"Zwei Beziehungen - das war der Horror"

Der Prozess im so genannten Algarve-Mord hat begonnen. Der Angeklagte soll seine Geliebte und das gemeinsame Kind im Urlaub getötet haben.
MÜNCHEN Kurzhaarschnitt, dunkler Anzug, Krawatte. In der linken Hand hält Techniker Gunnar D. (44) einen weißen Aktenordner. Geduldig lässt der mutmaßliche Doppelmörder am Freitag das Blitzlichtgewitter im Münchner Schwurgerichtssaal über sich ergehen. Aber als Staatsanwältin Elisabeth Ehrl schließlich die Anklage verliest, brüllt der Angeklagte plötzlich dazwischen: „Das entspricht nicht der Wahrheit!“ Die Tat ist unfassbar: Aus Angst, dass seine Lebensgefährtin von seiner Geliebten Georgina Z. († 30) und dem gemeinsamen Kind Alexandra († 21 Monate) erfährt, soll er Mutter und Tochter im Portugal-Urlaub ermordet haben.
Darüber hinaus habe er sich auch das Geld für den Unterhalt der kleinen Alexandra sparen wollen (AZ berichtete). Gunnar D. macht zum Sachverhalt vor Gericht keine Angaben. In der Anklage steht, er habe während eines Projekts in London 2002 eine Asiatin kennen und lieben lernt. „Ich war damals bei BMW. Für die Entwicklung des Mini-Cockpits wechselte ich nach England. Dort habe ich meine Freundin kennen gelernt. Sie ist Ingenieurin im Flugzeugbereich“, sagt der Techniker.
Zurück in München verliert Gunnar D. später seinen Job bei BMW: „Es war die erste Rezession. Unser Team wurde reduziert. Ich war ledig, hatte keine Kinder und war neu in der Firma.“ Gunnar D. gelingt ein Wechsel zu einer Firma nach Ingolstadt: „Dort wurden Audi-Projekte unterstützt und entwickelt.“ Diese Firma schickt den Angeklagten oft nach Stuttgart. Im April 2006 trifft er während einer Musikveranstaltung auf Georgina Z. Die war zu dem Zeitpunkt verheiratet, wie jetzt vor Gericht heraus kommt. Georgina Z. wird seine Geliebte.
Im Februar 2008 zieht seine Lebensgefährtin aus London zu ihm nach München. Sie leben in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Trudering.