Zeugin hypnotisiert: Täter nach brutaler Attacke am Ostbahnhof geschnappt

Zwei Monate nach dem fremdenfeindlichen Übergriff auf einen Deutsch-Türken am Münchner Ostbahnhof steht die brutale Tat offenbar kurz vor der Aufklärung . Zwei mutmaßliche Täter sind in Untersuchungshaft. Die Fahnder setzten dabei auf ein seltenes Mittel und hypnotisierten eine Zeugin.
von  Abendzeitung
Übel zugerichtet: das Opfer nach dem brutalen Angriff.
Übel zugerichtet: das Opfer nach dem brutalen Angriff. © Polizei

MÜNCHEN - Zwei Monate nach dem fremdenfeindlichen Übergriff auf einen Deutsch-Türken am Münchner Ostbahnhof steht die brutale Tat offenbar kurz vor der Aufklärung . Zwei mutmaßliche Täter sind in Untersuchungshaft. Die Fahnder setzten dabei auf ein seltenes Mittel und hypnotisierten eine Zeugin.

MÜNCHEN Eine 19-Jährige gab entscheidende Hinweise auf das Cabrio der Täter – unter Hypnose! Reichlich zwei Monate nach dem versuchten Mord an einem 21-jährigen Türken vor der Kultfabrik hat die Polizei am Dienstag den mutmaßlichen Täter und seinen Komplizen gefasst. Am Mittwoch erging Haftbefehl gegen einen 20-jährigen Münchner und seinen polnischen Freund (22) aus Olching. Die beiden arbeiten ausgerechnet in einem Sicherheitsunternehmen.

Als die 19-köpfige Sonderkommission „Tonfa“ kurz nach dem Mordversuch mit ihren Ermittlungen begann, kamen 942 schwarze BMW als Fluchtfahrzeug des brutalen Schlägers in Frage: In solch einem Auto war der Täter mit seinem Komplizen und einer Frau am Steuer geflüchtet, nachdem er am 9. März den 21-jährigen Mehmet B. (Name geändert) als „Scheißausländer“ beschimpft und mit einem Schlagstock so schwer verletzt hatte, dass der Türke lebensbedrohliche Kopfverletzungen erlitt.

Die Anzahl der in Frage kommenden Autos war riesig. Da griff Soko-Chef Reiner Gröger zu einer ungewöhnlichen Ermittlungsmethode: Eine 19-jährige Zeugin erklärte sich dazu bereit, sich in Hypnose versetzen zu lassen. Ein ehemaliger, hessischer Polizeipsychologe befragte sie 20 Minuten lang. Mit Erfolg: Die Frau erinnerte sich in Trance, dass es sich bei dem Wagen um ein schwarzes Cabrio handelte und dass die Innenausstattung hell war. Auch sah sie in Trance einen Frontspoiler vor sich und bestätigte andere Zeugenaussagen: Das Kennzeichen begann mit FFB. „Das hat uns sehr geholfen, die Zahl der Fahrzeuge einzuschränken“, so Jörg Beyser, Leiter der Abteilung Staatsschutz.

Dann ging ein konkreter Hinweis auf einen Cabrio-Besitzer ein. Als dieser mehrmals nicht öffnete, als die Polizei bei ihm klingelte, zog sich die Schlinge weiter zu. Nach einer Telefonüberwachung waren sich die Beamten sicher: Der Cabrio-Besitzer selbst hatte mit der Tat nichts zu tun, er hatte seinen Wagen verliehen.

Am Dienstag wurden die beiden jungen Sicherheitsdienstmitarbeiter festgenommen. Sie haben bereits gestanden. Der 20-Jährige ist der Stiefsohn des Chefs der Sicherheitsfirma, bei der er arbeitet. Der Vater zur AZ: „Wenn ich gewusst hätte, dass er das war, hätte ich ihn gepackt und zum Anwalt und zur Polizei gebracht. Für so etwas gibt es keine Entschuldigung.“

Die beiden Burschen stellen die Tat so dar, dass sie Mehmet B. nur „eine Abreibung“ verpassen wollten. Er habe zuvor die Freundin des 20-Jährigen angemacht.

Nina Job

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