Zweite Stammstrecke: „Schluss mit dem Nörgeln!“
MÜNCHEN - Eine Jamaika-Koalition könnte den Bau der zweiten Stammstrecke verhindern. OB Christian Ude warnt vor dem „Genörgel am Gutachten“ und will der CSU die Schuld am S-Bahn-Chaos geben.
Verhindert Schwarz-Grün zusammen mit der FDP den Bau einer zweiten S-Bahn-Stammstrecke? Die Münchner Liberalen wollen gegen die zweite Röhre vom Haupt- zum Ostbahnhof stimmen, die Grünen favorisieren den Südring, die örtliche CSU weiterhin den Nordtunnel. Dermaßen in die Zange genommen, geht Oberbürgermeister nun auf die Stammstrecken-Gegner los: Sie hätten nichts zu bieten „außer Genörgel an Gutachten, die sie selbst gefordert, beschlossen und für entscheidungserheblich erklärt haben“.
Ude fordert „eine klare und endgültige Weichenstellung für den Ausbau des S-Bahn-Systems mit einem zweiten S-Bahn-Tunnel und einer verbesserten Flughafenanbindung auf der Osttrasse“. Diese „Schicksalsfrage der Münchner Region“ dürfe nicht länger „verzögert, vertagt und verschleppt werden“.
Offiziell richtet er seinen „eindringlichen Appell“ an die Landtagsfraktionen – dort liegen die Ausbau-Pläne zurzeit. SPD-Politiker Ude hatte sich gemeinsam mit CSU-Chef Horst Seehofer und FDP-Wirtschaftsminister Martin Zeil für den Tunnelbau in Haidhausen und eine Schnellstrecke über Daglfing zum Flughafen ausgesprochen. Der Appell ist aber auch eine Drohung gegen den grünen Bündnispartner im Rathaus und die Münchner Opposition aus FDP und CSU. Deren Fraktionschef Josef Schmid hatte am Samstag festgestellt: Die zweite Röhre „hat im Stadtrat keine Mehrheit“.
Ein schwarz-grün-gelbes Stadtrats Votum gegen den zweiten Tunnel könne, so Ude, „den fatalen Eindruck erwecken, in München bestehe kein Handlungsbedarf“. Sollte der Bau daran scheitern, werden laut Ude die „unlösbaren S-Bahn-Probleme und die Zunahme des Autoverkehrs“ zu einem zentralen parteipolitischen Thema werden. Sprich: Ude wird den Grünen und der CSU dann die Schuld am wachsenden S-Bahn-Chaos geben und dies zum zentralen Wahlkampfthema machen. Ein Warnschuss auch gegen den grünen Bündnispartner.
FDP-Chef Michael Mattar wehrt sich gegen die Diffamierung als Nörgler – er wirft Ude „Blindheit gegen die Schwächen des zweiten S-Bahn-Tunnels“ vor. tha