Zehn Jahre Haft: Sie tötete zwei Babys

Ein Kind ertrinkt im Toiletten-Abflussrohr, eines in der gefüllten Badewanne. Die Angeklagte Alexandra Sch. verzichtet auf die Revision und nahm ihre verhängte Strafe sofort an.
von  Abendzeitung
Alexandra Sch. vor Gericht: Sie hat ihre zwei Babys getötet
Alexandra Sch. vor Gericht: Sie hat ihre zwei Babys getötet © Astrid Schmidhuber

MÜNCHEN - Ein Kind ertrinkt im Toiletten-Abflussrohr, eines in der gefüllten Badewanne. Die Angeklagte Alexandra Sch. verzichtet auf die Revision und nahm ihre verhängte Strafe sofort an.

Ihr Sohn (18) verlässt mit Tränen in den Augen hastig den Münchner Schwurgerichtssaal 101, als der Vorsitzenden Manfred Götzl das Urteil gegen seine Mutter verkündet: Alexandra Sch. (39) wird wegen Kindstötung und Totschlags zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.

Wie berichtet, hatte die gelernte Einzelhandelskauffrau im Prozess gestanden, dass sie 1995 und 2009 ihre Kinder gleich nach der Geburt ertrinken ließ. „Die Angeklagte hat ihr Leben so sehr auf Täuschungen und Lügen aufgebaut, dass es für sie nicht einfach war, sich diesen Vorwürfen zu stellen“, sagte Götz.

In seiner Urteilsbegründung skizzierte der Vorsitzende Richter das Leben der Angeklagten: Sie wuchs in einer zerrütteten Familie auf. Den leiblichen Vater kannte sie nicht. Die Mutter war Alkoholikerin. Die Angeklagte zog oft um und wechselte häufig die Schule. Sie habe sich zu einer „bindungsschwachen und dissozialen Persönlichkeit“ entwickelt. Dies attestierte ihr ein Gutachter.

1991 kam ihr Sohn zur Welt. Nach der Trennung von ihrem ersten Mann 1993 gab sie den Sohn zur Familie ihres Onkels. Götzl: „Sie kümmerte sich wenig um ihn.“ Anfang 1995 wurde sie wieder schwanger. „Sie hatte vor, das Kind, das sie erwartet, unmittelbar nach der Geburt zu töten“, so Götzl. Motiv: Bequemlichkeit und die Angeklagte wollte keine Einschränkungen in ihrem Leben hinnehmen. Am 7. Oktober setzten die Wehen ein. Um die Tat unauffällig durchzuführen, hat sie ihren damaligen Lebenspartner aus der Wohnung geschickt. Sie gebar das Mädchen auf der Toilette. Götzl: „Der Kopf des Kindes steckte im Ablaufrohr. Sie wartete bis sich der neugeborene Säugling in der Toilettenschüssel nicht mehr bewegte.“ Danach warf sie das tote Kind in den Müll. Aufgrund ihrer Dickleibigkeit fiel niemand die Schwangerschaft auf.

2001kam ihre Tochter Jessica (heute 8) zur Welt. Sie wollte das Kind, weil sie ihren damaligen Partner liebte. Anders bei der zweiten Tat am 5. Januar 2009: Der Vater war erst 19. Als sie schwanger wurde, beendete sie die Beziehung, sagte: „Um die Verhütung habe ich mir keine Kopf gemacht.“ Die Schwangerschaft verheimlichte sie mit einer Lüge: sie sei Krebskrank. Die Chemotherapie sei an ihrer Fülle schuld. Den Jungen brachte sie in einer gefüllten Badewanne zur Welt, ließ ihn ertrinken. Die Babyleiche wurde später beim Aufräumen auf dem Balkon entdeckt. Die Angeklagte nahm das Urteil sofort an.

Torsten Huber

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