Ältere Menschen in Deutschland: Die neuen Alten – fitter denn je?

Sie sind gesünder und aktiver, sie leben in wilder Ehe und haben mehr Freunde als die Jahrgänge davor: Wie sich Altern wandelt – nicht nur bei der Rente mit 67. Doch es gibt auch negative Trends.
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BERLIN - Sie sind gesünder und aktiver, sie leben in wilder Ehe und haben mehr Freunde als die Jahrgänge davor: Wie sich Altern wandelt – nicht nur bei der Rente mit 67. Doch es gibt auch negative Trends.

„Deutschland ist das Land des langen Lebens geworden“, hat Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) blumig zur Durchsetzung der Rente mit 67 gesagt: „Die Älteren sind so fit wie nie zuvor.“ Ist das so? In der Tat verschiebt sich in allen Altersgruppen vieles nach hinten: Die Menschen heiraten später, kriegen später Kinder, werden später erwachsen. Und auch später im klassischen Sinn „alt“? Oder sind die grauhaarigen Snowboarder aus der Werbung nur PR-Gags? Andreas Steinle, Chef des Zukunftsinstituts, sagt schon: „Wir müssen unseren Begriff vom Rentner über Bord werfen.“

Einige Antworten darauf liefert der „Deutsche Alterssurvey“, eine Langzeitstudie über Menschen in der zweiten Lebenshälfte (40 bis 85), gefördert vom Familienministerium. Belegen lässt sich der Wandel im medizinischen Bereich: Die heutigen Senioren sind tatsächlich fitter als die Jahrgänge vor ihnen. So hat sich in der Altersgruppe 64 bis 69 der Anteil derjenigen mit fünf oder mehr Krankheiten seit 1996 von 20 auf neun Prozent halbiert. Der Anteil der völlig Gesunden hat sich von 22 auf 37 Prozent fast verdoppelt. Als Gründe nennt die Studie bessere medizinische Versorgung, bessere Bildung und Änderungen im Lebensstil. Und: Die Zahl der sportlich Aktiven im Alter steigt.

Auch das Lebensumfeld hat sich geändert. „Altern und Altsein ist im Wandel“, so das Fazit der Studie. Und es wird bunter: Die Gruppe der „Älteren“ ist weniger einheitlich als je zuvor. Auch die Art der Beziehungen ändert sich. Immer mehr Menschen leben in der zweiten Lebenshälfte ohne Trauschein zusammen oder auch ganz ohne Partner, der Anteil der Verheirateten sinkt kontinuierlich. Eine Ausnahme: Während früher Verwitwete häufiger alleine blieben, ist der Anteil der „nachehelichen Partnerschaften“, so die Statistik, von sechs auf 18 Prozent gestiegen.

Immer wichtiger werden auch die außerfamiliären Kontakte: Freunde, Nachbarn, Kollegen. Die Frage, ob es außer Angehörigen jemanden gebe, der emotionalen Rückhalt spendet, bejaht jeder Jahrgang häufiger als der vor ihm. Was nach wie vor funktioniert, trotz wachsenden Entfernungen: die Bindung zu den erwachsenen Kindern. 80 Prozent der Deutschen haben mindestens einmal pro Woche Kontakt mit ihren Eltern.

Auch die Frage der Aktivität hat der Alterssurvey untersucht – und bricht ein wenig mit der Annahme, dass Rentner sich Beschäftigungen suchen, um die neue Freizeit zu füllen. Im Gegenteil: Je mehr der Anteil der älteren Noch-Erwerbstätigen wächst, desto stärker steigt auch die Zahl derjenigen, die ein Ehrenamt haben oder Kurse oder Veranstaltungen besuchen. Offenbar hängt es weniger am Faktor Zeit, sondern daran, dass jemand, der ohnehin aktiv ist, stärker Teilhabe sucht.

Doch es wird nicht nur alles besser – es gibt auch zwei negative Trends: Die Sorgen, den Lebensstandard im Alter nicht halten zu können, nehmen immer mehr zu. Und: Immer mehr Ältere haben einen pflegebedürftigen Angehörigen zu versorgen – weil die Menschen eben älter werden. tan

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