Zensur beim BR? Deswegen flog der Nockherberg-Schlagabtausch mit Söder wirklich aus der Mediathek

München - Wer schaut eigentlich noch TV, live und in Farbe? Der Trend geht doch klar zum Streaming, nicht nur bei Netflix und Co., auch die Mediatheken von ZDF und ARD werden immer populärer. Aber: Wer das jährliche Abwatschen am Nockherberg live im TV verfolgte, der hatte am Mittwoch einen klaren Vorteil. Vor allem bei der Talkrunde "Sauber derbleckt".
In der BR-Sendung besprechen die zuvor Gescholtenen, also die Riege aus Regierenden, die Darbietung aus Fastenrede und Singspiel. Diesmal bestand die Runde, bei der der Maßkrug nicht fehlen darf, aus Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, Ministerpräsident Markus Söder, Staatsministerin Michaela Kaniber, Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger, der bayerischen Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze sowie SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert als Gast aus der Bundespolitik.
Welchen Vorteil hatte jetzt das Live-Publikum? Während alle Gäste von dem Moderatorenduo Ursula Heller und Tilmann Schöberl am Tisch platziert wurden, kam es zu einem kurzen, aber bayerisch deftigen Schlagabtausch zwischen Markus Söder und Moderator Schöberl. Letzterer setzte sich bei der Stammtischrunde zwischen die Staatsministerin Kaniber, die dieses Jahr zum ersten Mal auch als Rolle beim Singspiel Eingang fand, und Ministerpräsident Söder.
Zensur beim BR? Deswegen fehlt der Zwist zwischen Söder und Nockherberg-Moderator in der Mediathek
Derart in der Zange, sagte er im Spaß: "Jetzt sitze ich im Schlagschatten der CSU, nicht dass mir das noch schadet." Söder, selbst nie um eine Antwort verlegen, antwortet prompt: "Das hat dem BR noch nie geschadet." Eine Spitze, die saß. Nur: Die Zuschauer in der Mediathek kamen nicht mehr in den Genuss dieses Austauschs. Denn die Talkrunde startet dort gleich ganz geordnet mit allen Gästen am Tisch und ohne den kleinen Zwist. Hat man den kurzen Schlagabtausch etwa absichtlich rausgeschnitten? War das Zensur beim BR, wollte man den Part einfach nicht dauerhaft in der Mediathek wissen?
BR sagt: keine inhaltlichen Gründe für die Kürzung
Die BR-Pressestelle kann an der Stelle beruhigen: Es gebe keinerlei inhaltliche Gründe für die Kürzung, so der Sender auf AZ-Anfrage. Man wollte lediglich die unruhige Anfangssituation nicht zeigen, in der jeder Teilnehmer der Runde seinen Platz suchte. Nachvollziehbar, aber trotzdem schade. Der bissige Wortwechsel ist damit Geschichte, außer natürlich für AZ-Leser.
Quoten-Erfolg: Über 2,5 Millionen schalten beim Derblecken ein
Für den Bayerischen Rundfunk war die Übertragung ein voller Erfolg. Laut Branchendienst DWDL haben überdurchschnittlich viele Menschen die Fastenrede von Maxi Schafroth und das Singspiel im Anschluss verfolgt. Insgesamt waren es 2,61 Millionen, die über drei Stunden an den Bildschirmen blieben. Ein Blick in die DWDL-Zahlen zeigt, dass im BR-Sendegebiet sogar ein Marktanteil von 43,2 Prozent gemessen wurde. Fast die Hälfte der Zuschauer verfolgte in Bayern das Spektakel am Nockherberg. Den anschließenden Spitzentalk "Sauber derbleckt" und den oben erwähnten Schlagabtausch zwischen Markus Söder und Moderator Schöberl ab 22 Uhr sahen dann immerhin noch beachtliche 20,7 Prozent.
Mehr Informationen: "Sauber derbleckt" können Sie hier in der BR-Mediathek sehen