Zug um Zug: So wird das neue Trambetriebszentrum an der Ständlerstraße

An der Ständlerstraße errichtet die MVG schrittweise ihren neuen Trambetriebshof. Er soll ein Kernstück des Straßenbahnnetzes der Stadt werden.
von  Gaby Mühlthaler
So soll der Trambetriebshof an der Ständlerstraße einmal aussehen.
So soll der Trambetriebshof an der Ständlerstraße einmal aussehen. © Visualisierung: MVG

München - Fit für die Verkehrswende will die MVG sein, denn mehrere neue Tramstrecken sind derzeit im Genehmigungsverfahren, weitere mögliche Verbindungen werden auf ihren Nutzen hin untersucht. Die Tramflotte wird also kräftig wachsen, von derzeit rund 110 Bahnen auf 260 im Jahr 2040. Laut MVG geht am Ausbau des Betriebshofs an der Ständlerstraße kein Weg vorbei, für einen weiteren Betriebshof sucht man noch einen Standort.

Trambetriebshof Ständlerstraße kostet 450 Millionen Euro

An der Ständlerstraße wächst der neue Trambetriebshof bereits. Ab 2030 soll er eine Kapazität für 97 ein- und 97 ausrückende Straßenbahnen haben. Die Gesamtkosten werden laut Projektleiter Andreas Lindner von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) 450 Millionen Euro betragen. Ziel ist es laut Matthias Korte, dem Leiter der Verkehrskommunikation, dass dezentrale Abstellen der Trams im Netz zu verhindern. "Alles soll hier unterkommen", so Korte. Derzeit haben acht Züge an der Ständlerstraße Platz, im Jahr 2025 soll das Abstellen von 25 Trams möglich sein. "Bis dahin werden die Bahnen provisorisch abgestellt, beispielsweise an der Einsteinstraße." Auch neue Trams muss die MVG zwischen Lieferung und Inbetriebnahme so lange unterbringen, bis sie das Genehmigungsverfahren der Regierung von Oberbayern durchlaufen haben. "Die dürfen vorher nicht ins öffentliche Netz", so Korte.

Matthias Korte (l.), der die Verkehrskommunikation bei der MVG leitet und Andreas Lindner, der Projektleiter.
Matthias Korte (l.), der die Verkehrskommunikation bei der MVG leitet und Andreas Lindner, der Projektleiter. © Bernd Wackerbauer

Schon vor über hundert Jahren hatten die Trambahnen an der Ständlerstraße ihre Heimat. 1924 zog die Hauptwerkstätte dort ein und nahm den Betrieb auf. Überhaupt haben die Trambahnen in München eine lange Geschichte, 1876 gab es die erste Pferdetram, 1895 die erste elektrische. Im Jahr 1964 lagen 134 Kilometer Tramschienen in der Landeshauptstadt. Heute umfasst das Streckennetz 82 Kilometer und liegt ausschließlich im Stadtgebiet München - mit einer Ausnahme: dem kleinen Abschnitt der Linie 25 nach Grünwald.

Betrieb rund um die Uhr

Nach und nach wird die MVG nun die einzelnen Gewerke des Betriebshofs an der Ständlerstraße, an dem derzeit eine Interimswerkstatt betrieben wird, genehmigen und errichten lassen. Besonderes Augenmerk liegt dabei beim Schutz der benachbarten Wohngebiete an der Traunreuther- und Lauensteinstraße. Eingehauste Gleisharfe, Schallschutzwände am Abnahmegleis und an anderen sensiblen Stellen sind vorgesehen. Gebäude werden so ausgerichtet, dass Einfahrten und Eingänge von den Wohnhäusern abgewandt sind. Was die Betriebszeiten betrifft, orientieren sie sich am Tram-Fahrplan und Reparatur-Aufkommen.

Die Anlage ist in der Woche rund um die Uhr in Betrieb, in den Werkstätten wird jedoch meist nur werktags gearbeitet. Die Abstellanlage und der Bereich für sogenannte Leichte Instandhaltung wiederum werden vor allem am Wochenende und nachts genutzt, während am Abnahmegleis von Montag bis Freitag tagsüber Züge rollen, in Ausnahmefällen bis 22 Uhr. "Verkehrsführung und Betriebsabläufe sind auf Lärmvermeidung und Effizienz ausgelegt", so die MVG. Rund zehn Kilometer Gleise werden insgesamt verlegt.

Viele Bäume und Grün sollen bestehen bleiben

Ändern wird sich auch die Tram-Zufahrt zum Betriebshof. Neue Gleise werden zwischen Endhalt Schwanseestraße und Betriebshof verlegt, die bestehende Strecke in Aschauer- und Chiemgaustraße zurückgebaut. Dafür müssen Fahrspuren auf Ständler- und Schwanseestraße entfallen, zudem Parkstreifen.

Bestehen bleiben Bäume und 5.250 Quadratmeter Grün an der Lauensteinstraße und bei den Kleingärten. Gleisanlagen und Lärmschutzwände werden begrünt. Für die Flachdächer ist ein Mix aus Photovoltaik und Grün geplant. So ergeben sich laut MVG positive Effekte für das Mikroklima. Laut Gutachten seien durch den Neubau des Trambetriebshofs "keine signifikanten negativen Wirkungen auf die Luftqualität zu erwarten".

Mit mehreren Info-Veranstaltungen will die MVG Nachbarn und Interessierte auf dem Laufenden halten, für 2023 ist ein Bürgerworkshop geplant.

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