Zahlen zeigen: So unpünktlich war die Münchner S-Bahn 2022

Eine von zehn S-Bahnen kommt in München zu spät. Details zeigt eine Anfrage der Grünen.
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S-Bahnen an der Donnersbergerbrücke: Auch hier dürften im vergangenen Jahr nicht alle pünktlich gekommen sein. (Archivbild)
S-Bahnen an der Donnersbergerbrücke: Auch hier dürften im vergangenen Jahr nicht alle pünktlich gekommen sein. (Archivbild) © imago/Wolfgang Maria Weber

München - Viele, die häufiger mit der Münchner S-Bahn unterwegs sind, dürften sich über diese Nachricht wundern: Die S-Bahn fuhr 2022 in 90 Prozent aller Fälle pünktlich. Aber das heißt auch: Von zehn S-Bahnen kommt eine zu spät.

Das hat eine Anfrage von Markus Büchler, dem Mobilitätsexperten der Grünen im Bayerischen Landtag, ergeben. Er nennt die Werte "absolut inakzeptabel".

Tatsächlich ist die Münchner S-Bahn damit viel unpünktlicher als die in Berlin. In der Hauptstadt liegt die Pünktlichkeitsquote bei 95,1 Prozent. Für den "Tagesspiegel" Anlass zum Schimpfen – denn so unpünktlich war die Berliner Bahn seit Jahren nicht.

In München hätte man sich über den Wert wohl gefreut. Denn hier erreichte die S-Bahn diesen bloß im Februar 2022. Ansonsten waren die Züge unpünktlicher – vor allem im Juni. 84,3 Prozent der Züge hatten da eine Verspätung.

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S-Bahn München: S1 und S2 waren besonders unpünktlich

Die unpünktlichste Linie war die S1 (zwischen Freising und dem Leuchtenbergring). Im Juli kam fast ein Viertel der Züge zu spät. Auch die S2 im Osten, Richtung Erding, war nicht viel pünktlicher: Im November hatten etwas mehr als 20 Prozent der Züge eine Verspätung. Mehr Glück hatten die Pendler, die auf der S3 (von Mammendorf bis Holzkirchen) unterwegs waren. Hier lag die Pünktlichkeitsquote übers ganze Jahr hinweg bei rund 94 Prozent. Auch wer mit der S8 zum Flughafen musste, hatte in 92,6 Prozent der Fälle Glück.

Nicht eingerechnet hat das bayerische Verkehrsministerium all die Züge, die komplett ausfielen. Diese Quote belief sich auf sechs Prozent. Das heißt: Komplett pünktlich fuhren eigentlich nur etwa 85 Prozent der S-Bahnen, so Büchler. Auch diese Quote schwankt stark. Im November lag sie bei 10,2 Prozent, im Dezember bei 3,3 Prozent. "Das ist viel zu viel", sagt auch Andreas Barth vom Fahrgastverband "Pro Bahn" auf AZ-Anfrage. "Hier ist die Landespolitik zum Handeln gefordert."

Markus Büchler von den Grünen.
Markus Büchler von den Grünen. © Grüne

Der Grund für die Verspätung aus Büchlers Sicht: "Unsere S-Bahn, die wir jetzt in München und im Umland so dringend brauchen, ist jahrzehntelang von den Verkehrsministern der CSU in Bund und Land sträflich vernachlässigt worden." Ähnlich sieht es auch Barth, der der Landespolitik ein "mittlerweile jahrzehntelanges faktisches Hinnehmen der Probleme der Münchner S-Bahn" vorwirft.

Wie die Probleme gelöst werden sollen? Laut Büchler durch eine schnellere Modernisierung. "Weichen und Signale müssen erneuert werden." Es gebe nicht die eine große Maßnahme, sondern viele kleine, sensible Bestandteile.

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Forderung: Freistaat darf sich nicht alleine auf Zweite Stammstrecke fokussieren

Auch müsse der Freistaat feststellen, an welchen Stellen oft Personen ins Gleis geraten und einen Plan machen, um das zu verhindern. Außerdem müssen die S-Bahn-Außenäste erneuert werden, fordert Büchler. Und zwar sofort. "Wir können nicht mit Verbesserungen warten, bis die Röhre für die Zweite Stammstrecke vielleicht irgendwann fertig wird." "Pro Bahn"-Sprecher Barth dazu: "Das Fokussieren der Landespolitik alleine auf den zweiten S-Bahn-Tunnel als alleinigen Heilsbringer bei faktischem Ignorieren aller anderen Probleme hat große Schäden bei der S-Bahn angerichtet."

Klar kosten die geforderten Verbesserungen bei der Bahn-Infrastruktur Geld. "Doch das sollte es dem Freistaat wert sein", findet Büchler. "Immerhin bewältigt die Münchner S-Bahn zwei Drittel des Fahrgastaufkommens in ganz Bayern." Der Freistaat als Aufgabenträger für die S-Bahn sei laut Barth zuständig und verantwortlich: "Es ist seine Verantwortung, eine gute Betriebsqualität und weniger Ausfälle aktiv einzufordern und nicht die derzeitige Schlechtleistung faktisch einfach nur hinzunehmen."

Büchlers Forderung an die Staatsregierung: Eine klare Linie und entschlossenes Handeln in Sachen S-Bahn-Verbesserungen. "Aber leider ist davon bei der CSU-FW-Staatsregierung nichts zu sehen: Hier wird weiter ohne Plan und ohne Ziel weitergewurschtelt."

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  • Mimiiii am 14.02.2023 22:24 Uhr / Bewertung:

    Komisch.. aus Spaß hab ich mir Mal aufgeschrieben wie oft ich denn pünktlich ankommen (Strecke sind 3 Haltestellen). Bei 118 Fahrten bin ich ganze 19 Mal pünktlich gewesen. Wobei die Verspätung alles beträgt zwischen 1min und 45min (10min Verspätung kommt am häufigsten vor). Mal so als Vergleich: ich fahre nur 8 Minuten mit der Bahn - ich hab also pro Woche meist genauso viel Verspätung wie ich reguläre Fahrtzeit hab.
    Keine Ahnung was hier abgeglichen wurde, aber so ganz glauben kann ich das nicht.

  • Monaco_Flote am 14.02.2023 21:49 Uhr / Bewertung:

    Deswegen habe ich geschrieben wsl. teilweise sogar zu Recht - Da das Grünrot in allen Fällen so macht wird es irgendwann unglaubwürdig. Wohnungsbau, UBahnbau, ...

  • Monika1313 am 14.02.2023 21:02 Uhr / Bewertung:

    Wenn ganz ausgefallene S-Bahnen nicht eingerechnet wurden, dann frage ich mich, wofür man überhaupt eine Erhebung macht. Das ist doch schon wieder Schönrechnerei vom Feinsten. Die Münchner S-Bahn ist eine Katastrophe, von der Pünktlichkeit, von den Ausfällen, vom Kundenservice, von der Sauberkeit etc.. Am besten ist noch die Einbeziehung der Fahrgäste und das so tun als ob was passieren würde. Ich meine damit 'dieser Bahnhof hat ein offenes Ohr' Tel. 12345. Statt dass sich Leute von der Bahn um ihre Bahnhöfe kümmert, wird das inzwischen auch auf die Fahrgäste übertragen. Viele Zugtüren haben einen Aufkleber, dass sie nicht funktionieren, die Bahnhöfe sowas von dreckig, dass man sich als Bewohner dieser Stadt fast schämen muss. Und dann noch behaupten, dass sie pünktlich sind. Diese Schönrederei nervt wirklich.

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