Zu alt zum Weggehen

Hier erzählen Menschen von ihrem Wochenende: Heute ist das der Theater-Schauspieler Johannes Schäfer. Der Hamburger mag Biergärten – kann mit Blaskapellen aber nichts anfangen.
von  Protokoll: Thierry Backes
Das Käppi ist Pflicht: Johannes Schäfer sieht nicht nur aus wie ein Hiphopper. Er ist auch einer.
Das Käppi ist Pflicht: Johannes Schäfer sieht nicht nur aus wie ein Hiphopper. Er ist auch einer. © Petra Schramek

von Johannes Schäfer*

 

Ich reise im Moment sehr viel mit dem Zug, auch am Wochenende. Denn ich spiele mittlerweile hauptsächlich in Basel und dazwischen immer wieder in München. Meine Freunde leben aber in Hamburg und meine Familie in Berlin-Charlottenburg. Ein optimales Wochenende sieht also so aus: freitags eine „Moses“-Vorstellung im Volkstheater, samstags ein Konzert in Hamburg, sonntags entspannen in Berlin.

In den sechs Wochen, die wir zum Beispiel für „Moses“ oder „Einer flog übers Kuckucksnest“ geprobt haben, habe ich in einer Wohnung des Volkstheaters gelebt, in einer WG mit Regisseur Simon Solberg und Schauspielkollegen. In der Zeit haben wir viele Abende zuhause verbracht und gequatscht. Da muss ich hier mal eine Lanze für den Lieferservice Alkoport brechen: Das ist schon eine tolle Sache, dass die dir auch mitten in der Nacht noch Wein, Bier und Gin Tonic vorbeibringen, und das für einen sympathischen Preis.

Mittags waren wir oft beim Goldoni, einem sehr netten Italiener in der Augustenstraße, oder in der Driveri Café-Weinbar, direkt daneben. Abends und nach den Vorstellungen gab es öfters mal ein Schnitzel im Steinheil oder ein Burger hier im Volksgarten, den kann ich nur jedem empfehlen.

Sehr gut hat es mir auch im Augustiner Biergarten gefallen. So ein Biergarten hat schon was, das muss auch ich als Hamburger gestehen. Und im Augustiner spielt wenigstens keine Blasmusik-Kapelle wie am Chinesischen Turm, das fand ich fürchterlich.

Abends hat uns der Kollege Max Wagner mal auf eine große Kneipentour mitgenommen. An die meisten Lokale kann ich mich gar nicht mehr erinnern, aber den bunt-exzentrischen Club Call Me Drella am Maximiliansplatz fand ich ganz witzig. Vom Pimpernel in der Müllerstraße war ich dagegen ein wenig enttäuscht, da hatte man mir wohl zu viel versprochen.

Ich bin langsam eh zu alt zum Weggehen, ich finde das Vorglühen in einer Bar spannender als das Tanzen in einem Club. Gemütlich ist es etwa im Café Kosmos in der Dachauer Straße, und das nicht, weil es dort Astra-Bier gibt. Das mag ich nämlich gar nicht so gerne.

Wenn wir schon über Hamburg und München reden: Ich habe eine Art Gemeinsamkeit zwischen Münchnern und Hamburgern entdeckt. Beide halten sich für etwas Besseres. Doch wo der Münchner noch offenherzig ist, ist der Hamburger kühl und distanziert.

Doch genug gelästert. Wenn ich Zeit habe, arbeite ich natürlich an meiner Musik. Ich rappe leidenschaftlich gerne als Nemo und bin Mitbegründer der 56 Boys.


* Johannes Schäfer (32) spielt die Titelrolle in dem von der Kritik gefeierten „Moses“-Musical im Münchner Volkstheater. Nächste Vorstellungen: 29./30. Oktober 2012.

 

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