Zwei Brüder als Serienbankräuber

Rücksichtslos schossen sich die beiden Brüder aus österreich nach einem Überfall auf die Kreissparkasse in Kirchheim den Weg frei. Norbert und Hubert G. sollen seit 1992 ein Dutzend Überfälle in München und Oberbayern verübt haben.
von  Abendzeitung
Der Tatort: die Sparkasse in Kirchheim
Der Tatort: die Sparkasse in Kirchheim © dpa

KIRCHHEIM - Rücksichtslos schossen sich die beiden Brüder aus österreich nach einem Überfall auf die Kreissparkasse in Kirchheim den Weg frei. Norbert und Hubert G. sollen seit 1992 ein Dutzend Überfälle in München und Oberbayern verübt haben.

Als Norbert G. (47) und sein Bruder Hubert (46) merkten, dass sie in der Falle saßen, versuchten sich die Bankräuber, den Weg freizuschießen. Rund 30 Mal feuerten sie mit Pistolen auf einen jungen Kommissar und einen Polizeiobermeister, die als erste bei der Sparkasse in Kirchheim, eintrafen. Der Polizeiobermeister (27) wurde am Oberschenkel verwundet. Zuletzt konnten die Täter nach einer einstündigen Verfolgungsjagd von einem Spezialkommando in Traunstein überwältigt werden (AZ berichtete).

Die Polizisten waren kaum aus ihrem Wagen gestiegen, als ihnen Kugeln um die Ohren pfiffen. Norbert G. feuerte mit einer Pistole, Typ Steyr. Ein Kugel durchschlug den Oberschenkel des 27-jährigen Polizisten. Der feuerte zurück – und traf den Schützen am Oberarm. Auch Hubert G. ballerte um sich – eine wilde Schießerei mitten im abendlichen Kirchheim begann. Querschläger jaulten durch die Dunkelheit. Projektile klatschten in Wände und Autos. „Es war nur Zufall, dass keine Unbeteiligten verletzt wurden“, berichtet Polizeidirektor Harald Pickert. „Die Täter haben ohne zu zögern und rücksichtslos um sich geschossen“, betont Polizeivizepräsident Robert Kopp, „eine brutale Tat, wie sie in München seit vielen Jahren nicht mehr verübt wurde.“

Die Bankräuber schossen sich den Weg zu ihrem Fluchtauto frei, das hinter der Sparkasse stand. Dann flüchteten sie über die A 99 und die A 8. Mehrere Streifenwagen und ein Hubschrauber folgten. Nach knapp 120 Kilometern war die Flucht im Gewerbegebiet von Haslach, ein Ortsteil von Traunstein, zu Ende. Ein Spezialkommando stoppte die Gangster. Mit vorgehaltenen MPs wurden sie überwältigt. Alles ging so schnell, dass die Täter nicht einmal dazu kamen, nach einer Pumpgun zu greifen, die im Wagen lag. Norbert und Hubert G. droht lebenslange Haft. „Wir ermitteln wegen versuchten Mordes“, betont Staatsanwalt Laurent Lafleur. Gestern wurden die Wohnungen der Brüder in Eugendorf (Salzburg) und Grafenstein (Kärnten) durchsucht. In Österreich sind sie wegen Einbruchs, Schlägereien und Waffenbesitz polizeibekannt. In Oberbayern sollen sie dagegen ein Dutzend Banküberfälle verübt haben, der in Kirchheim war der 13te. Beute: unter eine Million.

Norbert und Hubert G. schweigen. Doch ihre Vorgehensweise ist auffällig: Immer schlugen die Räuber zu zweit zu, immer brutal und immer an Orten, die über die Autobahn gut zu erreichen sind: Die Hypo-Bank in Sauerlach wurde gleich vier Mal überfallen; die Sparkasse in Kirchheim wurde bereits vor acht Jahren ausgeraubt.

Ralph Hub

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