Zoff um Christkindlmarkt in München: CSUler und Grüne im Streit um eine Wiese

Geht es nach den Grünen im Viertel, muss das Hüttendorf mit Eisbahn unterm Sendlinger Maibaum nach Weihnachten abgebaut werden. "Unverständlich und hirnlos", findet das der Maibaumvereins-Chef und will den Markt länger stehen lassen. Allerdings bekäme der CSUler damit eine seltene Ausnahme.
von  Irene Kleber
Wieso soll man diese Schlittschuhbahn am "Christkindlmarkt unterm Maibaum" schon vor Schulferienende am 5. Januar abbauen? Fragt sich Maibaumvereins-Chef und Ex-CSU-Stadtrat Otto Seidl - und ist sauer auf die Sendlinger Grünen.
Wieso soll man diese Schlittschuhbahn am "Christkindlmarkt unterm Maibaum" schon vor Schulferienende am 5. Januar abbauen? Fragt sich Maibaumvereins-Chef und Ex-CSU-Stadtrat Otto Seidl - und ist sauer auf die Sendlinger Grünen. © Daniel von Loeper

München - Die Lichtlein strahlen weihnachtlich unterm Maibaum, an 22 Standln im Hüttendorf ratschen seit Montag Menschen bei Apfelglühwein, Maroni und Feuerzangenbowle. Alphornbläser blasen und Goaßlschnalzer schnalzen, in der Engelswerkstatt wird gebastelt – und auf der Eisbahn, die abends schön blau schimmert, flitzen Kinder und Erwachsene übers Eis.

Budenzauber, Lichterglanz und Glühweinpyramide: Noch ist das Hüttendorf mit Eisbahn am Luise-Kiesselbach-Platz nur bis Weihnachten genehmigt.
Budenzauber, Lichterglanz und Glühweinpyramide: Noch ist das Hüttendorf mit Eisbahn am Luise-Kiesselbach-Platz nur bis Weihnachten genehmigt. © Daniel von Loeper

Christkindlmarkt am Maibaum: Letztes Jahr rund 110.000 Besucher 

Stimmungsvoll und heiter ist er, der inzwischen dritte "Christkindlmarkt unterm Maibaum" am sonst selten genutzten Luise-Kiesselbach-Platz in Mittersendling. Letztes Jahr haben rund 110.000 Besucher aus München und dem Umland den Adventszauber besucht. Aber seit Mittwoch ziehen finstere Wolken auf über der Weihnachtsidylle. Der rührige Ex-CSU-Stadtrat Otto Seidl (79), der mit seinem Maibaumverein Sendling-Westpark den Christkindlmarkt samt Eislaufbahn auf die Beine gestellt hat, ist stockgrantig auf die örtlichen Grünen.

"Unverständlich und hirnlos ist das"

Die haben nämlich (samt ÖDP und Linken) in der letzten Bezirksausschuss-Sitzung mit 13:13 Stimmen abgelehnt, dass der Markt über Weihnachten hinaus bis 5. Januar verlängert werden darf – dann unter dem Namen "Winterdorf". "Unverständlich und hirnlos ist das", schnaubt Seidl, "für die Kinder, die über die Schulferien nicht wegfahren, ist das doch wunderbar, wenn sie zum Schlittschuhlaufen zu uns kommen können. Aber die Grünen gönnen niemandem die Freude und sind mal wieder dagegen. Weil ihnen die Wiese heilig ist!"

15 Meter hoher Glühweinzauber: Am "Christkindlmarkt unterm Maibaum" am Luise-Kiesselbach-Platz steht auch die höchste Glühweinpyramide Bayerns.
15 Meter hoher Glühweinzauber: Am "Christkindlmarkt unterm Maibaum" am Luise-Kiesselbach-Platz steht auch die höchste Glühweinpyramide Bayerns. © Christkindlmarkt am Maibaum

Grüne: Wiese "massiv beschädigt" 

Tatsächlich ist die Wiese rund um den Maibaum Kern des Streits. Die sei im vergangenen Jahr schon vom Christkindlmarkt und tiefen Autoreifenrillen "massiv beschädigt" worden, erklärt die grüne BA-Vizechefin Maria Hemmerlein auf AZ-Nachfrage. Der Maibaumverein habe das zwar repariert. "Aber das Stück Wiese war dann bis Mai gesperrt."

"Ich finde, er nimmt sich zu viel raus"

Obendrein sei die Eisbahn heuer größer als im Vorjahr. "Es kann ja nicht sein", sagt sie, "dass alle Münchner Weihnachtsmärkte am 23. Dezember schließen müssen und Tollwood an Silvester, nur der Otto Seidl darf bis 5. Januar weitermachen. Ich finde, er nimmt sich zu viel raus." Die örtlichen Grünen, sagt Hemmerlein, wollen jetzt erst mal ein "nachhaltiges Nutzungskonzept" diskutieren, das "verschiedene Interessen –Erholung, Sport und Spiel, aber auch Gastronomie und ökologische Belange –ausgewogen berücksichtigt".

Die Genehmigung erteilt das KVR

Die Entscheidung, ob der Markt mit Eisbahn bis 5. Januar stehen bleiben darf, trifft aber ohnehin nicht der Bezirksausschuss – der wird nur angehört – sondern das (grün geführte) Kreisverwaltungsreferat. Wenn keine Genehmigung kommt, müsste Seidl Weihnachten den Budenzauber abbauen lassen. Und die Eisbahn auch. "Aber dann", sagt er, "gehe ich direkt zum OB, der weiß ja, was die Bürger wollen."

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