Zukunft für Nigeria
Femi Kuti kommt mit seinem neuen Album „Day By Day“ heute Abend ins Ampere.
Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt nur etwas über 50 Jahre. Gewalt macht es sich gerne unter dem euphemistischen Label „ethnische Konflikte“ gemütlich – in Nigeria kann man sich der Politik nicht entziehen. Sie betrifft das Überleben.
„Day By Day“ heißt das neue Album von Femi Kuti. Zu einem aus Jazz, Funk und Rock gemixten Sound reflektiert Kuti über das Land seiner Väter. 1962 wurde er in London geboren. Als Sohn von Fela Kuti. Der Afrobeat-Pionier war nicht nur einer der großen Jazzer, sondern stellte sich auch mit Einsatz seines Lebens gegen das Nigerianische Regime. Idealisieren darf man Fela trotz allem nicht. Widersprüchlich wie sein Land, pflegte er einen frauenverachtenden Sexismus und inhumane Schwulenfeindlichkeit.
Schon mit 15 war Femi Saxophonist in der Band seines Vaters. Infiziert mit politischer Musikalität, trägt er das Erbe weiter, kämpft mit Musik in einem Land, das sich seit den Zeiten seines Vaters schmerzlich langsam in Richtung Demokratie entwickelt. „Demo Crazy“ – was passiert hier eigentlich, fragt sich Femi zerrieben im Kampf zwischen Brasssection und einer Orgel. Die Wahrheit des Westens, sie trifft auf abnorme Rohstoffpreise, Bereicherung, Elend – das Ideal des Wortes Demokratie muss sich hier mit der zuckenden Polyphonie der Musik abkämpfen. Kein schlechtes Bild für ein Land, dessen Ethnien im postkolonialen Trauma nie wirklich zu einer Einheit gefunden haben.
Als Weltgewandter, der weiß, dass die großen Ideologien schon abgewirtschaftet haben, hat Femi es nicht leicht, Visionen für Nigeria zu entwickeln: Marxismus, Sozialismus, Kapitalismus – in „One Two“ setzt sich bei Femi die Erkenntnis durch, dass die Ungerechtigkeit Teil der menschlichen Natur ist. Aber auch gegen die kann man kämpfen: „Let’s Make History“ ist der letzte Song des Albums.
Christian Jooß
Ampere, Zellstraße 4, Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt: 22 Euro
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