Zeitungs-Interview: Hubert Aiwanger lässt Antworten nachträglich streichen

Nach einem Interview der "Augsburger Allgemeinen" mit Hubert Aiwanger ist es zu Diskussionen um die Veröffentlichung der Antworten des Freie-Wähler-Chefs zur Affäre um ein antisemitisches Flugblatt aus Schulzeiten gekommen.
AZ/dpa |
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Hubert Aiwanger, Bundesvorsitzender der Freien Wähler, nimmt im bayerischen Landtag an einer Sondersitzung teil.
Hubert Aiwanger, Bundesvorsitzender der Freien Wähler, nimmt im bayerischen Landtag an einer Sondersitzung teil. © Sven Hoppe/dpa-Pool/dpa

Augsburg/München - Die Zeitung teilte am Donnerstag mit, der bayerische Wirtschaftsminister habe bei der Autorisierung des Interviews ganze Passagen streichen lassen. Daraufhin machte die Zeitung zur Information ihrer Leser öffentlich, welche Fragen von Aiwanger nicht beantwortet wurden.

Das Autorisieren von Zitaten in Wortlaut-Interviews von Medien ist in Deutschland – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern – eine gängige journalistische Praxis. Es soll dem Gebot der Fairness dienen – der Interviewpartner hat die Möglichkeit, eine im Eifer des Gefechts schnell dahin gesagte Antwort noch einmal zu überdenken und gegebenenfalls zu glätten. Nicht gedeckt ist durch das Autorisieren aber in der Regel das völlige Verändern oder Streichen ganzer Interviewpassagen.

Nach gestrichenen Aiwanger-Passagen: BJV lobt Vorgehen der Augsburger Allgemeinen

Der Bayerische Journalistenverband lobte das Vorgehen der "Augsburger Allgemeinen". "Interview-Autorisierung dient nicht dazu, dass Politiker sich Antworten auf unangenehme Fragen nachträglich entziehen. Gut, dass die @AZ_Augsburg diesen Eingriff von #Aiwanger transparent macht", schrieb der Verband auf X (ehemals Twitter).

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Aiwanger war in den vergangenen Wochen in die Schusslinie geraten, nachdem bekanntgeworden war, dass er in seiner Zeit als Gymnasiast ein antisemitisches Flugblatt in seiner Schultasche mit sich geführt hatte. Aiwanger bestreitet die Autorenschaft für die Hetzschrift, bekannt dazu hat sich sein Bruder.

Worauf Hubert Aiwanger keine Antwort geben wollte

Keine Antwort von Aiwanger gab es etwa auf den Vorhalt: "Was uns überrascht hat, ist, dass Sie sich an so viele Dinge nicht mehr erinnern können, wo es doch ein so einschneidendes Erlebnis war in Ihrer Jugend. Wenn sich so ein Schuldirektor vor einem aufbaut zur Standpauke, das weiß man doch noch."

Zu Streitfällen ist es in der Vergangenheit immer wieder gekommen. So druckte die "Thüringer Allgemeine" 2019 eine fast leere Seite, weil der AfD-Politiker Björn Höcke ein zugesagtes Interview hatte platzen lassen. Die "Bild am Sonntag" publizierte ebenfalls eine leere Seite nach einer Interviewabsage der heutigen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). 2003 hatte die "taz" nur die Fragen eines Interviews mit dem heutigen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gedruckt.

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28 Kommentare
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  • Geradeaus-Denker am 16.09.2023 22:09 Uhr / Bewertung:

    Jetzt ist unser armer Wirtschafts-und Bierzeltminister schon wieder Opfer einer Kampagne. Wenn er sich nicht mehr an die Frage erinnern kann, muss er sie doch streichen.

  • muc_original_nicht_Plagiat! am 16.09.2023 18:02 Uhr / Bewertung:

    Hier schreibt jemand
    "Und das mit den Authorisieren von Interviews finde absolut ok. Nur unterscheide ich zw. einem abgesagten Interview und einem Interview, wo im nachhinein ganze Passagen gestrichen werden. "

    Ich schreibe daraufhin:
    "komisch, ich bilde seit Jahrzehnten Journalisten aus, aber: an das fachliche Sujet der "Authorisierung eines ABGESAGTEN Interviews" kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. "

    und dann kommt dieser Forist, der höchstselbst vom abgesagten Interview schriebt, zu dieser unglaublichen Antwort:
    "Ich weiß ja nicht, worauf mit dieser Aussage Bezug genommen wird. Kein Forist schreibt davon. "

    Schon schade, wenn Menschen nicht mehr wissen, was sie geschrieben haben - aber noch viel schlimmer, wenn sie verleugnen, was sie geschrieben haben.

    Aber: der Forist ist dafür leider bekannt.

  • Himbeergselchts am 15.09.2023 16:49 Uhr / Bewertung:

    Er hat sich von Anfang an nur herausgewunden. Ich war’s nicht, am nächsten Tag wusste er wer’s war und kündigte dessen outing an und dann war’s der Bruder. An mehr als die Hälfte von Söder Fragen erinnert er sich nicht und statt dann endlich die…- ruhig zu sein reitet er sich immer weiter rein.
    Und es gibt Wähler, die für diese Leistung ein „jetzt-erst-recht“ Kreuz geben.
    Hätte Aiwanger von Anfang an gesagt, er hat damals Mist gebaut, wäre alles längst ausgestanden. Aber er hat recht, er war’s nicht und er wird mit Dreck beworfen. Das wahre Opfer ist er.

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