Zum Welt-Aids-Tag: HIV positiv: "Viele Hausärzte sind überfordert"

Ist der HIV-Test positiv, bricht keine Welt zusammen – versichert die Münchner Aids-Hilfe am heutigen Welt-Aids-Tag. Vieles hat sich geändert, seit die Krankheit zur Epidemie wurde. Ihr Stigma nicht.
von  Anja Perkuhn
Horst Middelhoff ist eins der Fotomodelle der Ausstellung „Gesicht zeigen!“. Er lebt mit der Diagnose „HIV positiv“.
Horst Middelhoff ist eins der Fotomodelle der Ausstellung „Gesicht zeigen!“. Er lebt mit der Diagnose „HIV positiv“. © Alexander Deeg/Aids-Hilfe München

Ist der HIV-Test positiv, bricht keine Welt zusammen – versichert die Münchner Aids-Hilfe am heutigen Welt-Aids-Tag. Vieles hat sich geändert, seit die Krankheit zur Epidemie wurde. Ihr Stigma nicht

München - Die Krankheit Aids hat sich natürlich nicht verändert – sie ist immer noch eine Schwäche des körpereigenen Abwehrsystems, die durch das HI-Virus verursacht wird und an der unter anderem Queen-Sänger Freddie Mercury gestorben ist. In Bayern leben rund 2.000 Frauen und 9.000 Männer mit dem HI-Virus. Rund 400 infizieren sich jedes Jahr neu.

Allerdings hat sich die Welt um die Krankheit herum verändert – zum Beispiel sind die Behandlungsmöglichkeiten besser und es sind mehr finanzielle Mittel und professionelle Strukturen vorhanden für Aufklärungs- und Präventionsarbeit. Eins der großen Themen des Jahres, sagt die Münchner Aids-Hilfe am heutigen Welt-Aids-Tag, ist die PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) Truvada, die "Pille davor" – ein Artzney, das vor einer Infektion mit dem HI-Virus schützt.

Seit diesem Jahr zugelassen

Letztes Jahr war das Artzney in Deutschland noch nicht zugelassen, nun hat es ein Patent für den europäischen Markt, man kann es hier kaufen – für 820 Euro im Monat. Seit September gibt es aber in einer Aktion des Apothekerverbandes und Hexal einen Deal: Ein Generikum des Artzney kann man für 50 Euro im Monat in immer mehr ausgewählten Apotheken kaufen, auch in München.

Kassenfinanziert ist das noch nicht, "das wünschen wir uns natürlich", sagt Bernd Müller von der Münchner Aids-Hilfe. Denn das Artzney – bei Frauen unwirksam – "ist ideal für viele, die wir sonst nicht erreichen oder die keinen Bock auf die herkömmlichen Verhütungsmethoden haben".

Mit Krebs "ein armer Hund" - mit HIV "ein Schwein"

Denn 70 Prozent der HIV-Infizierten in westlichen Ländern sind nun mal Männer, die Sex mit Männern haben. "Wir beraten hier deshalb auch zum Artzney", erzählt Müller, "auch, weil viele Hausärzte mit dem Thema überfordert sind." HIV sei immer noch eine Krankheit, die unter schlechtem Image leidet, sagt Müller. "Wer Krebs bekommt, ist ein armer Hund – wer HIV bekommt, ist ein Schwein."

Dieses Stigma will die Aids-Hilfe auflösen – außerdem die Mär, dass eine positive HIV-Diagnose verheerend ist. "Unser erstes Anliegen ist: Schützt euch! Wenn ihr unsicher seid: Geht zum Test! Und ist der positiv, bricht keine Welt zusammen", sagt Müller. ´"Das ist behandelbar, man kann heutzutage in den allermeisten Fällen sehr gut leben."

Einige dieser Geschichten erzählen fünf Betroffene in der Foto-Video-Ausstellung "Gesicht zeigen! Leben mit HIV", die noch bis Ende Januar im Café Regenbogen der Münchner Aids-Hilfe (Lindwurmstraße 71) zu sehen ist.

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