Zeuge: Niemand hat Dominik Brunner geholfen

Die Menschen eilten einfach weiter: Als die beiden Jugendlichen auf den Manager Dominik Brunner einschlugen, hat nach Aussagen eines Schülers niemand geholfen. Im Gerichtsaal kämpft der 16-jährige Zeuge immer wieder mit den Tränen.
von  Abendzeitung
Mordfall Brunner: Die beiden Angeklagten und ihre Verteidiger
Mordfall Brunner: Die beiden Angeklagten und ihre Verteidiger © dpa

MÜNCHEN - Die Menschen eilten einfach weiter: Als die beiden Jugendlichen auf den Manager Dominik Brunner einschlugen, hat nach Aussagen eines Schülers niemand geholfen. Im Gerichtsaal kämpft der 16-jährige Zeuge immer wieder mit den Tränen.

Dritter Prozesstag im Fall Dominik Brunner: Marcel L. (16) und Sarah P. (14) zwei der vier Schüler, die Brunner vor den Schlägern schützen, sagten am Donnerstag aus. Ihre bittere Anklage: Keiner hat ihnen und Brunner gegen die beiden Angeklagten geholfen.

Marcel L. (16) war am 12.September 2009 auf dem Bahnsteig in Solln als die des Mordes angeklagten Markus S. (19) und Sebastian L. (18) den Manager Dominik Brunner tot geprügelt haben - nur weil er den Gymnasiasten und seine drei Freunde vor den Schlägern schützen wollte.

Schwere Vorwürfe macht Marcel L. dabei dem S-Bahn-Führer. Unter Tränen sagte der Schüler: „Er hat nur aus dem Fenster geschaut und ist dann einfach weitergefahren.“ Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Reinhold Baier, ob der Zugführer etwas von der Schlägerei mitbekommen habe: „Der hat genau gesehen, als es losging. Er hat gar nichts gemacht, er hätte helfen können.“

Rückblick: Marcel L. und seine Freunde waren bereits an der Donnersbergerbrücke von den beiden Angeklagten und einem bereits verurteilten Jugendlichen angegangen worden. Die Gang wollte 15Euro erpressen.

Marcel L. und seine Freunde stiegen dann in die S7, die Angeklagten setzten sich ihnen gegenüber. „Ich dachte, das Ganze sei vorbei. Die beiden haben dann irgendwie getuschelt. Herr Brunner hat dann gesagt, dass er die Polizei holen werde.“ Marcel L. und seine Spezln wollten zum Bowlen fahren. Sie stiegen auf Anraten Brunners aber erst am S-Bahnhof Solln aus, weil er die Polizei verständigt und dort hinbestellt hatte.

Die Angeklagten seien ihnen dann in ungefähr fünf Metern Entfernung gefolgt, berichtet der Zeuge. Brunner habe in der Nähe des Wartehäuschens seinen Rucksack abgestellt und seine Jacke ausgezogen und dann eine Boxerhaltung eingenommen. „Ich ging davon aus, dass er kampferfahren ist.“ Danach sei er auf die beiden zugegangen, habe zugeschlagen „und den Markus voll unterhalb der Augen erwischt“.

Der sei ausgerastet. Als Brunner zu Boden ging, hätten die beiden weiter auf ihn losgeschlagen, erinnert sich der 16-Jährige. „Ich hab gedacht, ich muss was machen und habe dann versucht den dunkelhaarigen (Sebastian L.) wegzuziehen. Der sagte: ’Hau ab oder du kriegst auch Schläge’.“ Er sei dann geschockt gewesen und hab gar nichts mehr gemacht.

An Tritte gegen Brunner kann sich Marcel nicht mehr erinnern. Obwohl er dies nach der Tat bei der Polizei noch angegeben hatte. Erinnern kann er sich aber, dass die Schüler „Hilfe, Hilfe“ gerufen hätte. „Keiner hat geholfen.“

Das berichtet auch Sarah P. (14), die ihm im Zeugenstand folgt. „Bitte kann einer helfen“, haben sie gerufen. Ohne Erfolg. Die Aussage der 14-Jährigen deckt sich in weiten Teilen mit der ihrer Freunde. Aber sie kann Wichtiges ergänzen. So erinnert sie sich, dass die Angeklagten keineswegs - wie sie selber ausgesagt hatten - anfangs an Brunner nur friedlich vorbeiwollten, sondern sie hätten sich „breit gemacht“. Daraufhin kam es zu dem Schlag von Brunner.

Im Laufe der folgenden Schlägerei habe Brunner den vier Schülern zugerufen: „Bleibt im Häuschen und mischt euch nicht ein!“.

Sarah P. beobachtete dann wie der Manager zu Boden ging, weil ihm der Fuß gestellt wurde. Markus S. habe sich daraufhin am Geländer festgehalten und mit Wucht auf den Kopf von Brunner getreten. An zehn solcher Tritte, kann sie sich erinnern.

Torsten Huber

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