Abenteuer statt Chemo: Krebspatientin (90) macht USA-Roadtrip

Das sagt eine Seniorin zu ihrem Arzt, als der ihr die Diagnose Krebs stellt. Seither tourt Norma mit einem Wohnmobil durch die USA – und lässt die Welt an ihrem letzten Abenteuer teilhaben.
von  Rosemarie Vielreicher
„Wir sind nicht sicher, ob hier schon einmal ein anderer Rollstuhl unterwegs war“, heißt es zu den Bildern im Yellowstone National Park im Nordwesten der USA.
„Wir sind nicht sicher, ob hier schon einmal ein anderer Rollstuhl unterwegs war“, heißt es zu den Bildern im Yellowstone National Park im Nordwesten der USA. © Facebook/Driving Miss Norma

Michigan - Eigentlich müsste Norma (90) in einem Krankenbett liegen. Müsste eine Operation über sich ergehen lassen, die Tortur von Bestrahlung und Chemo aushalten und bangen, dass die Therapie gegen den Tumor an ihrem Gebärmutterhals anschlägt.

Doch Norma liegt in keinem Krankenbett. Die 90-Jährige liegt am Strand, steuert ein kleines Boot, beobachtet Delfine und erobert mit ihrem Rollstuhl Nationalparks. Unter anderem. Anstatt der Krebstherapie hat sich die Seniorin aus dem US-Bundesstaat Michigan nämlich für die Reise ihres Lebens entschieden: Seit August tourt sie zusammen mit ihrem Sohn Tim, deren Frau Ramie und ihrem Hund Ringo in einem Wohnmobil durch die USA. Und sie lassen alle bei Facebook auf der Seite „Driving Miss Norma“ an ihrer Reise teilhaben.

Die dort veröffentlichten Fotos zeigen eine fröhliche, ältere Frau, die ihren Lebensabend in vollen Zügen zu genießen scheint. Doch vor Beginn der Reise hat die Amerikanerin zwei harte Schicksalsschläge verkraften müssen: Erst stirbt ihr Ehemann Leo. Mit ihm verbrachte sie 67 Jahre. Wenige Tage später der nächste Schlag: Bei ihr selbst wird Krebs diagnostiziert.

Aber Norma lässt sich trotzdem nicht unterkriegen: „Ich bin 90 Jahre alt, ich hau ab!“, sagt sie damals zu ihrem Arzt. Eine Krebsbehandlung lehnt sie ab. Ihr Sohn nimmt die Seniorin in seinem Wohnmobil auf und die ungewöhnliche Reise beginnt.

 

Die Reaktion ihres Arztes: „Habt eine wunderbare Reise!“

 

Seither hat Norma bereits den Grand Canyon gesehen, das nationale Denkmal am Mount Rushmore und Disney World in Florida. Sie steuerte auch schon ein Boot, beobachtete Delfine und ist in einem Heißluftballon gefahren. Das war ihr großer Wunsch, ihr Sohn erfüllte ihn ihr.

Seit sie auf den Straßen Amerikas unterwegs ist, gehe es ihr viel besser und sie wirke gesünder, erzählt ihre Schwiegertochter dem TV-Sender ABC. „Sie bekommt frische Luft und sieht ständig neue Sachen.“

Was Normas Arzt zu dieser abenteuerlichen Aktion sagt? „Ihr macht genau das, was ich in dieser Situation auch gerne tun würde. Habt eine wunderbare Reise!“ Denn laut dem Mediziner gebe es ohnehin keine Garantie, ob die 90-Jährige die Operation überleben würde. Und: „Ich sehe jeden Tag, was eine Krebsbehandlung bedeutet.“

Die Familie stellt die Bilder auch deswegen ins Netz, damit andere Familien ermutigt werden, über die Pläne für den Lebensabend zu sprechen. Mittlerweile folgen der Seite über 130 000 Menschen. Viele Nutzer aus den verschiedensten Ländern haben der 90-Jährigen die besten Wünsche bei Facebook hinterlassen, viele nennen sie eine Inspiration. Momentan sind die drei in Florida unterwegs.

Wo die Reise hingeht? Das liegt allein bei Norma.

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