Zeitreise zum Geburtstag

MÜNCHEN - Eine halbe Million Besucher zählten die Veranstalter beim diesjährigen Stadtgründungsfest: Die Besucher flanierten bei traumhaftem Wetter zwischen Marienplatz, Rindermarkt und Odeonsplatz, wo Tanz Schauspiel und Musik geboten war.
Der Duft von gebratenem Spanferkel hängt über dem Marienhof, Falken kreischten und Kinder in Ritterrüstung tobten über den Rasen. So wie im Ritterlager am Marienhof lud München zum 851. Geburtstag am Wochenende in der ganzen Innenstadt zu einer Zeitreise ein. Und die Münchner machten mit: 500000 flanierten bei strahlendem Sonnenschein entlang der Partymeile zwischen Odeonsplatz und Rindermarkt bis hinein in die Kaufingerstraße.
An den Rekord des letzten Jahres, als 700000 Besucher zum runden Jubelfest kamen, knüpfte das Stadtgründungsfest trotz des guten Wetters nicht an. Macht aber gar nichts. Dafür war sogar auf den Bierbänken heuer leicht noch ein Platz zu ergattern.
Volkstanz und Karl Valentin
Wohin man horchte, erklang von morgens bis abends Musik: Vom wilden bayerischen Gejodel auf dem Rindermarkt bis zur rockigen Musicaldarbietung des Jungen Theaters am Gärtnerplatz vor dem Rathaus. Nebenan spielte am Samstag die Steirische Harmonika für die Tänzer vom Volkstanzkreis Hallbergmoos auf.
Am Rathauseck erschallten alte Münchner Lieder. Dort gaben Passanten spontan Karl Valentins „Mord in der Eisdiele“ zum Besten - animiert von der Moritatensängerin Irmi Baumann und ihrem Duopartner an der Drehorgel.
In den Alten Hof drang keine Musik, still war’s trotzdem nicht. Rhythmisches Hämmern und Klopfen erfüllte das Gemäuer. In mittelalterlichen Werkstätten probierten sich Kinder und Jugendliche als Handwerker aus. Hier wurden hölzerne Kochlöffel geschnitzt und Isarkiesel geschliffen, dort half ein Schmied beim Herstellen von Schmuckanhängern.
Einige Kinder rissen sich los und begaben sich vom Alten Hof aus als Detektive auf kriminalistische Spurensuche. Der Verein Kultur und Spielraum entführte ins Jahr 1295, als in München die Münzschmiede zerstört wurde. „So etwas wie ein Banküberfall?“, fragte der neunjährige Simon aufgeregt, bevor er aufbrach, das Rätsel der gestohlenen Silberlinge zu lösen.
Es gab auch ein Wiedersehen mit Teilnehmern des 850. Jubiläums: aus drei Metern Höhe grüßten Kaiser Barbarossa und Heinrich der Löwe. Kein Passant, der sich nicht nach dem Stelzenläufer der Gruppe Netzhaut umdrehte, der Farbe ins Geburtstagsspektakel brachten.
Vanessa Assmann