Zeitumstellung am 30. Oktober: Stressiger Tag für Münchner Uhrensammler

In der Nacht auf Sonntag ist es wieder so weit: Die Uhren werden eine Stunde zurückgestellt. Für den Münchner Uhrensammler Werner Stechbarth ein echtes Großprojekt
Anna Rauch |
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Werner Stechbarth hat – unschwer zu erkennen – ein Faible für Uhren. Doch die Zeitumstellung bereitet ihm gerade viel Arbeit.
privat Werner Stechbarth hat – unschwer zu erkennen – ein Faible für Uhren. Doch die Zeitumstellung bereitet ihm gerade viel Arbeit.

Vermutlich hat kein Münchner so viel Arbeit mit der Zeitumstellung wie Werner Stechbarth: Insgesamt 366 Uhren ticken, blinken und klingeln in seinem Wohnzimmer, eine für jeden Tag im Kalender, plus eine extra fürs heurige Schaltjahr.

Uhren aus rund 80 Ländern hängen in der Wohnung

Die Leidenschaft des 69-Jährigen für die Zeitanzeiger begann schon in den 70ern. Damals arbeitete Stechbarth bei einer großen Fluggesellschaft und kam viel in der Welt herum: „Die erste Uhr habe ich in Mexiko gekauft, danach habe ich aus jedem Ort, an den ich kam, eine mitgenommen“, erinnert er sich. Uhren aus rund 80 Ländern sind so zusammengekommen.

Eine Stunde zurück: Große Mehrheit hält Zeitumstellung für sinnlos

Aber auch den heimischen Zeitanzeigern kann der Rentner einiges abgewinnen: „Besonders gerne mag ich Kuckucksuhren“, erzählt er. Sein ganzer Stolz ist ein nur zehn Zentimeter großes Exemplar: „Die kleinste Kuckucksuhr, die es gibt“.

Bei Stechbarth fängt die Zeitumstellung schon Tage vorher an

Zur vollen Stunde ist dementsprechend akustisch einiges geboten in Stechbarths Wohnzimmer: „Es ist schon sehr laut“, gibt er zu. „Eine Standuhr hört man sogar bis ins Treppenhaus. Aber ich selber höre das gar nicht mehr.“

Einen Haken hat die Sammlung allerdings trotzdem: Denn automatisch an die Winterzeit passt sich nur eine Handvoll von Stechbarths Schätzen an. Und so steigt der Rentner zweimal im Jahr auf seine Leiter, nimmt jede Uhr einzeln von der Wand und setzt ihre Zeiger vor oder zurück – ein Vorgang, der ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt: „Ich fange normalerweise ungefähr vier Tage vorher mit der Umstellung an“, erzählt der Rentner, „an einem Tag schaffe ich das einfach nicht“.

Doch auch für Menschen, die für die Winterzeit nicht hunderte Male auf eine Trittleiter klettern müssen, kann die Umstellung zum Kraftakt werden. Denn die innere Uhr stellt sich wesentlich schwerer um, als die Zeiger an Wänden und Handgelenken.

Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage leiden insbesondere Frauen und Kinder nach Zeitumstellungen unter einer Art Mini-Jetlag. Der lässt die Betroffenen schlechter schlafen und macht sie reizbar und aggressiv. So ist es auch nicht überraschend, dass 75 Prozent der Deutschen die Zeitumstellung als unsinnig ablehnen.

Auch Uhren-Sammler Stechbart steht der 1980 eingeführten halbjährlichen Zeitverschiebung kritisch gegenüber. „Da könnte man langsam auch mal wieder davon abkommen“, findet er und ergänzt: „Es gibt keinen guten Grund dafür. Es ist anstrengend – und Energie spart es auch keine“. Wenn es nach Stechbarth ginge, wäre es auf seinen Ziffernblättern stattdessen immer Sommer.

„Dann wäre es länger hell und die Menschen könnten abends noch ein bisschen draußen bleiben“, findet der 69-Jährige.

Lediglich einen positiven Aspekt kann er dem halbjährlichen Großprojekt in seinem Wohnzimmer abgewinnen: „So komme ich wenigstens mal dazu, die Uhren alle abzustauben.“

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