15-Jährigen brutal erstochen: Bandenkrieg in London

LONDON - Jugendliche außer Kontrolle: In London eskalieren die Morde an Jugendlichen. Die Täter sind meist auch Jugendliche. Bandenkriege brechen aus, die mitten in der Stadt ihren Schausplatz finden.
Sie verabreden sich über soziale Netzwerke, planen ihre tödlichen Attaken minutiös: In London toben blutige Bandenkriege zwischen Jugendlichen, die schon zahlreiche Opfer gefordert haben. Erst am Wochenende wurden ein 15- und ein 17-Jähriger erstochen, einer von ihnen mitten im Feierabendverkehr, an einem der belebtesten Plätze der britischen Hauptstadt.
Am spektakulärsten war die tödliche Attacke am Freitagnachmittag am berühmten Bahnhof Victoria Station. Eine Gruppe von mehr als 20 Jugendlichen jagt den 15-jährigen Sofyen Ghailan durch den Bahnhof, in dem dichtes Gedränge herrscht. Sie drücken ihn in eine Ecke neben einem Fahrkartenautomaten. Es kommt zum Kampf, doch Sofyen hat keine Chance.
Die Täter, die alle Schuluniform tragen, rammen ihm ihre Messer in den Leib, blutüberströmt und tödlich verletzt bricht der Bub zusammen. Die Polizei jagt sofort hinter den Tätern her, kann 20 der Jungen und Mädchen festnehmen, obwohl sie versuchen, mit Bussen zu entkommen.
Victoria Station ist nicht das erste Mal Schauplatz einer blutigen Schlägerei zwischen Jugend-Gangs.
Sieben von ihnen werden auf Kaution frei gelassen, zwölf Teenager von 17 und 16 Jahren werden gestern dem Haftrichter vorgeführt.
Die Jugendlichen stammen allle aus dem selben Distrikt im Süden Londons. Die Polizei vermutet, dass es sich bei den Auseinandersetzungen um Revierkämpfe verschiedener Banden handelt. So sollen Schüler der Schule im Westen Londons, an die Sofyen ging, immer wieder Fehden mit Jugendlichen aus dem Nordwesten und dem Süden der Themse-Stadt austragen.
Keine 36 Stunden nach dem Mord in der Victoria Station werden im Osten der Stadt erneut drei Jugendliche auf offener Straße niedergestochen. Für einen von ihnen, den 17-jährigen Godwin Nii Lawson kommt jede Hilfe zu spät.
Blutige Auseinandersetzungen zwischen Teenagern gibt es in London seit einigen Jahren. Allein im vergangenen Jahr wurden in der britischen Hauptstadt 14 Schüler umgebracht, ein Jahr zuvor waren es sogar fast 30 gewesen. In diesem Jahr gab es bereits fünf Opfer.
Die meist mit Messern verübte Morde gelten laut Scotland Yard als das zweitgrößte Sicherheitsrisiko unter Jugendlichen – gleich hinter terroristischen Anschlägen. Und der Nachschub an Waffen ist kein Problem. Polizeisprecher Mark Simmons: „Die Messer liegen in jedem Küchenschrank.“ mh