Zehn Jahre auf Diebestour: Einbrecherbande geschnappt

Sechs Männer und eine Frau steigen in mehr als 200 Einfamilienhäuser in München und Ingolstadt ein. Ein Teil der 2,4 Millionen schweren Beute ist wieder da. Doch viele Stücke suchen noch ihren Besitzer.
von  Nina Job
Kult: Das Porsche-Handy.
Kult: Das Porsche-Handy. © Polizei

München - Ihr Erfolgsrezept basierte auf drei Säulen: Gründlich auskundschaften, schnell rein und wieder weg – und eine klare Aufgabenteilung. So ging die Einbrecherbande vor, die München und Umgebung zehn Jahre lang in Angst und Schrecken versetzt hat. Die Kripo spricht von der größten ermittelten Serie, die Bayern je hatte.

Gestern gaben Polizei und Staatsanwaltschaft Details zu der dreisten Bande bekannt, die aus mehr als 200 Einfamilienhäusern in und um München Geld, Schmuck und Uhren im Wert von 2,4 Millionen Euro erbeutet hat (AZ berichtete). Ein Teil der sichergestellten Beute konnte ihren Besitzern noch nicht zugeordnet werden. Die Sachen können im Internet unter www.Polizei.bayern angesehen werden.

Einer der Täter war fürs Aufhebeln von Türen und Fenstern zuständig, ein Komplize stand Schmiere und die deutsche Noch-Ehefrau (43) des Bandenchefs (38) stellte ihre Ingolstädter Wohnung als Depot fürs Diebesgut zur Verfügung. Ein viertes Bandenmitglied war schließlich für das Knacken der Tresore zuständig, die die Komplizen bei ihren Brüchen gern mitnahmen, da das Aufbrechen vor Ort zu lange gedauert hätte. Der Panzerknacker war darüber hinaus auch für die Entsorgung zuständig. „Er hat einige einfach in die Donau geworfen“, berichtete Kriminaldirektor Thomas Fichtner gestern. „Vier konnten wir aus dem Wasser fischen.“

Bereits seit 2004 stieg die Bande in wechselnder Besetzung in 137 Einfamilienhäuser in München sowie in weitere mindestens 63 im Münchner Umland und im Raum Ingolstadt. „Die Täter reisten gezielt für zwei, drei Wochen an“, so Polizeivizepräsident Robert Kopp.

In der Zwischenzeit suchten sich die Einbrecher andere Tatorte in Deutschland, Österreich und Spanien. Bevor sie in die Häuser einstiegen, fuhren sie die jeweiligen Straßen mehrmals sehr langsam ab, um die Gewohnheiten der Bewohner auszukundschaften. Die bevorzugten Tatorte lagen in Autobahn-Nähe.

Der mutmaßliche Kopf der Bande stammt aus Serbien und ist eigentlich Metzger von Beruf. Seine Komplizen (43 bis 47 Jahre alt) sind Landsmänner und Kroaten. Die Staatsanwaltschaft München I hat gegen die fünf Männer und eine Frau Anklage wegen Bandendiebstahls erhoben. Zwei weitere Komplizen (41, 43) werden noch per Haftbefehl gesucht.

Wie flog die Bande auf? Die Ermittler können beweisen, dass die Bande bereits seit 2004 in Bayern aktiv war. Erst dank eines Zeugenhinweise flog sie auf. Am 21. Dezember 2013 beobachteten Anwohner, wie drei Männer nachts in Harlaching in einen silbernen Mercedes mit Ingolstädter Kennzeichen einstiegen und das Auto mit quietschenden Reifen davonfuhr. Ein Zeuge konnte sich das Kennzeichen merken – das brachte die Ermittlungen gegen die Bande in Gang.

Im Januar und Juli 2014 wurden vier Männer gefasst. Mit Hilfe der Polizei in Serbien wurde Schmuck im Wert von 500 000 Euro sichergestellt. Bislang konnten nicht alle Gegenstände ihren Eigentümern zugeordnet werden.

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