Zwei Einbrechern drohen lange Haftstrafen

Richter: „Reisende Straftäter dürfen nicht auf Verständnis hoffen.“ Den Angeklagten werden neun Einbrüche vorgeworfen.
von  John Schneider
Die beiden Angeklagten mit Anwältin und Dolmetscherin: Sie sollen in München für neun Einbrüche verantwortlich sein.
Die beiden Angeklagten mit Anwältin und Dolmetscherin: Sie sollen in München für neun Einbrüche verantwortlich sein. © jot

München Genadijs R. (23) fläzt sich demonstrativ auf seinem Platz auf der Anklagebank. Das soll wohl soviel heißen wie: „Was ihr da erzählt, kümmert mich wenig.“ Ihm und seinem Komplizen werden neun Einbrüche in ganz München vorgeworfen. Mal gemeinsam, mal alleine seien sie vorgegangen. Über 20 000 Euro haben sie erbeutet.

„Ich habe noch kein Blatt auf russisch bekommen“, beschwert sich der mutmaßliche Einbrecher beim Landgericht. Das wird nachgeholt. Seine Verteidigerin passe ihm auch nicht und überhaupt kann sich der arbeitslose Lette an nichts erinnern: „Ich war betrunken.“

Als er immer lauter wird, platzt Richter Gisbert Wolf der Kragen. „Mäßigen Sie ihren Ton“, fährt er den Angeklagten an. Der ist zunächst überrascht, erklärt dann, dass das nunmal seine Art zu reden sei.
Sein mutmaßlicher Komplize Andrejs S. (25) ist da schon kooperativer. Er räumt die Taten ein. Allerdings ist er mit der Absprache nicht zufrieden. Mindestens fünf Jahre und acht Monate Gefängnis erscheinen ihm als Strafe zuviel.

Was sollen die beiden getan haben? Die Anklage listet neun Einbrüche auf. Zwei davon hätten sie gemeinsam begangen. Finger- und DNA-Spuren beweisen das. In der Grünwalder Straße drangen sie laut Anklage im Juni 2014 in ein Immobilienbüro ein, indem sie den Zylinder des Schlosses zogen.

Die Beute fällt hier üppig aus: Zwei Flachbildmonitore, eine Spiegelreflexkamera samt Objektiv und ein Laptop wechseln den Besitzer. Wert der Beute: 8000 Euro.
Das ist beileibe nicht bei allen Einbrüchen so lukrativ. In drei Fällen sind die mitgenommenen Schmuckstücke und Uhren nicht mehr als 100 oder 150 Euro wert.

Am 1. August war die Diebestour dann zu Ende. Die beiden Letten wurden mit drei weiteren Männern in einem Auto angehalten. Im Kofferraum fand sich Diebesgut, unter anderem kubanische Pesos, die die Einbrecher erbeutet hatten.

Plötzlich kündigt der Richter an, dass er sich nicht mehr an die Prozess-Absprache gebunden fühlt. Nach der Aussage eines Ermittlers stehe auch bandenmäßiger Diebstahl im Raum. Dementsprechend härter könne die Strafe ausfallen. Wolf: „Reisende Straftäter können hier nicht auf Verständnis hoffen.“

Tatsächlich hat der 23-jährige Angeklagte bereits eine Verurteilung in Berlin auf dem Konto. Die soll ins neue Urteil mit einfließen.

Andrejs S. versucht die neue Wendung wegzulächeln. Es will ihm nicht recht gelingen.

Der Prozess wird fortgesetzt.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.