Zoff um unverhofften Münchner Geldsegen
Nach der Falschbuchung in den Bilanzen: HRE-Manager müssen zum Rapport nach Berlin. Woher kommen die 55,5 Milliarden?
München/Berlin - Auch wer weniger Schaden hat, als gedacht, muss für den Spott nicht sorgen: Unverhofft kann Finanzminister Wolfgang Schäuble die deutschen Schulden um 55,5 Milliarden Euro niedriger ansetzen, und die Opposition lästert: „Das neue Motto der Bundesregierung ist: Milliarden sind nicht mehr so wichtig. Wir rechnen in Billionen”, so Thomas Oppermann (SPD).
Der Betrag war in den Bilanzen der verstaatlichten Münchner Pleitebank Hypo Real Estate (HRE) falsch verbucht worden. Wie genau, kann bisher noch niemand so recht erklären – angeblich geschah der Fehler beim Übertrag von Vermögenswerten auf die FMS Wertmanagement, eine Art Giftschrank für die toxischen Papiere, die den Untergang der HRE verursacht hatten. Unter anderem sollen Kursgewinne dieser Papiere aus Versehen als Verluste verbucht worden sein, heißt es. Auch hätte die Bank-Software Sicherheitsleistungen für eigene Forderungen nicht auf der Haben-Seite, sondern beim Soll verbucht.
Aus Plus mach’ Minus – eine schier unglaubliche Geschichte, die immerhin den deutschen Schuldenstand auf einen Schlag um satte 2,6 Prozentpunkte auf 81,1 Prozent der Wirtschaftsleistung drückt. Schäuble will jetzt trotzdem klären, wie die wundersame Geldvermehrung zustande kam. Der Vorstand der Bank muss zum Rapport nach Berlin – danach dürften Köpfe rollen.
Die HRE war auf dem Gipfel der Finanzkrise 2008 vom bundeseigenen Bankenrettungsfonds Soffin gerettet worden. Die milliardenschweren Risiken sind nun Teil einer so genannten „Bad Bank” namens FMS Wertmanagement. Der gesunde Teil der Bank führt einen Teil des früheren Geschäfts unter dem neuen Namen Deutsche Pfandbriefbank weiter.