21 Millionen Bankdaten auf Schwarzmarkt im Umlauf

Die Angaben zur Kontoverbindung von jedem vierten Bundesbürger werden offenbar auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Ursache könnte Datenklau und -missbrauch in kleinen Callcentern sein. Wie Sie sich schützen können
Kontostände, die Einzelheiten über die Bankverbindung, Geburtsdaten und in einigen Fällen sogar genaue Angaben zur Vermögenslage – diese Daten von 21 Millionen Bundesbürgern sind illegal auf dem Schwarzmarkt im Umlauf. Drei Viertel der deutschen Haushalte könnten betroffen sein.
Der Redaktion der „Wirtschaftswoche“ wurde die riesige Datenmenge für knapp zwölf Millionen Euro angeboten – für 57 Cent pro Bankverbindung. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft ermittelt. Die öffentliche Empörung ist groß: Mit den Angaben könnten Unbekannte im Extremfall widerrechtlich Geld von einem Girokonto abbuchen.
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar geht davon aus, dass inzwischen „mit den Daten aller Deutschen irgendwo gehandelt wird“. „Jeder muss befürchten, dass er betroffen ist“, sagte Schaar. „Es ist eine Art grauer Datenmarkt entstanden, dessen Konturen sich nicht mal ansatzweise abzeichnen“, wurde er weiter zitiert. Es liege nahe, dass noch weitere Datenträger kursieren. Denn daran lasse sich richtig viel verdienen. Schaar riet den Bundesbürgern, ihre Kontoauszüge möglichst zügig und sorgfältig zu prüfen (siehe Kasten).
Erste Spuren führen fast ausschließlich zu kleineren Callcenter-Betreibern. Vor allem auf umkämpften Massenmärkten wie Telekommunikation, Energieversorgung oder Kabelfernsehen arbeiteten viele Anbieter fast nur noch mit externen Dienstleistern und Callcentern zusammen. Diese erhielten die relevanten Kundendaten teilweise vom Auftraggeber. Schalten die Dienstleister ihrerseits Subunternehmer ein, verliert sich die Kontrolle über die Daten irgendwann im Nichts. Offenbar bessern auch schlecht bezahlte Mitarbeiter kleinerer Callcenter ihr Gehalt auf, indem sie Adressdaten kopierten und weiterverkauften.
Das können Sie tun, um Ihr Geld und Ihre Daten zu schützen:
Einige Unternehmen bieten gezielt Gewinnspiele oder Verlosungen an, um an Daten zu kommen.
Rabatt- oder Kundenkarten und Telefon-Umfragen sind weitere Methoden, um an Daten zu kommen.
Bei Vertragsformularen sollte man nur angeben, was unbedingt nötig ist, und gegebenenfalls nach dem Zweck der Datenerhebung fragen.
Kunden können sich bei Unternehmen erkundigen, welche Daten diese über sie gespeichert haben, woher sie die Daten haben und an welches Unternehmen sie die Daten weitergeleitet haben.
Sind Daten im Umlauf, kann der Nutzung bei der verantwortlichen Stelle widersprochen werden.
Bei unerwünschten Werbeanrufen sollte man einfach auflegen. Werbeanrufe ohne Einwilligung sind unzulässig. Wer das werbende Unternehmen identifizieren kann, kann die Information an die Verbraucherzentrale weitergeben.
Die Kontoauszüge sollten regelmäßig kontrolliert werden. Bei Unregelmäßigkeiten wendet man sich an die Bank. Einer unrechtmäßigen Abbuchung sollte schnell widersprochen werden. Bei Lastschriften gilt eine 6-Wochen-Frist, bei Kreditkarten-Betrug gilt diese Frist nicht.
Wenn ohne Einwilligung Geld abgebucht wurde, sollte Strafanzeige gestellt werden.
Die Verbraucherzentrale Niedersachsen beispielsweise hält auf ihrer Internetseite Musterbriefe bereit, mit denen der Datenweitergabe oder unrechtmäßigen Kontoabbuchungen widersprochen werden kann.