davon ist man noch weit entfernt. Warum das gescheitert ist, wird eines der Themen auf der am Sonntag begonnenen Welt-Aids-Konferenz in Wien sein.
Sie war am Vortag in Anwesenheit von zahlreichen Prominenten eröffnet worden. Im Mittelpunkt wird die Situation in Mittelasien und in Osteuropa stehen. Dort verbreitet sich das HIV-Virus rasant. Der Grund ist die fehlende Hilfe für Drogenabhängige.
Denn sie geben über mehrfach benutzte, schmutzige Spritzen Aids sehr schnell an einen größeren Personenkreis weiter. In der Ukraine ist schon mehr als ein Prozent der Bevölkerung HIV-positiv. „Die Regierungen kriminalisieren die Abhängigen und lassen sie völlig allein“, erklärt Cornelius Oepen von der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit das Problem. In einer „Wiener Erklärung“, die auf der Konferenz abgegeben werden soll, werden die betroffenen Staaten aufgefordert, den Drogensüchtigen Hilfsangebote zu machen.
„Methadonprogramme und Zugang zu sauberem Spritzbesteck sind viel wirkungsvoller als Strafverfolgung“, sagt Oepen. Schadensverminderung nennt sich dieser Ansatz. Wer süchtig ist, soll sich nicht auch noch anstecken.
In Deutschland ist dieses Modell seit Jahren sehr erfolgreich, genau wie die Kampagne „Gib Aids keine Chance“ der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Fast jeder kennt hier die bunten, oft provokanten Anzeigen, in denen seit 1987 für Kondome geworben wird. „Die Zahlen zeigen, dass Prävention wirkt“, sagt BZgA-Direktorin, Elisabeth Pott. Benutzten 1994 rund 65 Prozent der 16 bis 44-Jährigen am Beginn neuer Beziehungen Kondome, sind es heute 86 Prozent. Deutschland hat mit 34 Neudiagnosen pro eine Million Einwohner eine der niedrigsten HIV-Neuinfektionsraten Westeuropas.
Doch die weltweiten Zahlen sind bei weitem nicht so rosig. Etwa alle fünf Minuten infiziert sich ein Mensch mit dem HI-Virus. 33,4 Millionen tragen den gefährlichen Krankheitserreger in sich, zwei Drittel von ihnen leben südlich der Sahara in Afrika.
Zwar zeigt die Aufklärungsarbeit erste Erfolge, „gerade Jugendliche reden immer offener über die Krankheit und schützen sich viel besser als früher“, sagt Oepen. Doch Aids halte den Kontinent vor allem auch wirtschaftlich weiter am Boden. Die deutsche Hilfe sei darum bemüht, die Strukturschwäche der Länder zu beseitigen, sagt Oepen. Es gebe zu wenige Krankenhäuser, zu wenig medizinisches Personal.mh