Zweite Stammstrecke: Wurden die Kosten absichtlich schöngerechnet?

Die Kosten der zweiten Röhre sind explodiert. Sind sie absichtlich schöngerechnet worden?
Heidi Geyer |
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Arbeiter sind auf der Baustelle der zweiten S-Bahn-Stammstrecke am Hauptbahnhof zu sehen.
Arbeiter sind auf der Baustelle der zweiten S-Bahn-Stammstrecke am Hauptbahnhof zu sehen. © picture alliance/dpa

München - Auf eine Spurensuche hat sich am Mittwoch der Untersuchungsausschuss zur Zweiten Stammstrecke im Landtag gemacht. Geladen waren zum ersten Mal Zeugen, die Licht ins Dunkel der Kostenexplosion des neuen S-Bahn-Tunnels bringen sollten.

Als erster war Stefan Böttcher von der Firma Intraplan Consulting dran, der an der Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) anhand verschiedener Faktoren und Annahmen zu dem Projekt beteiligt war.

Andere Rechnung führt zu anderem Ergebnis

Eigentlich ein standardisierter Prozess, der aber ganz unterschiedlich behandelt wurde. Für Inge Aures (SPD) wurden "Äpfel mit Birnen" dadurch verglichen, denn die NKU, die im Jahr 2016 erstellt wurde, lag deutlich höher als die, die im Jahr 2022 errechnet wurde. Sprich: Weil man anders gerechnet hatte, ist das Projekt plötzlich nicht mehr rentabel.

Wurde der Faktor also bewusst schöngerechnet? "Mir ist keine Diskussion mit dem Auftraggeber bezüglich dieser Kritikpunkte bekannt", sagte Böttcher. "Es gab keinen politischen Druck."

Baudirektor spricht von "viel Widerstand" bei der Deutschen Bahn

Schon 2018 hatte der Bundesrechnungshof kritisiert, dass verschiedene Risiken nicht in der NKU berücksichtigt wurden. Mit dem Ergebnis, dass der Tunnelbau daher vom Bund nicht gefördert werden könne. Dieser Prüfbericht sei Böttcher aber nicht bekannt gewesen.

Zweiter Zeuge war Thomas Graf, Baudirektor im Bayerischen Staatsministerium für Verkehr, der seit 2018 für das Baucontrolling des Projekts zuständig ist. Er berichtet, dass man mit der Bahn einen Kompromiss zur Baubegleitung gefunden habe. Seine Stelle hätte aber gerne mehr gewusst und sei bei der Bahn "auf viel Widerstand" gestoßen.

Staatsministerium für Verkehr hat eigene Berechnungen getätigt 

Überhaupt kommt die Bahn, der Auftraggeber der Zweiten Stammstrecke, nicht gut weg bei Grafs Aussage. Denn die habe ab 2020 keine Kosten oder Termine weitergegeben, sagte Graf. Daher habe seine Stelle eigene Berechnungen angestellt.

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Außerdem sagte Graf, dass er die Amtsleitung sowie die Bauministerin regelmäßig informiert hatte, auch mögliche Gegensteuerungsmaßnahmen wie eine Beteiligung der Bahn an den Mehrkosten seien Teil dieser Kommunikation gewesen.

Bereits am 16. Juli 2020 hatte Graf den zuständigen Referatsleiter in der Staatskanzlei über den Projektstatus informiert. Ein Zwischenergebnis, das, wie man heute weiß, stark von den ursprünglichen Planungen abwich.

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2 Kommentare
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  • Rudi B. am 24.03.2023 14:22 Uhr / Bewertung:

    Kosten explodiert? Die können gar nicht so stark explodieren, es bleiben immer noch "peanuts" im Vergleich zu den Milliarden, die für alle Welt ausgegeben werden und solange die Betriebe politikbedingt nicht ins Ausland abgewandert sind, haben wir hier wichtige Arbeitsplätze.

  • glooskugl am 24.03.2023 08:42 Uhr / Bewertung:

    Natürlich wird bei öffentlichen Projekten getäuscht. Wissen die das nicht bei der Stadt und warum macht man nicht entsprechende Verträge? Da gehören halt Profis hin die sich auskennen und die nicht nur auf die fette Pension möglichst früh warten.
    Ist halt öffentlicher Dienst,zahlt der Bürger und der Rest mit den Kosten war halt schon immer so.
    Hauptsache es gibt wieder nach dem Streik mehr Kohle...

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