Zoll zerschlägt Falsch-Diesel-Bande

Eine internationale Gaunerbande macht Rostschutzmittel zu Diesel und verkauft es dann in Österreich als Kraftstoff. Den Gewinn verjubeln sie im Bordell. Az-online zeigt, wie die Masche der Betrüger funktioniert
von  T. Gautier
Betrug am Zapfhahn: Diesel-Betrüger verkaufen oft Rostschutzmittel als Kraftstoff. Foto: dpa
Betrug am Zapfhahn: Diesel-Betrüger verkaufen oft Rostschutzmittel als Kraftstoff. Foto: dpa

MÜNCHEN/TRAUNSTEIN - Das Münchner Zollfahndungsamt hat eine international agierende Falsch-Diesel-Bande enttarnt. Am Montag durchsuchten Beamte Büros, Wohnungen und ein Lager im Kreis Traunstein und nahmen drei Männer fest. Kollegen in Österreich schnappten vier weitere mutmaßliche Betrüger.

Die Masche der Männer (29 bis 54 Jahre) lief so: Das Gemisch wurde laut den Ermittlern in Polen erstellt – und offiziell als Rostschutzmittel deklariert. Der Vorteil: Rostschutzmittel unterliegt keiner strengen Kontrolle. Wer aber Diesel einführt, wird vom Zoll lückenlos überwacht. „Es ist sehr schwer, das unerkannt zu transportieren“, sagt der Leiter des Sachgebiets Verbrauchssteuern beim Zollfahndungsamt München, Michael Kornprobst. Die Bande konnte das Öl in ein improvisiertes Zwischenlager bei Traunstein verfrachten – ohne dass die Behörden davon wussten.

Dort kam das Gemisch in neue Laster. Dieses Mal wurde es aber als Diesel gekennzeichnet und an freie Tankstellen hinter der Grenze in Oberösterreich verkauft, so Kornprobst. Dabei hätte die Bande in Österreich Mineralölsteuer zahlen müssen. Das taten sie nicht. Da es keine Grenzkontrollen gibt, bemerkte niemand was.

Den Diesel verkauften die Betrüger aber als bereis versteuert und behielten die Differenz: 400 Euro je 100 Liter, also rund 12 000 Euro pro Tankzug. Pro Woche kamen zehn bis fünfzehn Laster, und das sechs Monate lang, von Juni bis Dezember. Macht etwa 4,7 Millionen Euro. Das Geld gaben die Männer aus Deutschland, Österreich und Slowenien „mit vollen Händen aus“, sagt Kornprobst. „In Luxushotels und Luxusbordellen in Österreich.“

Dass Autos durch den Falsch-Diesel beschädigt wurden, sei unwahrscheinlich. Man habe darauf geachtet, dass das Gemisch keine Schäden verursacht. Denn die, so Kornprobst, „sind schlecht fürs Geschäft“.

Anti-Rostmittel und Diesel - ein feiner Unterschied

Rostschutzmittel und Diesel sind laut Michael Kornprobst „chemisch gesehen praktisch dasselbe“ – somit sind sie beide in Automotoren verwendbar. Die Stoffe haben auch eine ähnliche Zoll-Code-Nummer: Diesel hat 27 10 19 und, je nach Schwefelgehalt, die Endziffern 41 bis 55. Stoffe mit diesen Nummern sind überwachungspflichtig. Rostschutzmittel – Nummer 27 10 10-91 – ist es dagegen nicht. Ein feiner Unterschied, den Betrüger ausnutzen.

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