Zahlen der Stadt zeigen: München arbeitet öfter daheim

München - Den Morgenkaffee in der Hand, oben eine Bluse, unten noch die Pyjamahose, klappt der Münchner Arbeitnehmer inzwischen kurz vor Arbeitsbeginn seinen Laptop auf, unterdrückt ein Gähnen und wählt sich in die erste Videokonferenz des Tages ein.
Ifo-Institut: Im April arbeiteten 24,9 Prozent der Beschäftigten in Deutschland von daheim aus
Ein Klischee, bestimmt. Mit einem mehr oder weniger hohen Wahrheitsgehalt. Was man aber festhalten kann: Die Münchnerinnen und Münchner arbeiten inzwischen deutlich mehr von zu Hause aus als vor der Pandemie - ob in Schlafanzughose oder nicht, sei mal dahingestellt.
Die Zunahme von Homeoffice ist häufig thematisiert und mit Zahlen belegt worden. So veröffentlichte das Ifo-Institut erst Anfang Mai neue Zahlen. Demnach arbeiteten im April 24,9 Prozent der Beschäftigten in Deutschland von daheim aus. Ein leichter Rückgang im Vergleich zum März (27,6 Prozent), aber immer noch eine recht hohe Quote.
In München gibt es einen klaren Trend hin zum Homeoffice
Inzwischen gibt es aber auch Münchner Zahlen, die das stadteigene Statistische Amt erhoben hat. Sie zeigen: In der Stadt gab es einen klaren Trend hin zum Homeoffice. Wer aber "Heimarbeit" in Anspruch nehmen darf, ist sehr unterschiedlich.
22.000 Menschen hat die Stadt nach einem Zufallsverfahren für die Untersuchung angeschrieben, teilgenommen haben 7.073 Münchnerinnen und Münchner, die zwischen Mitte Januar und Ende Februar 2021 schriftlich oder online einen Fragebogen ausgefüllt haben.
Wie veränderte sich das Arbeiten durch die Corona-Pandemie?
69,5 Prozent der Befragten gaben an, dass sie prinzipiell auch von daheim aus arbeiten können. Diese hat die Stadt genauer gefragt, wie sich ihr Arbeiten durch die Pandemie verändert hat.
Dabei wurde sehr deutlich: Vor Corona war das Büro als Arbeitsort klar an erster Stelle. 70 Prozent der Befragten arbeiteten fast ausschließlich bei ihrem Arbeitgeber vor Ort. Das hat sich umgedreht: Für die Zukunft erwarten nur noch etwa 16 Prozent, dass sie für ihre Arbeit immer ins Büro oder zum Kunden müssen.
Die Stadt hat die Befragten in unterschiedliche Gruppen eingeteilt
Nur etwa elf Prozent der Befragten arbeiteten vor der Pandemie mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit daheim, künftig erwarten 55 Prozent der befragten Arbeitnehmer, das so handhaben zu können.

Die Stadt hat die Befragten auch in unterschiedliche Gruppen eingeteilt, je nachdem, wie ihre Arbeitssituation vor der Pandemie war. Dabei zeigt sich: Egal, wie viel oder wenig Homeoffice vor der Pandemie üblich war - in allen Gruppen ist die "Heimarbeit" mehr geworden (rote Kreise). Bei wenigen blieb es gleich (orangene Kreise), kaum jemand arbeitet seit der Pandemie öfter im Büro als er es zuvor getan hat.
Natürlich ist Homeoffice auch sehr branchenabhängig
Allerdings ist die Möglichkeit, Homeoffice zu machen, bei den Münchnern nicht gleichmäßig verteilt. So fanden die städtischen Statistiker heraus, dass Menschen mit hoher Bildung deutlich öfter (80 Prozent von ihnen) von daheim aus arbeiten können als Menschen mit mittlerer (55 Prozent) und niedriger Bildung (24 Prozent).
Auch der Pass spielt eine Rolle: Wer keine deutsche Staatsangehörigkeit hat, arbeitet deutlich seltener von zu Hause aus als Menschen mit deutschem Pass. Natürlich ist Homeoffice auch sehr branchenabhängig. Gastgewerbe, Tourismus und die Gesundheitsbranche haben zum Beispiel eine Homeoffice-Quote von weniger als 40 Prozent. Befragte, die bei Banken und Versicherungen arbeiten, können zu 94 Prozent an ihrem heimischen Laptop arbeiten.
Überraschend: 89 Prozent der Befragten, die in der Automobilbranche arbeiten, gaben an, von daheim aus arbeiten zu können. Die Stadt erklärt das damit, dass in München auch in dieser Branche Tätige oftmals Verwaltungstätigkeiten nachgehen, die sich besser von zu Hause aus erledigen lassen.
Homeoffice wird also auch in München Teil der Arbeitswelt bleiben. Gut für die Pyjamaindustrie.
