15 Millionen Euro von REWE erpresst

Immer wieder sind im Sommer Droh-Emails bei der Supermarkt-Kette Rewe eingegangen. Der Inhalt: Wenn der Konzern nicht Millionen Euro rausrückt, werden dessen Lebensmittel verseucht und die dadurch drohende Gefahr für die Kunden an die Öffentlichkeit gebracht.
Erst fordert der Erpresser Ingo F. aus der Region Hoyerswerda (Sachsen) zehn Millionen Euro, dann will er sogar 15 Millionen Euro von dem Unternehmen haben.
Rewe allerdings schaltet umgehend die Polizei ein, als die Erpresser-Mails im Postfach einlaufen.
Die Ermittler inszenieren daraufhin im Juli eine vermeintliche Geldübergabe auf einem Rasthof bei Porta Westfalica. Der 38-jährige Erpresser kommt – und tappt in die Falle. Gestern hat er sich für den Millionen-Erpressungsversuch in Köln vor Gericht verantworten müssen.
Da muss der Angeklagte dann selbst zugeben: „Das war eine Schnapsidee.“ Tatsächlich umsetzen habe er die Drohungen angeblich ohnehin nicht wollen, sagt er vor Gericht aus. Auf den Einfall mit der Supermarkt-Erpressung war der Mann gekommen, weil er finanzielle Probleme hat. Er wollte sich eigentlich mit einem eigenen kleinen Jachthafen in Kroatien selbstständig machen. Das klappte allerdings nicht, weil er an einen Geschäftsmann geriet, der ihn über den Tisch zog.
Zur Geldübergabe bringt er sogar seine Mutter mit
Das Ende von seinem Traum der Selbstständigkeit im Ausland: 200 000 Euro, die er an den Geschäftsmann zahlen sollte.
Alkoholisiert schickt er schließlich aus dem öffentlichen Wlan-Netz einer Fastfood-Kette die Emails an Rewe und will so an Millionen kommen. Über soziale Netzwerke hätte er dann die Nachricht über verseuchte Lebensmittel verbreiten wollen, heißt es in den Drohungen.
Bei der Geldübergabe staunen auch die Beamten nicht schlecht: Der Sachse hat sogar seine Mutter mitgebracht. Auf die Frage, warum er auch sie mit in die Sache hineingezogen hat, sagt er gestern vor Gericht: „Ich hätte das Auto sonst nicht bekommen.“
Waren die Kunden zu irgendeinem Zeitpunkt in Gefahr? Einer der Ermittler sagt, die Polizei schätzte von Anfang an die Gefahr für die Bevölkerung als recht gering ein.
Die Anfangsforderung von zehn Millionen Euro – die später auf 15 Millionen erhöht wurde – sei „schon ambitioniert“ gewesen. Den Umständen nach hätte die Polizei auch mit einem jüngeren Täter gerechnet, so der Ermittler bei der Befragung weiter.
Richterin: Die Drohungen sind kein Kavaliersdelikt
Trotzdem ist die Vorsitzende Richterin des Kölner Landgerichts, Nicole Schippers, gestern der Ansicht: „Das ist kein Kavaliersdelikt, das ist wirklich eine massive Drohung.“ Daher sei eine Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten angemessen. Die Staatsanwaltschaft hatte zwei Jahre und zehn Monate Haft gefordert. Die Verteidigung wollte eine Bewährungsstrafe erreichen.
Der betroffene Supermarkt-Konzern Rewe will den Fall nicht kommentieren.