Zivilcourage: Wie verhalte ich mich richtig?

Der Polizeihauptkommissar Arno Helfrich erklärt der AZ, wie man sich verhalten sollte, wenn man selbst oder andere Menschen bedroht werden
von  tw
Er weiß, wie man bei Gewalttaten reagieren muss: Hauptkommissar Arno Helfrich
Er weiß, wie man bei Gewalttaten reagieren muss: Hauptkommissar Arno Helfrich © Eberhard Unfried

Der Polizeihauptkommissar Arno Helfrich arbeitet beim Kommissariat 105 für Prävention und Opferschutz. Der AZ erklärt er, wie man sich verhalten sollte, wenn man selbst oder andere Menschen bedroht werden.

AZ: Herr Helfrich, ich sehe jemanden, der bedroht wird. Wie verhalte ich mich richtig?

ARNO HELFRICH: Nehmen Sie die Situation wahr und bringen Sie sich aktiv ein. Ignorieren Sie den Täter und gehen Sie auf das Opfer zu: "Kann ich Ihnen helfen". Das Ziel ist: Dem Opfer aus der Situation heraushelfen. Je schneller Sie reagieren, umso besser stehen die Chancen. Diese Regeln sind nicht geheimnisvoll, aber sie müssen einem schnell einfallen – Sie haben nämlich nur eine einzige Chance.

Was verlangt das Gesetz?

Sie sollten alles tun, um jemanden vor Schaden zu bewahren. Sie müssen aber nicht bei einer Prügelei in die Bresche springen – Hilfe holen, sollten Sie aber schon. Sonst ist es eine unterlassene Hilfeleistung. Die ist strafbar.

Und wenn ich selber bedroht werde? Die drei L’s sind wichtig. Licht, Lärm, Leute: Suchen Sie helle Orte und machen Sie auf sich aufmerksam. Zum Beispiel mit einer Pfeiffe oder einem Schrillalarm. Auch wichtig sind Menschen. Sprechen sie andere direkt an: „Sie in der grünen Jacke! Helfen Sie mir!“. Hauptsache, Sie sind nicht allein.

...aber gerade ist niemand in der Nähe.

Wenn jemand provozierend einsteigt, nicht weggucken. Halten Sie dem Blick stand. Machen Sie das Buch zu und nehmen Sie die Kopfhörer aus den Ohren. Fragen Sie: „Kennen wir uns?“. Der potentielle Täter muss erkennen, dass er einen Gegner vor sich hat.

Was sind häufige Fehler?

Viele Leute zögern, sich Hilfe zu holen, weil Sie denken die Situation sei dafür nicht gefährlich genug. Aber den Notfall bestimmt derjenige, der in der Situation ist. Da gibt es keine Regel. In jeder U-Bahn-Station gibt es zum Beispiel Notruf-Knöpfe. Auch solche Dinge bringen wir den Menschen in unseren Kursen bei.

Was lehren Sie sonst in Ihren Kursen? Wir zeigen, wie man sich behaupten kann, einem Blick standhält und wie man andere Menschen am besten anspricht, damit sie helfen. Aber auch ganz praktische Fragen wie: Was ist Notwehr? Was ist unterlassene Hilfeleistung? Seit dem Tod von Dominik Brunner haben wir einen besonders großen Zuspruch.

 

 

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