Zu Inge und zu Gerti
Für viele Leute startet das Wochenende heute: Wie für Sebastian Eckert, der heute durch die Glockenbachviertel- Szene tourt.
München - Normalerweise startet mein Wochenende oft hinter der Bar des Sub, dem Schwulen Informations-Kommunikations und Kulturzentrum. Als ich für meine Arbeit nach München gezogen bin, habe ich angefangen hier auszuhelfen – heute ist das für mich wie eine Familie, und nach meiner Schicht in der Bar ziehe ich mit Freunden weiter.
Aber diese Woche beginnt das Wochenende schon heute, und zwar mit einem ganz besonderen Highlight, das ich mitgeholfen habe zu organisieren: Der Magic Bar Tour, einer Kneipentour durch die Szene. Für eine gute Sache ist es auch noch, die Einnahmen gehen ans Sub.
Im Gutscheinbuch zur Tour sind Angebote von den 48 Kneipen, die mitmachen – mal gibt’s einen Averna gratis, mal ein Essen günstiger. Meine Freunde und ich wollen gemütlich im Eismeer in der Pestalozzistraße mit einem Kaffee starten. Danach zum Kiosk an der Reichenbachbrücke. Da gibt’s das Bier günstiger, und damit setzen wir uns an die Isar. Bevor es richtig losgeht, brauchen wir noch eine Stärkung: Essen gehen wir entweder ins Moro an der Müllerstraße oder ins Café Regenbogen in der Lindwurmstraße. Die Küche ist bei beiden gut, im Moro gibt’s Bayerisches und auch mal ein Curry, im Regenbogen kochen die Leute ehrenamtlich für die Aids-Hilfe, ganz unterschiedliche Sachen.
Ein Muss ist es, auf der Dachterrasse der Deutschen Eiche ein Glas Prosecco zu trinken – ein Klassiker. Von dort hat man einen schönen Blick über die Dächer der Stadt.
Dann ist es Zeit, die Bar-Tour richtig einzuläuten. Wir wollen zu Inges Karotte in der Baaderstraße. Das ist eigentlich eine Frauenkneipe, aber bei der Magic Bar Tour sind da natürlich auch Männer, und die Inge kenn ich, die ist eine unheimlich Nette.
Zu Gerti ins Fraunhofer Schoppenstüberl ist auch ein Muss, da schauen wir zumindest für ein Stamperl rein. Das lohnt sich allein schon wegen der Gerti.
Normalerweise ziehe ich mit meinen Freunden zum Beispiel ins Jennifer Parks in der Holzstraße, da ist das Publikum nett gemischt, Schwule, Frauen, Heteros. Und das Funkhaus in der Buttermelcherstraße ist witzig von der Musik her, Funk eben und Soul. Im Pop-as in der Thalkirchner Straße trifft sich die Szene, es ist eher eine Boazn wo jung und alt hingehen, und der Wirt Carlos steht da seit über 30 Jahren drin und hält alles zusammen.
Zur Bar Tour wollen wir auch in die dunklen Kneipen reinschauen, in die Teddy-Bar in der Pestalozzistraße zum Beispiel. Und danach vielleicht noch tanzen ins Chaca Chaca am Maximiliansplatz. Schade, dass es keinen richtigen Schwulen-Club gibt.
Den Rest vom Wochenende lasse ich ruhiger angehen. Ich radle gern an der Isar und mag die Biergärten im Englischen Garten – besonders den Chinesischen Turm, da sind so viele Leute, da gibt’s was zu gucken. Ich wohne nicht im Glockenbachviertel, das ist mir zu trendy. Aber ich find’s gut, dass sich alles mehr mischt langsam, die Kneipen sich nicht mehr so über „schwul“ definieren sondern auch einfach über Musik oder Stil.
In Neuhausen, wo ich wohne, ist es ruhiger. Schön grün, und nah am Zentrum. Da bin ich gern im Sappralot in der Donnersbergerstraße. Die haben eine nette Terrasse, ständig laufen Leute vorbei die man kennt. In Neuhausen wohnen viele Familien. Und viele Schwule. Da funktioniert das Miteinander wunderbar.
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