Achtung! Jetzt kommen die Monster-Laster

Es wird eng auf den Straßen: Verkehrsminister Ramsauer will „Gigaliner“ in ganz Deutschland testen. Die Lkw sind über 25 Meter lang und sollen mehr Güter transportieren. Doch es hagelt Kritik.
Im Frühjahr soll es losgehen: Die Bundesregierung will zwei Jahre lang bundesweit die so genannten Gigaliner als Feldversuch auf die Straßen schicken. Bisher sind die Riesen-Lkw nur auf einigen Probestrecken in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen und Thüringen gefahren. Zurzeit dürfen Lkw nur 18,75 Meter lang und 40 Tonnen schwer sein. Die Gigaliner sind bis zu 25,25 Meter lang und wiegen bis zu 60 Tonnen. Die Bundesregierung will allerdings keine schwereren, sondern nur längere Lkw. Der Feldversuch soll laut dem Verkehrs-Staatssekretärs Andreas Scheuer „Erkenntnisse darüber liefern, inwieweit bei gleichbleibendem zulässigen Gesamtgewicht von 40 Tonnen mehr Volumengüter je Fahrzeugkombination transportiert werden.“ Scheuers Argument: Dadurch könnte man die Zahl der LkW und somit den Schadstoffausstoß verringern.
Experten kritisieren den Feldversuch am Rande des Verkehrsgerichtstages heftig. Verkehrswissenschaftler Matthias Knobloch vom Auto Club Europa (ACE) nennt ihn „völlig unausgegoren“. So sei nicht geklärt, welches Gewicht die Gigaliner haben dürfen, wie lang sie sein können und wo sie überhaupt fahren sollen, sagte Knobloch. „Kritisch ist auch die Parkplatzfrage.“ Derzeit würden überall an den Autobahnen in Deutschland neue Stellplätze für Lastwagen gebaut. „Aber eben für Lkw mit Normalmaßen.“ Für Gigaliner müssten dann völlig neue Plätze errichtet werden. „Die Kosten dafür trägt wieder der Steuerzahler. Und den Nutzen hat allein die Wirtschaft.“
Vor weiteren Versuchen sei auch zu klären, „wie die Fahrer für den richtigen Umgang mit den Riesen-Lkw geschult werden sollen“, gibt Knobloch zu bedenken.
Das Verkehrsbündnis „Allianz pro Schiene“ wettert: „Unter Wissenschaftlern und Praktikern völlig unstrittig ist die Erkenntnis, dass es bei einer regulären Zulassung von Riesen-Lkw mehr Lastkraftwagen auf Deutschlands Autobahnen und nicht weniger geben wird.“ Durch den zusätzlichen Laderaum werde der Lkw-Verkehr um 25 Prozent billiger – das würde bedeuten, dass sich der Güterverkehr noch mehr von Binnenschiffen und Schiene auf die Straße verlege. Auch Wissenschaftler Knobloch vermisst ein umfassendes Konzept: „Ohne ein tragfähiges neues Gesamtkonzept für den Güterverkehr sind weitere Versuche mit den Riesen-Lastwagen wenig sinnvoll.“