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Nach dem Habenschaden-Aus: Grüne nominieren Nachfolger Krause – so reagiert OB Reiter

Katrin Habenschaden, Münchens Zweite Bürgermeisterin von den Grünen, gibt ihr Amt auf – und beginnt einen Job bei der Deutschen Bahn.
von  AZ
Katrin Habenschaden arbeitete als Bankkauffrau und Diplombetriebswirtin bei den Stadtsparkassen in Nürnberg und München. 2014 wurde sie in den Stadtrat gewählt, 2020 war sie OB-Kandidatin der Grünen/Rosa Liste. Sie ist Münchens Zweite Bürgermeisterin.
Katrin Habenschaden arbeitete als Bankkauffrau und Diplombetriebswirtin bei den Stadtsparkassen in Nürnberg und München. 2014 wurde sie in den Stadtrat gewählt, 2020 war sie OB-Kandidatin der Grünen/Rosa Liste. Sie ist Münchens Zweite Bürgermeisterin. © Anja Mörk

München - Viele sahen Katrin Habenschaden schon als die erste grüne Oberbürgermeisterin Münchens. Doch nun kommt alles anders. Am Mittwoch hat sie sich überraschend aus der Kommunalpolitik verabschiedet. Das Amt der Zweiten Bürgermeisterin wird sie niederlegen. Die Grünen-Fraktion will am Donnerstag beraten, wer ihr nachfolgt.

Die Entscheidung sei ihr schwergefallen, sagt Katrin Habenschaden. Die vergangenen dreieinhalb Jahre als Zweite Bürgermeisterin bezeichnet sie als ein Privileg.

"Belastung hat Spuren hinterlassen": Katrin Habenschaden erklärt ihren Rücktritt

"Es war immer mein Anspruch und auch mein Amtsverständnis, 100 Prozent zu geben für meine Herzensstadt München. Der Aufgabe habe ich dreieinhalb Jahre alles andere untergeordnet", sagt Habenschaden. Tatsächlich gilt die 46-Jährige als eine besonders fleißige Politikerin, die täglich von einem Termin zum nächsten eilte, auch am Abend und am Wochenende.

Sie war für Mobilität, Wirtschaft und Kultur zuständig. Sie handelte für die Stadt das Dieselfahrverbot aus, auch für die Sanierung des Gasteigs war sie verantwortlich. Wichtige, anspruchsvolle Aufgaben – die offensichtlich an ihr gezehrt haben. "In den vergangenen Monaten habe ich gemerkt, dass die Belastung durch die öffentliche Rolle Spuren hinterlassen hat", sagt Habenschaden. Allerdings: "Das Amt nur mit reduziertem Engagement auszufüllen, kommt für mich nicht in Frage."

Habenschaden findet neue Aufgabe bei der Deutschen Bahn - und deutlich mehr Gehalt

Für Nachhaltigkeit und Klimaschutz will sich Katrin Habenschaden weiterhin einsetzen – allerdings nicht mehr als Politikerin, sondern bei der Deutschen Bahn. Ab Ende des Jahres wird sie dort den Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit leiten. Habenschaden werde "die grüne Transformation der DB mit neuen Impulsen weiter vorantreiben", kündigt Bahn-Chef Richard Lutz an.

"Die neue Aufgabe ist weit weniger öffentlichkeitswirksam, bietet aber die große Gelegenheit, Umwelt- und Klimaschutz sowie die Mobilitätswende deutschlandweit voranzubringen", sagt Habenschaden. Sie ist gelernte Betriebswirtin und arbeitete früher bei der Sparkasse. Ihr Jahresgehalt soll laut "Bild" bei rund 200.000 Euro liegen, mit Boni bei rund 250.000 Euro. Als zweite Bürgermeisterin lag sie laut Stadt brutto bei 170.000 Euro.

2020 wollte Katrin Habenschaden Oberbürgermeisterin von München werden

2009 ist Habenschaden den Grünen beigetreten, nach der Geburt ihrer Tochter. Ihr Antrieb war der Schock über die nukleare Katastrophe von Tschernobyl 1986. Sie wollte Verantwortung für die Umwelt übernehmen, auch um München für ihre Kinder so zu erhalten, wie es ist. So beschreiben die Grünen in einer Mitteilung Habenschadens Motivation.

2014 zog sie als Stadträtin ins Rathaus ein, 2018 wurde sie Fraktionsvorsitzende. 2020 kandidierte sie als Oberbürgermeisterin. Die Grünen wurden damals zwar stärkste Fraktion des Stadtrats. Habenschaden schaffte es allerdings nicht in die Stichwahl.

Münchens OB Dieter Reiter bedauert den Rücktritt von Katrin Habenschaden

Dieses Frühjahr war Halbzeit der Legislatur. Die AZ hatte sich deshalb mit Habenschaden getroffen, um über ihre Bilanz zu sprechen. Damals klang alles danach, dass sie es noch einmal mit einer Kandidatur probieren will. In diesem Jahr wolle sie mit ihrer Familie und der Partei sprechen und dann entscheiden, sagte sie. Münchner Bürgermeisterin sei ein "Traumjob".

Jetzt hat der Traum ein Ende. Und das kam für das Münchner Rathaus überraschend. Sie habe ihn in einem persönlichen Gespräch am Mittwoch informiert, sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). "Ich bedaure diese Entscheidung ausdrücklich, respektiere diesen Schritt aber selbstverständlich." Die Zusammenarbeit bezeichnet er als konstruktiv und vertrauensvoll.

Schätzten und respektierten sich: Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Katrin Habenschaden (Grüne).
Schätzten und respektierten sich: Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Katrin Habenschaden (Grüne). © dpa/Sven Hoppe

Dominik Krause soll Nachfolger von Katrin Habenschaden werden

 "Engagiert" ist ein weiteres Wort, das fällt – auch bei der SPD-Fraktionschefin Anne Hübner. Sie habe Katrin Habenschaden "als eine Politikerin schätzen gelernt, die ihre Ziele mit Elan und pragmatisch verfolgt hat".

"Wir werden die Zusammenarbeit mit ihr vermissen", sagt Grünen-Fraktionschef Dominik Krause. "Am Wahlerfolg 2020 und dem damit verbundenen Bedeutungszuwachs der Grünen-Fraktion hatte sie großen Anteil", ist seine Co-Chefin Mona Fuchs sich sicher.

Dominik Krause bei einer Kundgebung für die Solidarität mit Israel. Krause ist aktiv im Kampf gegen Antisemitismus.
Dominik Krause bei einer Kundgebung für die Solidarität mit Israel. Krause ist aktiv im Kampf gegen Antisemitismus. © imago images/ZUMA Wire

Derweil hat sich die Fraktion von Grünen und Rosa Liste auf einen Nachfolge-Kandidaten für Katrin Habenschaden festgelegt. Mit nur einer Gegenstimme schlug die Fraktion Dominik Krause vor, der seit 2014 im Stadtrat sitzt. Auch OB Dieter Reiter und die Koalitionspartner seien schon informiert worden, die SPD signalisierte bereits ihre Zustimmung. Reiter, dem ein schwieriges Verhältnis zu Krause nachgesagt wird, wollte sich noch nicht dazu äußern.

Gegenwind gab es dagegen aus der Opposition: CSU-Stadtrat Manuel Pretzl befürchtet "einen Linksrutsch an der Stadtspitze". Der Fraktionschef mahnte, Krause müsse sich künftig "um die Probleme kümmern, die die Bürgerinnen und Bürger wirklich beschäftigen".

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