Ämter geben neuen "Perso" aus - Weiter Kritik

Begleitet von Kritik geben die Bürgerämter in Deutschland von diesem Montag (1. November) an neue Personalausweise aus. Die Plastikkarte birgt erstmals einen Chip, der die Ausweisdaten elektronisch speichert.
von  Abendzeitung
Ein Muster des neuen Personalausweises (Archivbild).
Ein Muster des neuen Personalausweises (Archivbild). © dpa

Begleitet von Kritik geben die Bürgerämter in Deutschland von diesem Montag (1. November) an neue Personalausweise aus. Die Plastikkarte birgt erstmals einen Chip, der die Ausweisdaten elektronisch speichert.

Er hoffe auf eine reibungslose Umstellung, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) - auch wenn es möglicherweise Anlaufprobleme gebe. Die rund 20 000 Mitarbeiter der zuständigen Behörden seien mit großem Aufwand geschult worden.

Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Klaus Jansen, warf der Regierung in der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstag) vor, aus Kostengründen auf veraltete Technik zu setzen. Der Ausweis komme mit einer Lesegerätetechnik für Online-Geschäfte auf den Markt, «bei der Kriminelle mit der Zunge schnalzen». Sein Verband habe wiederholt gefordert, «hochwertige Lesegeräte mit einer eigenen Tastatur vorzuschreiben, wie sie auch für die elektronische Gesundheitskarte geplant sind». Laut Jansen ist es hochriskant, wenn die Geheimzahl für den neuen Ausweis an der Computertastatur eingegeben werden muss.

Auch nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) wird Kriminellen das Ausspähen von Daten viel zu leicht gemacht. «Mein Rat lautet: Finger weg vom neuen Ausweis, solange dessen Kinderkrankheiten nicht behoben sind», sagte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut. «Angesichts von mindestens einer Million infizierten Computern in Deutschland tut sich hier ein massives Sicherheitsproblem auf.»

Ähnlich äußerte sich der parlamentarische Geschäftsführer der FDP- Bundestagsfraktion, Christian Ahrendt: «Nicht alles, was neu ist, sollte man sich anschaffen», sagte er. Es werde sich schnell zeigen, «dass der neue Personalausweis bei weitem nicht so sicher ist, wie es jetzt versprochen wird».

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums wies die Vorwürfe zurück: «Die Sicherheit des neuen Personalausweises ist auf dem allerhöchsten technischen Niveau. Sicherheitslücken gibt es nicht.» Die Vorwürfe könnten daher «nur als Empfehlung verstanden werden, Computer wirksam vor Schadprogrammen zu schützen. Das gilt aber unabhängig von der Nutzung des neuen Personalausweises.»

Unter anderem hatten Experten des Chaos Computer Clubs (CCC) bemängelt, dass Angreifer auf ungeschützten Computern die PIN für die Online-Identifikation ausspähen könnten. Dies kann allerdings nur passieren, wenn die Nutzer ein einfaches Basis-Lesegerät ohne ein sogenanntes Pinpad verwenden, also ohne eine im Gerät integrierte Tastatur. Für Kritik sorgte auch, dass der neue Personalausweis deutlich teurer wird als die 8 Euro, die man bisher bezahlen musste. Der Scheckkarten-Ausweis kostet für Bürger im Alter über 24 Jahren 28,80 Euro und für jüngere 22,80 Euro. Die Behörden begründen dies mit höheren Kosten für neue Technik und personellen Aufwand.

dpa

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