Zwischen Florentina und Fair Play

Münchens Stille Parkanlagen - Teil 3: Der Rosengarten an der Isar.
Die Besucher des Rosengartens reden nicht gern mit dem AZ-Reporter. Nicht, weil sie Angst haben. Nicht, weil sie etwas Brisantes verschweigen wollen. Der Grund ist viel einfacher: Sie wollen nicht, dass ihr „Geheimtipp“ in der Zeitung steht – und der ruhige Rosengarten an der Isar voller wird!
Natürlich kann man sie gut verstehen. Der Rosengarten ist ein schattiges, ruhiges Plätzchen mitten in der Au, und bislang ist er tatsächlich kaum bekannt. Ein schlichtes Schild am Eingang weist auf die Öffnungszeiten des kleinen Parks neben der Isar hin. Die wenigen Leute, die den Garten beim nachmittäglichen Isarspaziergang betreten, sind sofort begeistert.
213 verschiedene Rosensorten geben dem kleinen Park seinen Namen. Sie heißen „Fair Play“, „Florentina“ und „Mein München“, es gibt Unikate, andere sind dagegen hundertmal vorhanden. Zwischen den Blumen warten schattige Bänke, Stühle und mehrere Liegewiesen – eine davon direkt am so genannten Freibadbach – auf entspannungswillige Besucher. Und überall ist es sehr ruhig.
"Ein absoluter Traumjob"
Das schätzen die vielen Mütter, die den Rosengarten mit ihren Kindern besuchen. Christine Ainschlinger kommt mit ihrem acht Wochen alten Eduard mehrmals wöchentlich in den Park. „Es ist so schön ruhig hier. Meist setze ich mich mit meinem Baby auf eine schattige Bank, das mag er sehr gern“, sagt die 35-Jährige. Sie hat den Garten zufällig entdeckt – beim Joggen.
Jutta Heinemann gefällt, dass der Garten so natürlich ist. „Die Leute sind auch alle nett und nicht so pingelig wie in anderen Parkanlagen.“ Seit zwei Jahren besucht die 63-Jährige den Rosengarten regelmäßig mit ihrem Kater Basti. „Er liebt den Giftgarten so sehr.“ Der Giftgarten, das ist eine Ansammlung von Giftpflanzen mit Info-Tafeln zu Vorkommen, Giftigkeit und Symptomen bei Vergiftung. Auf jeden Fall nichts für Hypochonder. Gleich daneben: der Tastgarten für Blinde.
Der Betriebsleiter Stefan Neueder ist ein großer Mann von 40 Jahren, mit einem festen Händedruck und getrockneter Erde an den Schuhen und der Jeans. Er ist Chef des Rosengartens und der angrenzenden Baumschule Bischweiler. Neueder meint, seine Arbeit sei ein echter Traumjob: „Das ist einer der schönsten Arbeitsplätze in München. Ich würde mit niemandem tauschen.“ Was für ihn den Rosengarten auszeichnet? Er überlegt. „Die Ansammlung von Themengärten, die Fliedersammlung im Frühling, die paar tausend Rosen, jede einzelne etikettiert, das macht den Rosengarten zu einer einmaligen Sache“, sagt Neueder dann.
Die Besucher des Parks dürften das genau so sehen. Fast schade, dass der Rosengarten an der Isar so unbekannt ist. Da bekommt ja keiner von denen da „draußen“ mit, was für idyllische Parks es in München gibt! Wie gesagt – fast schade. Denn sonst wäre ja die ganze Ruhe weg.
Kasanobu Serdarov
Auf einen Blick
Lage: Bei der Sachsenstraße und dem Isarweg zwischen der Braunauer Eisenbahnbrücke und der Wittelsbacher Brücke.
Größe: Etwa 3000 Quadratmeter. Das Gelände der Baumschule Bischweiler misst zusätzlich drei Hektar.
Anfahrt: Mit der U-Bahn zum Kolumbusplatz, von dort aus an der Isar Richtung Braunauer Eisenbahnbrücke spazieren oder mit dem Bus 58 bis zur Claude-Lorrain-Straße fahren.
Sehenswertes: Der Giftgarten mit rund 40 verschiedenen giftigen Pflanzen.
Charakter: Kleiner, aber feiner Garten mit einer bunten Auswahl an verschiedenen Rosen und anderen Pflanzen. An dem Freibadbach kann man wunderbar liegen und entspannen. Note: 1
Kinderspielplätze: Einer, aber nur für kleine Kinder bis etwa fünf Jahren, mit kleiner Rutsche und Sandkasten. Note: 3
Publikum: Viel Stammpublikum, vor allem viele Rentner und Mütter mit Kindern. Note: 2
Erholungswert und Sauberkeit: Da hier meist nicht viel los ist, ist es himmlisch ruhig – und auf den schattigen Bänken oder am Fluss kann man abschalten wie nirgendwo sonst. Note: 1
Gastronomie: Leider gibt’s nur an der Braunauer Eisenbahnbrücke einen Kiosk. Der ist aber nicht weit weg. Note: 3