Zumutung "Feierbanane": Wohnung unvermietbar?
Wie laut ist zu laut? Wann machen Partylärm und eine betrunkene Feiergemeinde vor der Haustür eine Wohnung unbewohnbar? Darüber muss nun das Münchner Verwaltungsgericht entscheiden. Geklagt hat die Eigentümerin eines Hauses an der sogenannten Feierbanane.
München - Wo richtig gefeiert wird, da ist es laut. Zu laut, sagt eine Hausbesitzerin in München. Ihr Haus liegt nämlich an der sogenannten Feierbanane – der Party-Meile in der Innenstadt, an der in den vergangenen Jahren ein Club nach dem anderen eröffnet hat. In ihrer Wohnung wolle darum heute niemand mehr leben, sie sei unvermietbar. Und genau das will sie sich jetzt vom Verwaltungsgericht bestätigen lassen.
Partylärm, Schlägereien und Drogen vertreiben aus ihrer Sicht potenzielle Mieter – und das selbst in München, wo Wohnraum so knapp ist wie wohl in keiner anderen deutschen Stadt. Darum will sie die Stadt per Gerichtsbeschluss zu einem sogenannten Negativattest bewegen, damit sie es schriftlich hat: Wohnen an der „Feierbanane“ ist unzumutbar. Sollte das Gericht dem zustimmen, könnte sie die Wohnräume gegebenenfalls als Büro- oder Praxisräume vermieten. Das darf sie bislang nicht. Nach Angaben des städtischen Sozialreferates ist es der erste Fall dieser Art in München. Der Ausgang der Gerichtsverhandlung könnte also Signalwirkung haben.
An der „Feierbanane“, die sich etwa vom Sendlinger Tor bis zum Maximiliansplatz zieht, haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Clubs eröffnet, die vom Stadtrand in die Innenstadt gezogen sind. Nach Polizeiangaben sind dort an einem durchschnittlichen Wochenende bis zu 15 000 Menschen unterwegs – und das bleibt nicht ohne Folgen.
Die Zahl der Straftaten sei allein durch die Masse an Menschen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen und habe sich auf einem hohen Niveau eingependelt. Die Zahl der Polizisten wurde aufgestockt, das zuständige Revier kann die Einsätze allein nicht mehr bewältigen. Um der Lage Herr zu werden, haben Polizei, Kreisverwaltungsreferat und Club-Betreiber Ende 2012 die Initiative „Cool bleiben, sicher feiern“ ins Leben gerufen. Gemeinsame Hausverbote soll es geben und die Polizei kann auffälligen Feierwütigen sogar verbieten, den kompletten Party-Bereich zwischen 22.00 Uhr abends und 7.00 Uhr morgens zu betreten.
David Süß, Gastronomen-Chef der Initiative, ist vor knapp drei Jahren mit seinem Club „Harry Klein“ vom Stadtrand in die Innenstadt gezogen. Man wollte seinen Kunden die Fahrt ins außerhalb gelegene „Feier-Ghetto“ am Ostbahnhof nicht mehr zumuten. Außerdem seien die Laufzeiten der Mietverträge dort nicht lang genug gewesen, weil nie klar gewesen sein, was mit dem Gelände passiert. Die Entwicklung und der Umzug seines Clubs, in dem an einem durchschnittlichen Freitag oder Samstag bis zu 600 Leute feiern, sei exemplarisch.
Wo vor etwa fünf Jahren nur hier oder da mal getanzt werden konnte, reiht sich heute ein Lokal an das andere. Mehr als 20 sind es inzwischen. „Wohnen stelle ich mir da tatsächlich auch schwierig vor“, räumt Süß ein. Allerdings sei ja schon der Straßenlärm kaum zu ertragen – und der übertöne das Partyvolk deutlich.
Solche Party-Sorgen gibt es übrigens nicht nur in der Landeshauptstadt. „Probleme zwischen Nachtschwärmern und Anwohnern gibt es in ganz Deutschland“, sagt Robert Pollack vom Ordnungsamt der Stadt Nürnberg – und seit die Sperrstunde in Bayern gefallen sei, gebe es auch mehr davon.
Ein besonders intensiver Streit hat sich um die Gustavstraße in Fürth hochgeschaukelt. Seit zwei Jahren beschwert sich dort eine Handvoll Anwohner massiv. Kurz vor Weihnachten reichte einer sogar eine Anzeige ein. Doch längst nicht alle Fürther teilen diese Meinung: Der Streit hat im Herbst 2012 zur Gründung eines Vereins geführt. „Wir sind Fürth“ setzt sich für den Erhalt der Kneipenmeile und -kultur ein und hat bereits mit einem Schweigemarsch demonstriert, wie still es ohne Gaststätten in der Gustavstraße wäre.