Zahlen für München: Was kosten uns Auto- und Radverkehr wirklich?
München - Nehme ich das Auto, die Bahn oder fahre ich mit dem Rad? Oft ist das auch eine Frage der Kosten. Kosten, die jeder Einzelne tragen muss. Die verschiedenen Verkehrsarten verursachen aber noch andere Kosten. Die die sogenannten externen Kosten sind eher unsichtbar.
Dieser Begriff aus der Volkswirtschaftslehre meint beispielsweise Kosten durch Unfälle, Luftverschmutzung, Lärmbelastung und Klimafolgen. Also Effekte, die von Einzelnen verursacht werden, aber von der Allgemeinheit getragen. Passend dazu gibt es auch externe Nutzen, wie eine längere Lebensdauer durch bessere Gesundheit.
Für die Verkehrs- und Stadtplanung etwa sind solche Erkenntnisse durchaus interessant. Möchte man wissen, welche Kosten (und Nutzen) verschiedene Verkehrsmittel wirklich verursachen, muss man all das berücksichtigen. Für die Stadt München allerdings gibt es solche Zahlen weit und breit nicht.
Tool berechnet Kosten - das sind die Zahlen für München
Was es aber gibt, ist ein Computerprogramm der Universität Kassel, mit dem sich dies erheben lässt, vorausgesetzt man hat die notwendigen Daten, um es zu füttern. Kassel, Bremen und Kiel haben das bereits gemacht. Johannes Schürmann und Ester Scheck von der Initiative Munich Ways haben es nun auf München angewendet und die Ergebnisse in einer Studie zusammengefasst.
Die Zahlen dazu bekamen sie etwa vom Statistischen Amt der Stadt, dem Landesamt für Umwelt und der Polizei.
Untersucht wurden die Anzahl der Einwohner, mittlere Wegehäufigkeit pro Person pro Tag je Verkehrsmittel, mittlere Dauer eines Weges zu Fuß und mit dem Fahrrad in Minuten, die Jahresfahrleistung in Kilometern, Lärmbelastung, Unfälle und der sogenannte Modal-Split, das ist die Verteilung des Transportaufkommens auf die Verkehrsmittel.
Überraschung: Das Auto ist am teuersten
Das Fazit wird die wenigsten überraschen: Das Auto verursacht die meisten Kosten, beim Radl und Zufußgehen überwiegt der Nutzen.
Pro gefahrenem Kilometer überwiegen beim Auto die gesellschaftlichen Kosten mit 6,7 Cent. Jährlich sind das 222 Millionen Euro. Der Radverkehr hingegen erbringt 24 Cent gesellschaftlichen Nutzen, das entspricht 223 Millionen, vor allem durch den Gesundheitsnutzen. Die einzigen gesellschaftlichen Kosten, die hier entstehen, sind Unfallkosten. Die könnten durch eine Verbesserung der Radinfrastruktur und damit mehr Sicherheit im Radverkehr verringert werden.

Würden also mehr Bürger öfter aufs Autofahren verzichten, nützte das allen. "Das zeigt: Mobilitätsentscheidungen sind eben nicht individuell, sondern ein gesamtgesellschaftliches, sozialpolitisches Thema", sagt Ester Scheck.
Das Radl ist noch nicht attraktiv genug
Aktuell sei das Radfahren nicht attraktiv genug, damit die Bürger das umsetzen, so Schürmann. "Die Bürger wollen von A nach B und wählen das Verkehrsmittel, das für sie am angenehmsten ist." Es stelle sich also die Frage: "An welchen Schrauben, muss man drehen?" Die Stadt sollte hier steuernd eingreifen, so Schürmann.
Hier hakt das Bündnis Radentscheid München ein, das sich für eine Verbesserung der Radinfrastruktur einsetzt. Jetzt sei belegt, dass eine Förderung des Radverkehrs auch im Hinblick auf Kosten sinnvoll sei, so Sonja Haider, Bündnis-Sprecherin und ÖDP-Stadträtin. Gudrun Lux, Chefin der Münchner Grünen, betont: "Letztlich profitieren alle, selbst die Autofahrer, es steht ja keiner gerne im Stau."
Es fehlen noch weitere Daten für eine Komplett-Analyse
Die Autoren der Studie empfehlen, diese als Grundlage für genauere Untersuchungen zu nutzen. Denn: Viele Effekte seien in die Erhebung nicht eingeflossen. Etwa Kosten durch Staus, für Infrastruktur, aber auch Einnahmen aus dem ÖPNV und vieles mehr. Man möchte das gerne umsetzen, so Schürmann, es fehlten dazu aber die Daten der Stadt. Diese würden bisher nicht aufgeschlüsselt.
Auch Haider hofft, dass die Stadt nun dranbleibt: In den Niederlanden etwa werde jede Verkehrsmaßnahme, die gebaut wird, mit einer Kostennutzen-Analyse betrachtet, sagt sie.
Lesen Sie auch: Autofreie Fraunhoferstraße - Verkehrspläne sorgen für Ärger