Züricher Schüler schlugen auch Behinderten

MÜNCHEN - Die Polizei hat drei weitere Opfer der Züricher Brutaloschüler ermittelt – darunter auch einen Behinderten. Die drei 16-Jährigen Schweizer werden sich wegen versuchten Mordes in fünf Fällen verantworten müssen.
Enthemmt von Drogen und Alkohol kannte die Brutalität von Mike B., Iwan Z. und Benji D. keine Grenzen. Prügelnd zogen sie in der Nacht zum vergangenen Mittwoch durch die Innenstadt. Innerhalb von 30 Minuten schlugen sie fünf Männer zusammen. Einen 46-jährigen Geschäftsmann richteten sie derart übel zu, dass er mit zerschmettertem Gesicht in die Uni-Klinik kam (AZ berichtete).
Im Nußbaumpark hinter der Matthäuskirche begegneten die Jugendlichen drei Männern. Zuerst plauderten sie harmlos mit den drei Arbeitslosen, drei Mazedonier im Alter von 43, 55 und 64 Jahren. „Plötzlich ging der Haupttäter mit Fäusten auf die Männer los“, berichtet Markus Kraus, Chef der Münchner Mordkommission. Mike B. war nicht mehr zu bremsen.
Iwan Z. und Benji D. zogen nach und traktierten die Opfer mit gezielten Faustschlägen und Fußtritten – auch gegen die Köpfe. Dass einer der drei Männer körperbehindert ist, hielt die brutalen Schläger nicht ab. „Es war auf den ersten Blick zu erkennen, dass einer der Männer an Arm und Schulter gehandicapt ist“, betont Markus Kraus.
Zwei der Zusammengeschlagenen blieben nach der Attacke bewusstlos am Boden liegen. Nach Polizeiangaben wollten sich eine Mitschülerin und ein Mitschüler der Schläger noch um die Opfer kümmern. Die Gruppe zog aber weiter. Nur Minuten später liefen sie Wolfgang O. über den Weg, den sie halb tot prügelten, sowie einem 27-jährigen Studenten aus Bulgarien.
„Die Angriffe erfolgten aus Heimtücke und niederen Beweggründen“, erklärt Staatsanwalt Andreas Franck. Gegen die 16-Jährigen soll deshalb in allen fünf Fällen Anklage wegen versuchten Mordes erhoben werden. Die Ermittlungen werden allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen, da noch weitere Zeugen vernommen werden müssen, darunter auch einige Jugendliche aus der Schülergruppe, die inzwischen wieder nach Küsnacht bei Zürich zurückgekehrt sind.
Mike B. und Iwan Z. sitzen inzwischen in der JVA Stadelheim in U-Haft. Die Eltern von Mike B. besuchten gestern ihren Sohn in der Gefängniszelle. 15 Minuten durften sie ihn sehen, dann mussten sie wieder gehen. Toni B.: „Wir sind am Ende.“ Der dritte Jugendliche, Benji D., wurde in ein Gefängnis nach Niederbayern verlegt.
„Weder bei der Vernehmung noch vor dem Haftrichter zeigten sie Anzeichen von Reue oder Mitleid mit den Opfern“, betont Markus Kraus. Wolfgang O. wurde indes in eine Klinik nach Düsseldorf verlegt. Er soll noch in diesen Tagen operiert werden.
Ralph Hub, Laura Kaufmann