40 Jahre Abbey Road: Die Beatles und ihr Zebrastreifen
LONDON - Vor 40 Jahren überquerten die Beatles die Abbey Road: ein einfaches Bild, das bis heute Fans aus aller Welt nach London zieht
Auf die Idee müsste heute mal ein Art Director kommen: „Da nehmen die vier Jungs, lassen sie von links nach rechts laufen, der Fotograf macht Klick und fertig ist die Kiste“. Wie lange würde sich dieser Mensch wohl in seinem Job halten?
Doch als genau an diesem Samstag vor 40 Jahren der Fotograf Iain MacMillan um 10 Uhr morgens Ortszeit im Norden Londons den kleinen Gänsemarsch in Szene setzte, war die Welt eine andere: Nur sechs Aufnahmen schoss er, ganze zehn Minuten dauerte der Spuk. Seitdem ist das Cover der letzten Beatles-LP "Abbey Road" auf dem John, Ringo, Paul und George die Straße überqueren, eines der berühmtesten Motive der Welt. Kein Tag vergeht, an dem nicht Beatles-Freaks und ganz normale Touristen an der Ecke Abbey Road/Grove End Road auf dem Zebrastreifen hin und her laufen für einen Fan-Schnappschuss – und dabei sich und den jeweiligen Fotografen wegen des Verkehrstrubels in einige Turbulenzen bringen.
Am Samstag werden es exakt in den Jubiläumsminuten besonders viele sein. Und Richard Porter ist schon ganz aufgeregt. Seit 20 Jahren organisiert er Beatles-Touren (www.beatlesinlondon.com), auf denen er mit London-Touristen im Schlepptau die berühmten Plätze der Beatles-Geschichte abklappert. Seit Tagen schon gibt er TV-Interviews, organisiert, macht Pläne: Denn heute werden es nicht nur ein, zwei Dutzend sein, die mitlaufen, sondern Hunderte. Den Fans wird einiges geboten: Die „Sgt. Pepper's Only Dartboard Band“ will den Straßenübergang in identischer Kleidung überqueren wie damals die großen Vier. Dabei ist auch eine Kopie des berühmten psychedelisch bemalten Rolls-Royce von John Lennon.
"Es bleibt etwas Besonderes"
Porter hat den Zebrastreifen inzwischen ein paar tausend Mal überquert. „Und trotzdem ist es etwas Besonderes“, sagt er. So geht es fast allen, die hier hinüberlaufen. Noch immer liefert der kleine unbedeutende Fußgänger-Überweg Bilder und Stimmungen, denen sich kaum einer entziehen kann. Es ist 1969, nur die Beteiligten wissen, dass es das Ende einer Ära ist. Das letzte Beatles-Album entsteht. „The End“ heißt der letzte Song. Und am Ende gehen die Fab Four aus ihrem Studio (das links liegt) einfach über die Straße – Richtung irgendwo.
Das ist eine Botschaft des Bildes, es gibt auch andere. Das Cover wurde zum Ausgangspunkt des „Paul is dead“-Mythos: Unter anderem weil Linkshänder McCartney seine Zigarette in der rechten Hand hielt und als einziger barfuß lief, bemühten Fans allerlei religiöse Motive, die beweisen sollten, dass Paul tot und durch einen Doppelgänger ersetzt worden sei.
Doch im Gegensatz zu John, George und dem Fotografen ist Paul noch immer unter uns: „Ich lebe“, sagt er. „Und ich denke auch nicht an Rente.“
Frank Müller
Die Fab Four in neuem Sound
Sie sind wahrscheinlich die einzige Band, die sich nach der Trennung nicht noch einmal wiedervereinigte: Und dennoch läuft das Beatles-Geschäft so gut wie eh und je. Den nächsten Höhepunkt im Umgang mit dem Erbe markiert der September: Nach jahrelangen Verhandlungen und Studioarbeiten kommt der komplette Beatles-Katalog in neuen Versionen auf den Markt: im zeitgemäßen Sound neu abgemischt. Vorbei werden damit die Zeiten sein, in denen das Schlagzeug auf dem einen und der Gesang auf dem anderen Stereokanal liegt. Doch weil die Fans zur Anbetung des Originals neigen, ist genau dies auch ein Drahtseilakt. Ebenfalls neu: die Beatles auf der Spielekonsole als Teil der „Rockband“-Reihe.
Fünf Fakten, die Sie noch nicht wussten über Abbey Road
Der weiße VW-Käfer im Hintergrund gelangte zufällig aufs Bild. Er parkte einfach dort. 1999 ersteigerte das VW-Museum den Käfer für knapp 35 000 Mark.
Die Red Hot Chili Peppers sind nur eine von zahllosen Bands, die das Foto nachstellten. Auf dem Cover ihres Minialbums „The Abbey Road E.P.“ überqueren sie den Zebrastreifen nackt. Bekleidet sind sie nur mit Socken – über dem Geschlechtsteil.
Ungewöhnlich an dem Cover war nicht nur das Motiv, sondern vor allem, dass der Bandname darauf fehlt. „Wir brauchen den Namen nicht, es weiß sowieso jeder, dass das die Beatles sind“, argumentierte der Grafiker – er sollte recht behalten.
Am rechten Bildrand ist ein amerikanischer Tourist namens Paul Cole zu sehen. Er erfuhr erst Jahre später, dass er auf dem Cover abgebildet ist. Cole, der als „der Mann auf dem Abbey-Road-Cover“ berühmt wurde, starb 2008.
Eine Kamera filmt den Zebrastreifen 24 Stunden am Tag. Die Bilder von Fans und wütenden Autofahrern, die endlos vor dem Zebrastreifen warten müssen, stehen auf der Seite der Abbey Road Studios (www.abbeyroad.co.uk).ane
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