Zwölf vergnügte Partypumps

Der perfekte Mädelsabend – wie schaut er aus? Die AZ hat sich, gemeinsam mit vier Damen, auf Recherche-Tour durch Münchens Nacht begeben.
von  Abendzeitung

Der perfekte Mädelsabend – wie schaut er aus? Die AZ hat sich, gemeinsam mit vier Damen, auf Recherche-Tour durch Münchens Nacht begeben.

Sorry Mädels – ich musste noch Sportschau gucken“, trällert Giusy als Entschuldigung für ihre Verspätung. Sportschau? Eine ungewöhnliche Ausrede. Und kommt die Sendung nicht immer sonntags? Egal, heute ist Mädelsabend. Das bedeutet: zwölf Partypumps und High-Heel-Stiefel stöckeln aufgeregt durch die Münchner Partynacht.

Erste Station: Das La Stanza im Lehel – ein italienisches Restaurant, das sich zu fortgeschrittener Stunde immer mehr zum Italo-Hotspot mausert. Die neuen Besitzer kombinieren die alte, familiäre 60er-Jahre Einrichtung mit modernem Design. Ergebnis: super bequeme Couchecken mit rustikalen Tischen und Spiegelflächen – perfekt für die unauffällige Beobachtung anderer Gäste. Im hinteren Teil wird’s barocker. Fast übersieht man den winzigen Raum mit seinen schnörkeligen Tischchen und der kitschigen Fototapete. Rund zwölf Gäste können sich hier „nach Venedig beamen“.

"Sechs Traumprinzen auf einmal? Das nenn’ ich Utopie."

Lorenzo Cannato, der Chef des Lokals, erwartet uns mit Aperol-Spritz (Weißwein, Aperol und Soda). Sein junger Kollege Rosario eilt herbei und bringt „San Pelegrrrrino mite leichte Gesprudele“. Der sonnengebräunte Kellner kümmert sich rührend um seine weiblichen Fans – ähm, Gäste.

Doch Männer interessieren uns heute Abend nicht. Sina: „Der perfekte Mädelsabend hat nicht zum Ziel, einen Mann kennenzulernen, sondern ganz ohne sie Spaß zu haben.“ Aber wenn’s Traummänner sind? „Na gut, dann ja, aber dann müssten uns heute sechs Traumprinzen begegnen – das nenn’ ich Utopie.“ So die ernüchternde Antwort.

Zum Glück haben wir Rosario. Augenblicklich steht er mit einer Holztafel vor uns. Er möchte die täglich wechselnden Gerichte erklären. „Du kennst doch sicherlich ,Trofie Chef’, fragt er Giusy. Schließlich ist sie Italienerin. Aber – ertappt. „Ich hab gar nicht zugehört“, muss sie gestehen. Rosario schaut irritiert, Nichtbeachtung kennt er nicht. Bevor wir ihn wahnsinnig machen, bestellen wir querbeet: Antipasta La Stanza (9,45 Euro), Ravioli Burro e Salvia (9,50 Euro) und Pesce Misto ariculia mit Salat (14,90 Euro).

"Eigene Frauen verboten – fremde Frauen erwünscht."

Geschafft. Die Diskussion geht weiter: „Wie schaut wohl der perfekte Männerabend aus?“, möchte Bianca wissen. „Eigene Frauen verboten – fremde Frauen erwünscht“, so die trockene Antwort von Sina. Danach geht’s weiter mit den neuesten Xing-Kontakten und ob man nervige Kerle irgendwie sperren kann. Ob bei der derzeitigen Kälte wohl Thermoskannen im Stadion erlaubt sind. Ob man beim TÜV einen Fahrzeugschein bekommt, wenn das Original beim Feiern aus der Tasche geflutscht ist. Und ob man sich einen Hochzeitsordn[/GRUNDTEXT]er auf dem PC anlegen sollte. Was das ist? Eine Sammlung aller Pros und Contras bereits erlebter Hochzeiten. „Bevor ihr vom Heiraten faselt, erzählt mir erst mal jemand, wie ich gestern nach Hause gekommen bin“, scherzt Giusy. Sie, ein paar Kolleginnen und Mister Wodka-Bull haben vergangene Nacht in der 089-Bar (Maximiliansplatz 5) gefeiert.

Für eine Partynacht-Rekonstruktion bleibt keine Zeit. Der venezianische Chef Lorenzo (ehemals Riva und Bar Centrale) serviert uns „Coconut Kiss“ und „Sex on the beach“. Dazu gibt’s sündhaft leckere Panna Cotta und Tiramisu. Eigentlich ist es viel zu gemütlich um wieder raus in die Eiseskälte zu stapfen, aber – Party muss sein.

Die Straßen sind glatt und so stöckeln und rutschen wir Richtung „P2“. Gegenüber dem Haus der Kunst liegt das edmoses, ein kleiner Club mit großer Glasfront in einem 60er Jahre Haus. „Wie ein Aquarium voller Partyfischchen“, meint Regina.

Vorsichtig wippen, ab und zu nippen

Wir kämpfen uns zum Barkeeper vor und checken die Angebote der Nacht: „Bombay Crushed“ (9 Euro) oder ein Taittinger Rosé (85 Euro), dazu – wer mag – ein Schinken-Käse-Toast (3,50 Euro). Wir bleiben bei Caipirinha, Wodka- und Cranberry-Bull (alles 9 Euro). Das Bier kostet 3,50 Euro, die Cola 3 Euro. Die letzten freien Nischen vor der neun Meter langen, tiefer gelegten Bar werden erobert.

Es ist 23 Uhr. Das Konzept von Betreiber Niels Jäger, Sascha Arnold und Steffen Werner geht auf, die begehrte Location ist voll. Das Publikum ist zwischen 25 und 40 – eine gute Mischung aus sexy, Street Style, edel und cool. Ihre Beschäftigung: Vorsichtig wippen, ab und zu nippen – der DJ leitet das lässige Warm-Up ein. Es ist Ben Mono von Compost Records. Sein Style nennt er „Bit-Hop“. Übersetzt heißt das: „weniger Beats pro Minute, aber mehr Dichte im Sound. Außerdem vermischen er in dem neuen Genre verschiedene Stile wie Hip Hop und Electro.“ Liest sich kompliziert, hört sich live aber richtig gut an.

1.20 Uhr: Ein Teil der Feiervergnügten wandert Richtung P1, dafür rückt frisches, etwas jüngeres Partyvolk nach. Je später es wird, desto mehr Street Style rudert durch das bunte Party-Aquarium. Zwischen schräg drapierten Ed- Hardy-Kappen, suchen zierliche Party-Bunnys nach einem Flirt mit den gut gebauten Hip-Hoppern. Der DJ dreht auf, der Bass wummert im Magen. Passend zum Beat, wechseln orgelförmige Elemente über der Bar ihre Farbe – Willkommen in Münchens Partynacht!

Erst futtern, dann feiern

La Stanza, St. Anna-Straße 13, U-Bahn-Station: Lehel, Mo. bis Sa. 8 bis 1 Uhr, So. 10 bis 1 Uhr, Küche 12 bis 23.30 Uhr, Infos und Reservierung unter Tel.: 25 54 23 93 oder im Internet unter www.la-stanza.de

edmoses, Prinzregentenstraße 2, MetroBus 54 / U-Bahn: Prinzregentenplatz, Do. bis Sa.: 20 bis 3 Uhr, 5.1: „Piratenparty“, Fr.: 9.1. DJ Chris D., Sa.: 10.1. Thomas Herb und Tom Bioly, Infos unter Tel.: 0177-25-47-476 oder www.edmosesbar.com

Dorina Herbst

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