Zwangsprostitution: Besserer Schutz vor Ausbeutung

München - Trotz Regenwetter werden auf dem Messegelände in Riem die Kräne fleißig aufgebaut: Ab kommenden Montag wird hier die 31. Bauma-Messe wieder massenhaft Besucher anlocken. 2013 waren es 535.065 aus über 200 Ländern.
Und wie bei jeder großen Messeveranstaltung werden nicht nur die Besucher nach München strömen, sondern, verglichen mit dem regulären Geschäft, auch etwa dreimal so viele Prostituierte. Etwa 2.000 Frauen und Männer sind jeden Tag in München in der Prostitution aktiv – die wenigsten von ihnen freiwillig, sagt die Frauen-Union der CSU.
Kaum freiwillige Prostitution in München
Etwa 80 bis 90 Prozent der Prostituierte in München stehen unter Zwang, schätzt die Bezirksvorsitzende der Frauen-Union München, Ulrike Grimm. Die meisten stammen aus Afrika und Südosteuropa, sprechen kaum Deutsch und werden mit falschen Versprechungen, physischem oder sozialem Druck in die Prostitution gedrängt.
Gerade das Geschäft mit jungen Frauen sei besonders lukrativ, erklärt Grimm: "Viele Zuhälter suchen sich gezielt extrem schlanke, jung aussehende Mädchen, die teilweise hungern müssen, um einem androgynen Frauentypus zu entsprechen." Deshalb fordert die Vereinigung, das Mindestalter für den Eintritt in die legale Prostitution von 18 auf 21 Jahre anzuheben – denn dann könnten die Gefahren des Berufs, wie etwa fehlende Krankenversicherung und Altersvorsorge, besser eingeschätzt werden.
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Momentan melden sich anschaffende Männer und Frauen in München freiwillig bei der Polizei an – eine Maßnahme, die Schule machen sollte, findet Bundestagsabgeordnete Julia Obermeier (CSU). Die verpflichtende Anmeldung bei der zuständigen Polizeidienststelle hält sie für mindestens so wichtig wie regelmäßige gesundheitliche Beratung.
Die Anmeldung sei vor allem für die zahlreichen ausländischen Arbeiterinnen hilfreich, um Vertrauen zur Polizei aufzubauen: "In den Ländern, aus denen die Prostituierte kommen, sehen viele die Polizei eher als Feind. Es ist wichtig, den Frauen zu zeigen, dass das hier anders ist und sie über ihre Rechte aufzuklären. Manche wissen nicht mal, dass sie nicht geschlagen werden dürfen."
Den Gesetzentwurf des Bundeskabinetts, nach dem sich nun auch Freier strafbar machen, die zu einer Zwangsprostituierten gehen, begrüßt Obermeier: "Es macht deutlich, dass auch die Freier eine Verantwortung haben."