Zweite Reiterstaffel für München: Söders Kavallerie soll Isar schützen

200 Polizeipferde will der Ministerpräsident anschaffen, eine für jede Großstadt. In München soll die neue Staffel an der Isar reiten. "Meine Kavallerie", nennt Markus Söder augenzwinkernd seine neueste Idee.
von  Ralph Hub
Ein paar Leckerlis genügen Söder, um das Herz dieses Polizeipferds im Sturm zu erobern.
Ein paar Leckerlis genügen Söder, um das Herz dieses Polizeipferds im Sturm zu erobern. © Ralph Hub

München - Ministerpräsident Markus Söder setzt aufs Pferd. „Sie sind Sympathieträger“, sagt er und meint damit vor allem die Pferde der bayerischen Polizei.

Sie sollen ihm helfen, bei der Landtagswahl mit dem zentralen Thema der CSU zu punkten – der inneren Sicherheit. Am Montag besuchte der Ministerpräsident die Reiterstaffel in Riem. Mit seinem Vorschlag, jeder bayerischen Großstadt eine eigene Reiterei zu spendieren, rennt er dort offene Stalltüren ein.

"Ich reite selbst gerne", erzählt er beim Rundgang der AZ. Im Stall hält er einem Wallach auf der flachen Hand ein Karottenstück hin. Einer, der ihm brav aus der Hand frisst, das mag der Ministerpräsident. Pferd und Landesvater sind zufrieden.

Insgesamt 60 Pferde: München bekommt zweite Reiterstaffel 

"Meine Kavallerie", nennt Söder augenzwinkernd seine neueste Idee, "damit sich die Menschen im Freistaat künftig noch sicherer fühlen". Sie soll in den Isarauen patrouillieren, in Wohngebieten, um Einbrecher zu verscheuchen, aber auch bei großen Einsätzen. "Selbst bei Demos oder Fußballspielen – nie ist ein Polizeipferd je angegriffen worden", sagt der Chef der Reiterstaffel, Andreas Freundorfer.

Jede bayerische Großstadt ab 100.000 Einwohner soll, so Söders Plan, eine eigene Reiterstaffel bekommen. In München gibt's schon eine: 41 Pferde, 36 Beamte und neun Angestellte. Und nun spendiert Söder eine zweite Münchner Staffel. Wesensruhig müssen Polizeipferde sein und nicht schreckhaft. "Im Grunde wie die Mitglieder der Staatsregierung", scherzt Söder.

45 Pferde soll die Region Nürnberg, Fürth, Erlangen erhalten, 30 sind für Augsburg geplant, 20 in Regensburg, weitere nach Würzburg und Ingolstadt – insgesamt 200 Pferde. Bei einem Preis von 15.000 Euro pro Pferd macht das unterm Strich drei Millionen Euro, plus Personal, Polizeibeamte, Ställe, Dienstgebäude und was sonst notwendig ist. Pro Dienstgebäude einer Reiterstaffel mit rund 26 Pferden liegt man etwa bei sieben Millionen Euro, rechnen Fachleute.

Söders Kavallerie: Scharfe Kritik der Freien Wähler

So viel hat der Umzug der Reiterstaffel Berlin mit Pferden und Personal 2017 von Grunewald in ein neues Quartier nach Stahnsdorf gekostet. Im Münchner Landtag wird Söder mehr brauchen als ein paar Karotten – vor allem Geld. "Wir gehen von etwa 17 Millionen Euro aus", sagt Markus Söder der AZ, "viel hängt davon ab, was wir für die Liegenschaften bezahlen müssen." 

Bis zu 100 Millionen Euro, so rechnet Hubert Aiwanger (Freie Wähler), wird die "bayerische Kavallerie" kosten. "Wir erleben ein weiteres Kapitel von Söders Showpolitik", kritisiert Aiwanger. Angesichts von Terrorgefahr und Cyberkriminalität sei das Projekt "geradezu lächerlich". Da werde "Spaziergängern Sicherheit vorgegaukelt, in dem man teure Reiter in weitläufige Friedhöfe und Naturschutzgebiete auf Streife schickt".

Kritik kommt auch von der SPD. Fraktionschef Markus Rinderspacher sagte, Söder solle lieber die Ballungsraumzulage verdoppeln. Die Polizeigewerkschaft DPolG findet die Kavallerie gut. "Vorausgesetzt das Geld wird nicht an anderer Stelle eingespart", betont Bezirkschef Jürgen Ascherl. Die Mittel werden zusätzlich im Haushalt bereitgestellt, verspricht Söder. Die Ausbildung der ersten zehn Pferde soll im Sommer in München beginnen.

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