Zeil will weiterplanen
„Ich kann doch 70 Millionen nicht in die Isar schmeißen“, sagt der Wirtschaftsminister
München Die Beerdigung der 2.Stammstrecke wird jetzt zur Belastungsprobe für die schwarz-gelbe Regierungskoalition. FDP-Wirtschaftsminister Martin Zeil will den toten Tunnel trotzdem weiter planen, um bis 2014 das Baurecht für die umstrittene S-Bahnröhre zu erhalten. Der Löwenanteil der Planung sei bereits erledigt, 70 Millionen Euro seien dafür schon angefallen. „Die kann ich doch nicht in die Isar schmeißen“, so Zeil. Die 70 Millionen wären komplett verloren.
Das bringt die CSU auf die Palme. Ministerpräsident Horst Seehofer hatte diese Woche das Aus für die 2.Stammstrecke erklärt. CSU-Wirtschaftssprecher Erwin Huber gibt Zeil die Schuld an dem Debakel: „Er war zwei Jahre nicht imstande, eine Finanzierung hinzubringen.“ Als er nicht mehr weiter gewusst habe, sei man auf die Idee gekommen, Ude mitzahlen zu lassen. Doch der Münchner OB weigert sich, weil die S-Bahn Bund und Land gehört und die Stadt nicht für sie zuständig ist.
„Jeder Euro Steuergeld, der jetzt noch in ein totgeweihtes Projekt gesteckt wird, ist Verschwendung“, kritisiert Huber. Und fragt: „Fertig planen wozu?“ Den Pendlern bringe es nichts – auch in zwei Jahren sei keine Finanzierung durch den Bund zu erwarten. Die CSU will nun lieber jeden Cent in Ertüchtigungs- und Ersatzmaßnahmen bei der S-Bahn stecken. Einen Ausbau der S 4, der meistbefahrenen Strecke im Münchner S-Bahnbereich (Geltendorf-Ebersberg) aber sieht Zeil nun ebenfalls in weiter Ferne: „Wer die zweite Stammstrecke beerdigt, gefährdet auch den Ausbau der S4“. Die Stammstrecke sei das „Rückgrat“ der ganzen Planung. „Bricht es zusammen, funktioniert auch das andere nicht mehr“, so Zeil.
In den Rücken fallen ihm da die eigenen Parteifreunde. „Ein krampfhaftes Festhalten an dem überteuerten zweiten S-Bahn-Tunnel führt nicht weiter“, erklären die Liberalen im Münchner Rathaus. Ihr Fraktionschef Michael Mattar: „Sie schadet sogar dann, wenn wie bisher Verbesserungen immer wieder zurückgestellt werden, weil diese sinnvollen Maßnahmen den Kosten-Nutzen-Faktor des Tunnels verschlechtern.“