Ärger um Jura-Seminar zu "Liebschaften am Arbeitsplatz"
"Indem das für geschlechterunspezifische Formulierungen übliche Wort "man" in "frau" verändert wird, legt der Text nahe, allein Frauen versuchten, sich über sexuelle Beziehungen Vorteile zu verschaffen, und dies allein aus eigenem Antrieb", schrieb die Fakultät nach einer Sitzung einer deutlichen Mehrheit der aktiven Professoren. Darin sei die Stellungnahme einstimmig verabschiedet worden, sagte Dekanin Beate Gsell der "Süddeutschen Zeitung".
Kritik geübt wurde auch an einer Passage mit Bezug zum früheren "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt, dem Machtmissbrauch in Verbindung mit einvernehmlichen Beziehungen mit Mitarbeiterinnen vorgeworfen wurde, was er stets zurückwies. In der Seminarankündigung heißt es: "Was ist "Machtmißbrauch" rechtlich (Fall Reichelt, jedenfalls in der Skandalisierungs-Wahrnehmung)?". Die Fakultät wertet das als Geschlechterdiskriminierung und Geringschätzung von Missbrauchsopfer. Damit werde ein Stereotyp aufgegriffen und reproduziert, "wonach Frauen, die sich gegen sexuelle Übergriffe zur Wehr setzen, häufig dramatisieren und übertrieben empfindlich reagieren".
Der Arbeitsrechtler wies die Vorwürfe zurück. Er verachte niemanden, schreibt er in einer Stellungnahme. Personalverantwortliche in Unternehmen sähen den Aufstiegsbeischlaf deutlich überwiegend als Waffe der Frau, das wisse er aus fast 35 Jahren Praxiskontakt und der Befassung mit konkreten Compliancefällen. Soziologisch gut belegt sei auch der Geschlechtsunterschied in der Partnerwahl: "Frauen orientieren sich nach "oben", Männer nach "unten"".