K.o.-Tropfen im Bier und eine Zamperl-Parade: Kennen Sie diese München-Geschichten?
Wie gut kennen Sie München und die Geschichte der Landeshauptstadt? Die AZ hat 25 zum Teil skurrile Fakten zusammengetragen.
1. Die Bronzelöwen in der Residenzstraße repräsentieren die Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Tapferkeit. Sie wurden 1595 geschaffen. Ihnen über die blanke Schnauze zu streifen, soll Glück bringen.
2. Im Mittelalter gibt es zwei Dutzend Pest-Epidemien in der Stadt. Als Schlimmste gilt die im Winter 1635, mitten im Dreißigjährigen Krieg. Fast jeder Dritte der damals 23.000 Einwohner Münchens wird dahingerafft. Viele werden in Massengräbern beerdigt – auf dem heutigen Alten Südlichen Friedhof.
Als der OB mit Hunderten Zamperln durch die Fußgängerzone zog
3. Im Januar 1910 erhält der in München lebende Schriftsteller, Dramatiker und Übersetzer Paul Heyse zwei Monate vor seinem 80. Geburtstag als erster deutscher Dichter den Nobelpreis für Literatur.
4. Für die einen spießig, für andere einfach nur schee: Als Dackel Waldi 1972 zum Olympia-Maskottchen wird, nutzt OB Hans-Jochen Vogel die Gelegenheit und spaziert bei der Eröffnung der neuen Fußgängerzone mit Hunderten Dackeln (plus Herrchen und Frauchen) in der legendären Zamperl-Parade durch die Innenstadt.
5. 1910 sind in München 483 Motorräder und 1303 Autos gemeldet. Die erlaubte Fahrgeschwindigkeit wird von 10 km/h auf 20 km/h heraufgesetzt.
6. Die Stadt hat mehr als 1000 intakte Brücken, über 200 Brunnen und ein Radwegnetz von 1200 Kilometern Länge.
7. Am 25. Januar 1921 verbietet der Stadtrat dem Personal in Trambahnen, Trinkgelder von Fahrgästen anzunehmen.
Bizarr: 1910 gilt eine Fahrt mit 12 km/h als Raserfahrt
8. Steigende Mieten als Münchner Traditionsproblem: 1905 kostet eine Drei-Zimmer-Wohnung noch 40 Mark im Monat, vier Jahre später sind es schon 55 Mark.
9. 1901 heißt es in der Stadtchronik: "Autounfall am Stiglmaierplatz bei rasendem Tempo von 12 km/h erregt die Münchner."
10. Der traditionelle Tanz der Marktweiber am Faschingsdienstag auf dem Viktualienmarkt ist eine vergleichsweise kurze Tradition. Erst in den 50er Jahren wurde er das erste Mal aufgeführt.
11. In der Feilitzschstraße 32 im Haus der ehemaligen Künstlerkneipe Seerose wohnt von 1899 bis 1902 Thomas Mann. Hier beendet er seinen Roman "Die Buddenbrooks", für den er 1929 den Nobelpreis für Literatur erhält.
12. Der hohe Bierpreis gilt als Auslöser für eine so nie gekannte Massenschlägerei auf dem Nockherberg. 4000 Gäste sollen sich am 23. März 1888 bis zum Morgengrauen geschlagen haben. Die Gendarmerie ist machtlos. Eine zur Hilfe gerufene 50 Mann starke Kompanie der Schweren Reiter, die mit blanken Säbeln hoch zu Ross die Bierhalle stürmt, kann dem Spuk schließlich ein Ende machen.
13. Hans-Jochen Vogel wird 1960 zum jüngsten Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt. Er ist 34 Jahre alt.
14. 1841 verlässt die erste in Bayern produzierte Lokomotive die Maffeische Lokomotivenfabrik am Rande des Englischen Gartens, damals noch weit vor den Toren der Stadt. Die von König Ludwig I. auf den Namen "Der Münchner" getaufte Lok startet zu einer Probefahrt auf der Strecke München-Augsburg.

15. Der erste Verkehrsflughafen München eröffnet am 3. Mai 1931 am Oberwiesenfeld, wo heute der Olympiasee liegt. Bereits seit 1890 war das Rollfeld militärisch genutzt worden. Der neue Flughafen wird aber schnell zu klein, schon 1939 zieht man in den neuen Flughafen nach Riem um.
16. Der heutige Marienplatz erhält seinen Namen 1854, als der damalige Getreidemarkt vom Markt-, beziehungsweise Schrannenplatz zur Blumenstraße hinter den Alten Peter verlagert wird. Mit der Ehrung der Gottesmutter Maria will man der zu der Zeit grassierenden Cholera-Epidemie Einhalt gebieten.
17. Mitte Mai 1984 gibt es einen Skandal der besonderen Art. 80 Polizisten stürmen das historische Bierlokal Donisl am Marienplatz. Der Geschäftsführer, aber auch zahlreiche Kellner werden festgenommen. Gäste sind zuvor über Monate hinweg systematisch ausgenommen worden, viele mit K.-o.-Tropfen im Bier betäubt, bis aufs Hemd beraubt und vor den Hinterausgang der Wirtschaft gelegt.
18. Seit 1879 macht die italienische Familie Sarcletti Eis für die Münchner, damals eröffnete am Rotkreuzplatz in Neuhausen ihr erster Eiskiosk. 1974 entstand das heutige Sarcletti, das den Münchnern immer noch als eine der besten Eisdielen der Stadt gilt.

19. 1980 weist die Stadt erstmals so genannte "Toleranzzonen" im Englischen Garten aus, in denen die Hüllen fallen dürfen. Damit will man dem zügellosen Treiben Einhalt gebieten.
20. Eine Maß Bier kostet auf der Wiesn im Jahr 1900 gerade einmal 35 Pfennig.
21. Nach Prag mit 144 Litern pro Person und Jahr, gefolgt von Warschau und Krakau, liegt München mit 107 Litern Bier an vierter Stelle aller Großstädte Europas.
22. München gilt heute nicht unbedingt als klassische Arbeiterstadt. Aber hier wurde der Deutsche Gewerkschaftsbund gegründet - und zwar vom 12. bis 14. Oktober 1949 im Kongress-Saal des Deutschen Museums.
23. 1973 kommt bei einer repräsentativen Umfrage heraus, dass jeder vierte Bundesbürger gern in München leben würde.
24. Im Herbst 1944 müssen in Münchens Unternehmen 40.000 Zwangsarbeiter arbeiten, alleine bei BMW 17.000.

25. Im November 1980 besucht erstmals nach 198 Jahren wieder ein Papst unsere Stadt - und zwar Johannes Paul II. Er kommt mit einem Sonderzug aus Altötting an.
Der Kalender "München 2025 - München-Wissen für das ganze Jahr" von Rüdiger Liedtke ist soeben im Emons-Verlag erschienen und kostet im Buchhandel 15 Euro.